Kapitel 8: Es ist wieder Quidditchzeit

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Slytherin führte mit deutlichem Abstand (momentan 60 zu 0) und Marcus war guter Dinge. Ein ganzes Team mit Nimbus 2001 Besen ... ja das brachte ihnen so einige Vorteile. Die Gryffindors hatten mit ihren Sauberwischs und den anderen Auslaufmodellen (abgesehen von Potters Nimbus 2000 natürlich, auch wenn der ja nun auch bereits ein altes Modell war) absolut keine Chance, auch wenn Wood sie bei Wind und Wetter aufs Feld zum Trainieren gejagt hatte. Nicht dass Marcus das beobachtet hätte. 

Wenn sie genügend Vorsprung aufbauten, wäre der Trumpf der Gryffindors dahin und selbst wenn Potter den Schnatz fangen würde, wären die Löwen die Verlierer. Er hoffte, dass Malfoy einen guten Job machte. Der Junge war wenigstens nicht vollkommen talentlos, so wie er es eigentlich erwartet hatte – auch wenn er jede Gelegenheit zu nutzen schien, die sich ihm bot, um Potter hämisch von der Seite anzuquatschen.
Doch schon kurz nach Spielbeginn war etwas seltsam. 

Marcus bekam gerade von Adrian den Quaffel zugespielt, als einer der Weasley-Zwillinge einen Klatscher auf seinen Freund hetzte. Doch ehe er ihn erreichte, schoss die schwarze Kugel flink an ihm vorbei und steuerte stattdessen einen rot gekleideten Gryffindor an – welcher, so bemerkte es Marcus erst beim Genaueren Hinsehen, Potter war. 

Irritiert wechselte er einen Blick mit Adrian, doch dann konzentrierten sie sich wieder auf den Sturm zum Tor ihrer allerliebsten Hassgegner. Kurz, bevor sie einen weiteren Treffer erzielen konnten, schrillte jedoch Madame Hoochs Pfeife. Laut und klar trällerte der Ton über das Feld und übertönte, wenngleich wohl mit Magie verstärkt, die lauten Rufe und Schreie der Schüler und Lehrer, die dem Spiel zusahen. 

Marcus hielt genervt inne und drehte mit dem Besen bei, um zu sehen, was der Grund für die Unterbrechung war. Ihm bot sich ein ganz sonderbares Schauspiel: Potter hetzte in den tollkühnsten Spiralen und Wendemanövern über das Quidditchfeld und flog praktisch Slalom um die anderen Spieler, welche ebenfalls verwirrt auf den Klatscher glotzten, der dem Zweitklässler an den Fersen klebte. 

Dass das nicht mit rechten Dingen zuging, war offensichtlich. Es war amüsant, das Ganze mit anzusehen, zumindest empfanden so die Slytherins.
Schließlich folgten die Treiber Gryffindors, und zusammen bildeten sie einen Luftkonvoi, der aussah wie eine Wilde Jagt.

Immer wieder kam der Klatscher Potter gefährlich nah, doch dann schaffte der Junge es, immer wieder abzudrehen. Dann zog er den Besen plötzlich hoch und sauste nach oben gen Himmel. Dort flog er einen Bogen und sauste wieder nach unten, nur ganz knapp an Wood vorbei und damit beinah in die eisernen Torringe. 

„Vorsicht Harry!", schrie Wood warnend, doch sein Sucher war schon unfallfrei an den Toren vorbei, indem er sie in einer Art Pirouette umrundete. Dabei sah er, dass Wood plötzlich genau in der Flugbahn des Klatschers war. Jetzt rief er im Gegenzug: „Pass auf Wood!", doch es war zu spät. Der Klatscher durchschlug Woods Besen und er wurde durch die Luft geschleudert. 

Marcus, welcher noch immer mit dem Quaffel unter dem Arm das Geschehen verfolgte, sah den gegnerischen Torhüter durch die Luft auf sich zuwirbeln. Reflexartig ließ er den Ball in seiner Hand fallen und breitete seine Arme aus, als könnte er den anderen jungen Mann abfangen. Doch Wood knallte mit voller Wucht in ihn hinein und Marcus verlor das Gleichgewicht. 

Ungelenk fiel er von seinem Besen und kurz darauf knallte er hart auf dem weichen Sand auf, welcher um die Torstangen herum aufgeschüttet war. Wood lag wie eine schwere Decke auf seiner Brust und hatte ihn mit den Armen umklammert, was in ein wenig am Atmen hinderte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den Slytherin an und schien unfähig, sich zu bewegen.

In Marcus Kopf begann es zu brummen, was wohl vom Aufschlag kam. Er verspürte zudem leichte Schmerzen im Hinterkopf. Einen Moment lang blieben sie so liegen, ohne sich zu rühren. Sie starrten sich einfach nur an. Dann schien Wood sich der interessanten Position bewusst zu werden, in der sie sich befanden. Auf seinen Wangen erschien ein feuriges Glühen, und in Marcus Bauch erwachten die Schnatze kribbelnd zu neuem Leben. 

Er hoffte, dass man seine eigene Verlegenheit nicht so offensichtlich sehen konnte, wie die von Wood. Dieser räusperte sich. „Geht's es dir gut?", fragte er leise. 

„Hab leichte Kopfschmerzen.", antwortete Marcus ehrlich. Es überraschte ihn, dass er diese „Verletzung" zugab – sie war immerhin ein Zeichen von Schwäche, auf dem der Gryffindor herumhacken könnte (aber wem machte er was vor, Oliver würde das nicht tun, er war schließlich keine Schlange). 

„Lass mich mal seh- ich meine, das sollte sich Madame Pomfrey vielleicht mal ansehen." Olivers Wangen verfärbten sich in ein noch intensiveres Rot.
Hastig löste er seinen Klammergriff und stand auf, wobei er wie betrunken wirkte, weil seine Knie zitterten und er damit kaum gerade stehen konnte. Es war verständlich, immerhin waren sie gerade einige Meter tief gefallen – das hätte auch gewaltig schief gehen können. Dann streckte er Marcus die Hand hin, um ihm ebenfalls aufzuhelfen. 

Entgeistert starrte der Slytherin den anderen Captain an. War das sein ernst? Wie konnte er, nach allem, was bisher zwischen ihnen vorgefallen war, noch immer hilfsbereit sein? Ausgerechnet ihm gegenüber, Marcus Flint, der ihm doch noch vor Kurzem bei der Strafarbeit gesagt hatte, dass sie einfach zu verschieden waren und niemals eine Zukunft hätten. 

Er wollte nicht, dass Oliver wieder auf den Gedanken kam, sie könnten befreundet sein, oder zumindest keine Todfeinde mehr. Also schlug er die Hand des Hüters weg und versuchte stattdessen, selbst auf die Beine zu kommen. Es tat ihm im Herzen weh und er sah bewusst nicht in Olivers Richtung. 

„Lass deine dämlichen Spielchen von vorgeheuchelter Fürsorge sein, Wood.", zischte er. Denn etwas Anderes konnte es nicht gewesen sein. Wood, Oliver, er, sorgte sich nicht um ihn. Er sollte es nicht, er durfte es nicht. Marcus war es nicht wert und würde es auch nie sein. 

Als er endlich wieder auf seinen Füßen stand, sah er Woods gekränktes Gesicht aus dem Augenwinkel. Er wollte sofort zurücknehmen, was er gesagt hatte, aber der Hüter musste es ein für alle Mal verstehen. 

„Weißt du was? Fick dich, Marcus Flint!", sagte dieser und verschränkte die Arme vor der Brust. Nein, fick du mich, dachte Marcus in im gleichen Moment, als er den Gedanken dachte, schämte er sich dafür. Das war echt nicht der Moment, um über so etwas nachzudenken. 

Wood sah aus, als wollte er sich zum Gehen wenden, aber er zögerte noch einen Moment. „Aber danke, dass du mich aufgefangen hast." Er sagte das auf einmal ganz anders, ganz leise und ganz so, als wollte er nicht, dass Marcus das überhaupt hörte. Doch er verstand es. 

„Würde ich immer machen.", hörte er sich selbst sagen, genauso leise. Doch Wood schüttelte nur den Kopf. Jetzt war da wieder Verärgerung in seinem Gesicht zu sehen. „Ach hör schon auf, deine Spielchen mit mir zu spielen und mir diese gemischten Signale zu senden! Mal bist du plötzlich total sympathisch und dann lässt du wieder den typischen Slytherin raushängen. Das ist", er suchte händeringend nach dem richtigen Wort, „einfach das, was absolute Arschlöcher machen. Also entscheide dich endlich mal, wie du zu mir stehst, gottverdammt." 

Marcus zuckte mit den Schultern, als wäre es ihm gleichgültig. 

„Aha.", meinte Oliver nur. Dann presste er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und marschierte zielsicher zum Spielfeldrand. Sein Besen war ohnehin kaputt und ob das Klatscherproblem Harrys nun behoben worden war oder nicht, hatte keiner von ihnen mitbekommen, so fokussiert wie sie auf sich selbst gewesen waren. Vermutlich würde er nun zu Madame Hooch gehen und aufgebracht mit ihr über alles diskutieren. 

Marcus sah ihm hinterher und entschloss sich, zu seiner Mannschaft zu gesellen, welche sich vor der Slytherin Tribüne versammelt hatten. Nach einigen unbeholfenen Schritten, denn auch seine Beine waren nach dem Sturz und der ganzen Oliver Wood- Sache noch nicht ganz fit, hob er seinen ebenfalls zu Boden gefallenen Besen auf und kehrte zu seinen Leuten zurück. 

Hoffentlich wurde jetzt alles wieder so zwischen ihm und Wood, wie er es gewohnt war, mit Neckereien und gegenseitigem Provozieren und Hass. Auch wenn ein kleiner Teil in ihm hoffte, dass Wood ihn noch immer nicht aufgegeben hatte und sich noch eine weitere Gelegenheit bot, um mit ihm Frieden zu schließen. 

Chasing you down againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt