Kapitel 5: Verabredungen

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„Hey Flint! Warte mal!" 

Marcus brauchte sich nicht einmal umzudrehen. Er wusste gleich, wem die gut klingende Stimme gehörte, die ihn da mit leicht verärgertem Ton rief. Genervt, vor allem über den in Schwärmen aufgestobenen Schnatzen in seinem Bauch, zog er die Schultern hoch und drehte sich provokant langsam um. 

„Wood.", sagte er in seiner besten Ich-habe-gerade-echt-keine-Lust-mich-mit-dir-rumzuschlagen – Stimme. Doch der Gryffindor hatte das gewohnte feurige Glimmen in den Augen, das ihm sagte, dass leider kein Weg an diesem Gespräch vorbeiführte. 

Als Wood bei ihm ankam und so dicht vor ihm stehen blieb, dass er den Kopf leicht in den Nacken legen musste, bildete sich ein seltsamer Kloß in Marcus Kehle. Er schluckte. „Und, was ist?" 

Wood sah noch immer leicht zu ihm hinauf und stemmte die Hände in die Hüften wie eine Mutter, die gleich ihr kleines Kind belehren wollte. „Was war das letztens für eine kindische Aktion, hm?" 

Marcus zog unbeeindruckt eine Augenbraue in die Höhe. Da gab es jetzt mehrere Optionen ... 

Wood schien seine Ahnungslosigkeit zu bemerken. „Das Quidditchfeld?", fragte er. „Als ihr da wie die Deppen mit euren neuen Besen anmarschiert kamt und Malfoy seine Show abgezogen hat." 

„Ohhh, ach das meinst du.", Marcus tat überrascht, während er selbstgefällig die Arme vor der Brust verschränkte. Jetzt bildeten sie eine kleine Schutzbarriere zwischen ihm und Oliver, und zudem half es ihm gegen den Drang, den Gryffindor in jeglicher Art und Weise anzufassen. 

„Ja, genau das meine ich." 

Da war sie wieder, die kleine, süße Zornesfalte auf Woods Stirn. 

„Na und? Wir mussten nun mal unseren neuen Sucher trainieren. Und die Besen testen – das waren im Übrigen Nimbus 2001, falls du es noch nicht gesehen hast." 

Der Ausdruck auf Woods Gesicht wurde säuerlich. „Gib es doch zu, du wolltest nur angeben! Das ist so typisch. Weißt du manchmal denke ich, du bist gar nicht so ein Depp, wie alle sagen, und dann ziehst du eine ekelhafte Aktion nach der nächsten ab und dann versteh ich die Anderen wieder." 

Oliver mimte Marcus Geste und verschränkte nun seinerseit seine Arme. Er hatte die Ärmel seines Pullovers hochgekrempelt, und nun gaben sie einen guten Blick auf muskulöse Unterarme. Sehr starke Hüterarme. 

Marcus bemühte sich, seine Augen wieder auf Woods Gesicht zu fokussieren. Und nur auf Woods Gesicht. Der war jedoch wieder in eine seiner berühmten Schimpftiraden verfallen, nur dass diese nicht seinem Team sondern seinem ärgsten Gegner galt. 

„Weißt du überhaupt, wie hinterhältig das ist, deinen besten Freund gegen Malfoy einzutauschen? Malfoy?! Ich habe immer gedacht, dass du dich wenigstens von Verrat in den eigenen Reihen distanzierst, aber dass du dich kaufen lässt und dann auch noch deine engsten Freunde hintergehst – das ist selbst für einen Slytherin extrem widerwärtig." 

Diese Worte auch noch von Wood zu hören, ausgerechnet von Wood, tat weh. Sein Team hatte ihm schon genug Vorwürfe deswegen gemacht, Terence würdigte ihn nicht mal mehr eines einzigen Blickes – und jetzt kam Wood um die Ecke und meinte, ihm direkt ins Gesicht sagen zu müssen, wie sehr er ihn verabscheute. 

Marcus versteckte seinen Schmerz hinter einer belustigten Grimasse. „Na und Wood? Denkst du wirklich es kümmert mich, was du über mich denkst?" 

Oliver hielt inne. Er öffnete den Mund, als wollte er erneut mit einem Redeschwall beginnen, aber er sagte nichts. Anschließend presste er die Lippen wieder aufeinander und schwieg. 

Marcus, der nicht wusste, was das zu bedeuten hatte, spielte weiterhin den Lässigen. „Du sagst ich wäre kindisch, aber du kommst hier an und hälst mir einen Vortrag, obwohl mir deine Meinung sowas von am Arsch vorbeigeht." 

Jetzt hatte er Wood zweimal hintereinander direkt ins Gesicht gelogen. Er hatte ihm in die braunen Augen geschaut und gelogen, ohne mit der Wimper zu zucken. Das war eigentlich eine stolze Leistung, denn angesichts der Schnatze hatte er das nicht für möglich gehalten, aber es fühlte sich falsch an. So, so falsch.

Dann kam ihm eine Idee. „Aber weißt du was Wood? Wie wär's, wenn wir uns beiden beweisen, dass wir nicht kindisch sind." 

Oliver zog die Augenbrauen zusammen. Ihm schien die Sache offensichtlich nicht zu gefallen. 

„Ach komm schon Olli, sei nicht feige." Ehe er selbst oder der Gryffindor zu viel über diesen ungewohnten Spitznamen nachdenken konnten, gab Marcus seine dumme Idee laut preis. „Sonntags um dreiundzwanzig Uhr, im Korridor hinter der hässlichen Drachenstatue im zweiten Stock.", sagte er knapp. „Wir machen ein kleines Duell." 

„Duelle sind in den Fluren und überhaupt außerhalb des Unterrichts verboten.", erwiderte Wood, ganz in der Regeln befolgenden Manier von Potters kleiner Freundin. 

„Hast du etwa Angst, zu verlieren?", provozierte Marcus. Dann lehnte er sich ein wenig nach vorn, fast als wollte er Oliver küssen, und raunte: „Das wird sicher lustig. Nur du und ich, Wood." Ein hämisches Grinsen thronte auf seinem Gesicht, während er vergebens versuchte, das schnelle Pochen seines Herzens zu ignorieren. 

Wood sah ihm fest in die Augen, legte ihm die Hand auf die Brust und stieß ihn mit der Wut eines im Stolz Verletzten von sich weg. 

„Abgemacht." 


Chasing you down againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt