Kapitel 3: Kräuter und Hexen

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Potter war kein Slytherin geworden. Ganz im Gegenteil, denn der labbrige alte Hut hatte ihn nach Gryffindor gesteckt. Ausgerechnet zu den Löwen. Vermutlich würden sie von jetzt an noch unerträglicher werden, als sowieso schon. 

Marcus blickte grimmig auf die Pflanzensamen hinab, welche vor ihm auf dem Tisch lagen, als wären sie schuld an seiner schlechten Laune. 

Blöde Blumen. 

Blöde Gryffindors. 

Blöde Schule. 

„Mr. Flint, Sie sollen Ihr Blindkraut auch einpflanzen und es nicht nur anschauen als würde es sie jeden Moment beißen." Professor Sprout war beim Herumgehen vor ihm stehengeblieben und betrachtete ihn beinah mitleidig. 

Besonders heute roch sie sehr stark nach Erde und Humus, weshalb Marcus nur die Nase rümpfte – ihm doch egal, ob das unhöflich war oder nicht – und etwas Unverständliches als Antwort brummte. 

Die Lehrerin blieb noch einen Moment länger, aber als sie erkannte, dass er sich so schnell nicht zum Arbeiten bewegen lassen würde, zog sie fürs Erste ab. Dafür bestaunte sie gleich darauf ausdrucksstark und vor allem laut die bereits verrichtete Arbeit der Schülerinnen hinter ihm. „Das sieht wunderbar aus, meine Liebe! Und Miss Haywood ebenfalls hervorragend gearbeitet. Das gibt zehn Punkte für Hufflepuff." 

Marcus stöhnte innerlich auf. Warum musste es unbedingt Kräuterkunde als erste Unterrichtsstunde im neuen Schuljahr sein? Wenn es wenigstens ein Fach wäre wie Zaubertränke, denn da hätte er (Dank Snapes Bevorzugung seines eigenen Hauses) noch nicht einmal geistig anwesend sein müssen. 

Aber stattdessen durfte er sich hier in diesem stickigen Gewächshaus die Beine in den Bauch stehen und Blumen einpflanzen, die sie dann für die ersten paar Monate aufziehen sollten. So ein Schwachsinn. 

Marcus war bewusst, dass er bereits den ganzen Vormittag damit verbracht hatte, in sich hinein zu fluchen und zu schimpfen. Seine Laune war auf dem berüchtigten Tief, und als er unfreiwillig auf das Gespräch der Mädels hinter ihm aufmerksam wurde, sank sie schlagartig noch mehr nach unten. 

„Letztes Jahr haben wir uns zum ersten Mal so richtig unterhalten, beim letzten Spiel der Saison.", erzählte die eine soeben. 

Gut, dachte Marcus, jetzt halt die Klappe. Leider tat sie das nicht, sondern quasselte munter weiter. 

„Da habe ich schon bemerkt, dass wir total auf einer Wellenlänge sind! Das ist unglaublich. Er ist noch viel mehr verrückt nach Quidditch als ich." 

Da mischte sich nun das andere Mädchen ein. „Das ist möglich?", sie kicherte und fuhr dann fort, „Aber, was genau lässt dich denn jetzt denken, dass da was zwischen euch sein könnte?" 

„Stell dir vor, als wir bei Kings Cross in den Zug gestiegen sind, da hat er mir die Tür aufgehalten." Das war wieder die Erste. Ihre Stimme klang fast verträumt. 

Marcus überlegte indessen, sich die Ohren zuzuhalten. 

„Ich dachte natürlich, dass es nur Höflichkeitsfloskeln wären, aber dann, heute Morgen beim Frühstück hat er mich angelächelt! Einfach so, weißt du? Und mir direkt in die Augen gesehen. Das muss was zu bedeuten haben!" 

„Woah, du hast so ein Glück.", antwortete das zweite Mädchen beeindruckt. „Wie hast du reagiert? Ich hätte sicher einen tomatenroten Kopf bekommen, wenn Oliver Wood mich nur anschauen würde." 

Bei dem Namen wirbelte Marcus herum und warf einen zweifelnden Blick auf die zwei Mädchen. 

„Ich hab natürlich zurückgelächelt.", antwortete die Blonde soeben und klopfte dabei ganz in Erinnerung versunken die Erde in ihrem Blumentopf fest. Ihre Tischnachbarin hatte den Kopf auf die Arme gestützt und sah so aus, als würde sie gleich dahinschmelzen wie eine runtergefallene Kugel Eis in der Sonne. 

Chasing you down againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt