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Der nächste Tag brach an und ich stand frühzeitig vor meinem Elternhaus und klingelte an der Tür. Ich konnte die Nacht kaum ein Auge zudrücken und hatte bereits Tickets für sie gebucht. Nach Deutschland wäre es für sie besser. Gedankenvoll merkte ich nicht wie meine Mutter die Tür geöffnet hatte und mich erfreut anschaute. „Mein Junge!Schön die wiederzusehen!", begrüßte meine Mutter freudig und ich umarmte sie zur Begrüßung. Als ich mich von ihr löste, schaute ich mich um und lief mit ihr rein. „Wie geht es dir, mein..",wollte sie schon fragen, aber ich unterbrach sie. „Ihr müsst eure Koffer packen und von hier verschwinden! Fragt nicht wieso, es ist zu eurer Sicherheit!",sagte ich schnell und sah wie sie mich verwirrt anschaute. Ich griff nach ihrer Hand und brachte sie nach oben in ihr Schlafzimmer. Dort holte ich mir den leeren Koffer und legte diesen auf dem Bett und öffnete die Türen. Ich holte alle ihre Kleidung raus und stopfte diese in den Koffer und widmete mich erneut zum Kleiderschrank.
„Arif, was ist in dich gefahren? Warum sollten wir gehen?", fragte sie und ich machte den Koffer zu. Ich drehte mich zu ihr um und schaute sie flehend an. Keine Fragen bitte!
„Tut einfach das was ich sage und alles wird gut!", sagte ich und mein Vater erschien hinter ihr. Nach einer kurzen Diskussion mussten sie es einsehen und die Koffer packen. Ich brachte die ganzen Koffer nach unten und verstaute diese in mein Auto. Ich schloss als letztes die Tür ab und schaute ein letztes Mal nach hinten, wo meine ganze Kindheit steckte und atmete tief ein und aus. Ich stieg in mein Auto ein und fuhr beide in den Flughafen und brachte sie zum Gate. Meine Eltern standen nun vor mir und ich umarmte beide so innig es geht. Ich wusste nicht wie lange sie dort blieben aber ich denke es ist besser wenn sie dort sind. „Ich habe alles für euch vorbereitet und bereits eine Wohnung dort für euch gefunden. Geld ist auf euer Konto drauf gebucht. Alles andere werde ich euch nach und nach zuschicken. Passt auf euch auf.", sagte ich und sie nickten beide zu. Ich verabschiedete mich noch vom Basti, der mich mit großen Augen anschaute. „Pass auf dich auf Arif, egal was du tust. Ruf mich jeden Abend an und sorge dafür dass du das schaffst.", ermutigte meine Mutter mich und mein Vater stimmte ihr zu. Glücklich nickte ich ihnen zu und beide gingen auch. Basti mit ihnen. Ich winkte ihnen noch ein letztes Mal zu und sah wie sie davon gingen. Eine Leere machte sich in mich breit, doch ich musste stark sein. Stark für meine Familie. Damit Tamina Montenegro ihnen nichts antat.

Vor dem Café traf ich meinen besten Freund Alexander. Er arbeitet nämlich in New York im öffentlichen Dienst und müsste bald wieder zurückfliegen. Er saß bereits auf den Plätzen und wir umarmten uns brüderlich und ich nahm gegenüber ihm Platz. Er hatte bereits seinen Kaffee bestellt und ich bestellte mir ebenfalls einen. „Lange nicht mehr gesehen. Wie läuft es mit deiner Arbeit?", fragte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Auf seiner Frage musste ich leicht schmunzeln. Ist ja nicht so, dass ich wegen einer Frau meine Familie in ein anderen Kontinent schicken musste. Aber sonst läuft es ja blendend. „Wie immer, alles beim gleichen. Bei dir?", fragte ich sie und er nickte ebenfalls. Der Kellner kam mit meinem Kaffee und stellte ihn vor mir hin. Dankend nahm ich einen Schluck draus und schaute zu ihm rüber. „Habe meine Schwester besucht, die arbeitet ja hier in der Stadt.", sprach er und ich nickte neugierig. Ich wusste ja nicht, dass er eine Schwester hatte.  „Also, nicht biologisch. Wir sind gemeinsam in einem Heim aufgewachsen.", fügte er hinzu und ahnungsvoll nickte ich ihm zu. Er nahm ebenfalls einen Schluck aus seinem Glas und wir sprachen dann über alltägliche Dinge und Geschehnisse. „Ich wusste ja nicht, dass du eine Schwester hast, auch wenn sie jetzt nicht deine biologische Schwester ist.", erwähnte ich nebenbei und er lächelte leicht. Sie scheint wichtig für ihn zu sein. „Ja, also sie ist bisschen anders, aber sie hat ein reines Herz und ist eine tolle Frau.", sprach er über sie und ich nickte ihm zu. „Warte, ich kann dir mal ein Bild von ihr zeigen.",sagte er und holte sein Handy aus seiner Tasche raus. Derweil schaute ich mich um und entdeckte plötzlich ein Schatten. Konzentriert schaute ich hin und stand ohne ihn weiter zu zuhören auf. Ich drückte auf meinem Knopf, den ich immer bei mir habe, um die anderen zu informieren. „Warte einen Moment, ich bin gleich zurück.", sagte ich und eilte aus dem Café und verfolgte die Person. Die Person war schwarz gekleidet und verdammt die Person war schnell. Weit kamen wir beide nicht. An einer Sackgasse blieben wir stehen. Ich holte meine Waffe heraus und zielte gegen die Person. „Hände hoch und Waffe runterfallen lassen.",sprach ich und tatsächlich ließ die Person die Waffe fallen und hatte die Hände nach oben. Konzentriert hielt ich meine Waffe und befahl ihn erneut sich umzudrehen, welches die Person auch tat. Ich packte ihn am Kragen und zog seine Kapuze runter. Seine blaue Augen waren das erste was einem entgegen kam. Er schaute mich leicht ängstlich an, doch ich legte meine Waffe an seiner Schläfe und drückte leicht damit. „Wer bist du und wer hat dich beauftragt!", zischte ich. Er schloss kurz seine Augen und öffnete sie wieder. „Ich weiß es nicht..",zögerte er und mir gefiel seine Antwort nicht. Hinter mir hörte ich die anderen herkommen und war sehr froh, dass sie da waren. Die Männer packten ihn an den Seiten und mein Chef kam auf mich zu.
„Weiß du schon von wem er beauftragt worden ist?", fragte er nach und ich schüttelte meinen Kopf. Ich sah wie sie ihn wegbrachten und hatte schon eine Ahnung wer es sein könnte. Tamina Montenegro. „Ich habe einen Verdacht, aber ich werde ihn ausfragen und Informationen sammeln.", sprach ich und er nickte zu. Wir verabschiedeten uns und ich lief wieder ins Café rein und sah ihn immer noch sitzen. Er telefonierte nebenbei und sah mich. Ich setzte mich hin und er legte das Telefonat auf. „Tut mir leid, musste wegen meiner Arbeit kurz telefonieren. Was war passiert?", fragte er und ich schilderte kurz die Situation. Er nickte ahnungsvoll und wir zahlten unseren Kaffee. Beim rauslaufen fiel mir auf, dass er mir das Bild zeigen wollte. „Wolltest du nicht noch ihr Bild zeigen?", fragte ich und er schaute mich entschuldigend an.„Ich habe ihr Foto nicht auf mein Handy, aber nächstes mal werdet ihr euch persönlich kennenlernen.", versprach er und wir verabschiedeten uns voneinander. Ich fuhr zurück in meine Wohnung. Als ich hereintrat sah ich Cassandra in meiner Wohnung. Sie machte sich gemütlich in der Küche ihren Tee und drehte sich um. „Eine Stunde Verspätung, ich dachte du würdest gar nicht mehr kommen.", sprach Cassandra und kam mit zwei Tassen zu mir rüber. „Naja, außer einem Typen schnappen, war alles in Ordnung.",sprach ich und sie nickte ahnungsvoll auf. „Wann gehst du ihn ausfragen?", fragt sie und ich zuckte mit der Schulter. „Wahrscheinlich morgen, naja wie dem auch sei. Lust einen Film zu schauen?", fragte ich sie und sie bejahte es.

TAMINA MONTENEGRO

Heute Abend war es soweit. Die Einladung und Versammlung aller Frauen. Dies fand jedes halbe Jahr statt. Ich betrachtete mich im Ganzkörperspiegel und griff vom Nachtisch meinen Parfüm, welches nur ich hatte. Es war mein Parfüm. Ich sprühte es auf meinem Hals und meine Schultern und fuhr mit meinem Lippenstift auf meine Lippen. Mein Kleid glitzerte wie immer im Blicklicht und ich setzte mein ernsten Blick ein. Ein Klopfen ertönte hinter mir und ich erblickte meinen Assistent, der vor der Tür stand und um Erlaubnis bat. Ich ließ ihn rein und er machte die Tür zu. „Der Spion wurde von Arif erwischt und wir wissen nicht wo er sich befindet. Wir waren in seinem Elternhaus, aber wie es scheint, sind sie bereits weg.", sagte er und ich hatte meine Augen zu Schlitzen. Dieser idiot. Er hatte nur eine Aufgabe und hatte es vermasseln lassen. „Mit wem war Arif unterwegs?", fragte ich und er schüttelte nur seinen Kopf. „Das wissen wir leider nicht.", antwortete er und ich schickte ihn raus. Ich brauchte meine Ruhe. Wie eine tickende Zeitbombe schaute ich meine Umgebung an und schreiend schmiss ich das erste was in meiner Hand kam gegen die Wand. Die Vase, welches ein Vermögen kostete, zerbrach, aber das linderte meine Wut nicht. Nein im Gegenteil, es raste in mir und blank vor Wut, holte ich all meine Dokumente raus und schmiss sie nach und nach auf den Boden und verwandelte mein Büro in einen Chaos. Meine Frisur war nicht mehr hoch zu einem Voluminösen Dutt und das erste mal nach vielen Jahren fühlte ich mich geschlagen. Die Tür öffnete sich und ich schaute hoch zu ihm. Er hatte erstmal ein Lächeln im Gesicht, doch plötzlich schaute er mich besorgt an und eilte zu mir. Fest zog er mich in einer Umarmung und ich hielt mich an seinen Schultern fest und brauchte diese Umarmung.
„Was ist passiert?",flüsterte er besorgt und ich schüttelte meinen Kopf. Ich konnte ihm nichts erzählen. Die Angst war hoch dass er sich gegen mich stellte. Ich hatte nur eine Bezugsperson und ihn wollte ich nicht verlieren. „Nicht schlimmes...alles im guten Bereich, Alexander.", sprach ich und schloss erschöpft meine Augen, da ich mich von der Wut zu sehr geleitet hatte.

Inocencia culpableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt