☬ ιитяσ ☬

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Leises Stimmengewirr war auf der kleinen Lichtung vor dem Pazifik zu hören. Der Wind raschelte in den hohen Bäumen rund um die Anlegestelle für die Fähre, die uns auf die Insel bringen sollte. Nach Onryx. Ich strich mir einige Strähnen, die mir ins Gesicht geweht wurden, zurück hinter die Ohren und beobachtete, wie die Fähre langsam näherkam. Diese Momente waren für mich immer wie ein Déja Vu. Wie als würde ich wieder zum ersten Mal nach Onryx kommen. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Oh ja, meine Schulzeit dort, würde ich wohl nicht so schnell vergessen. Inzwischen waren 5 Jahre vergangen und ich arbeitete als Lehrerin für Kampfsport und Kräftetraining in Onryx.
Jap. Ich hatte mich doch noch dazu aufgerafft und studiert. War die schlimmste Zeit meines Lebens, aber ich hatte sie überstanden. Dieses ganze Theorie Wissen...Urgh, zum kotzen gewesen.
Ein kleiner Körper drückte sich an mein rechtes Bein. Ich blickte an mir herunter und warf den kleinen Jungen neben mir ein Lächeln zu, ehe ich ihm die schwarzen, wuscheligen Haare aus dem Pauschgesicht strich.
Das war Luke. Oder Lucian, aber wir nannten ihn alle Luke.
Jay hatte ihn während eines Einsatzes gefunden und aus der Gefahrensituation gebracht, ehe sie sich wieder in den Kampf gestürzt hatte. Ich habe nicht schlecht geguckt, als plötzlich ein 3-jähriges Kind in meiner Küche saß und anfing zu weinen. Und da er sonst nirgends hinkonnte und wir, oder eher ich ihn nicht in ein Heim geben wollte, haben wir ihn bei uns aufgenommen.
Das Ganze ist nun auch schon wieder zwei Jahre her. Man, wie die Zeit raste.
Die Fähre legte an. Ich nahm Luke auf den Arm und gemeinsam betraten wir mit etwa zweidutzend neuen Halbgöttern das Schiff.
"Jay?", fragte Luke und schaute mich durch seine schwarzen Kulleraugen an. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, diese Idiotin muss ihre Hölle regieren. Sie kommt nicht.", schnaubte ich. Luke spielte mit einer pinken Haarsträhne von mir. "Lieb.", erwiderte er nur mit seiner kindlichen Stimme und ich verdrehte grinsend die Augen. "Ja, wir haben uns lieb." Zufrieden murmelte er vor sich her und betrachtete den dunkelblauen Ozean. Ich blickte ebenfalls auf das glitzernde Wasser und musste dabei unweigerlich an den Teufel denken. Wir sahen uns kaum, meistens nur, wenn wir nachts völlig ausgelaugt ins Bett fallen und sie sich doch noch überwand zu mir zu kommen. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Mit neuen, stärkeren Kräften klarzukommen, noch dazu den ganzen Tag auf einen Höllenfürsten aufzupassen und Dämonen zu bändigen, war sicher nicht einfach. Hades hatte sich doch vor etwa 2 Jahren entschieden noch einen weiteren Teil von Abbadons Kräften zu entziehen und ihn Jay zu übertragen. Dieser Idiot war immer noch stocksauer auf uns und wütete in seinem Teil der Hölle. Hades hatte geglaubt, dass Jay stark genug war, um die Kräfte zu kontrollieren. Und sie war es tatsächlich. Am Anfang gab es einige Startschwierigkeiten und einige, aber wenige unschöne Momente blitzten vor meinen Augen auf, doch ich war ihr nie von der Seite gewichen. Ich glaubte, dass dies uns noch mehr zusammengeschweißt hatte, auch wenn wir uns weniger sahen.
"Da!", rief Luke aus und zeigte mit dem Finger auf die Insel, die langsam am Horizont sichtbar wurde. Die silbernen Sprenkel in seinen dunklen Augen wirkten dabei wie Sterne an einem klaren Nachthimmel.
Vor einigen Monaten hatten wir zufällig herausgefunden, dass der Kleine ebenfalls ein Halbgott war, als er das komplette Licht in der Wohnung ausgehen lassen hatte. Ein Sohn der Nyx und vermutlich auch der einzige. Nyx hatte sich seit Jahrzehnten nicht mehr blicken lassen, sagte mir Jay. Sie ist eine Urgöttin. Sie war vor Zeus und den anderen Olympier da gewesen und damit unendlich mächtig. So auch ihr Sohn. Wir mussten ihn beschützen. Es darf nicht herauskommen, dass Nyx einen Sohn hat. Ansonsten würden die Götter wer weiß was anstellen und davor graute es mir.

Nach zwei Stunden kamen wir endlich an der Küste von Onryx an und ich atmete den vertrauten Geruch der Stadt und des Meeres ein. Luke setzte ich auf den Boden ab und schulterte unsere gemeinsame Reisetasche, ehe ich ihn wieder an die Hand nahm und wir die Fähre verließen. Ein heimisches Gefühl überkam mich, wie jedes Mal, wenn ich nach den Ferien wieder hierher zurückkehrte. Der kleine Junge drückte sich wieder an mich, als die neuen Halbgötter, ich schätzte sie auf 10-12 Jahre, an uns vorbeiströmten und von einer Kollegin von mir zum Schloss geführt wurden. Sie winkte mir zu und ich hob zum Gruß die Hand, bevor ich mich mit Luke zu Haus des Hades aufmachte. Die Stadt war beachtlich gewachsen, seit ich meine schulische Laufbahn hier beendet und studiert hatte. Neue Häuser für neue Götter wurden gebaut, mehrere Cafés und Süßwarenläden haben ihren Platz hier gefunden.
Ok vielleicht fiel mir das mit den Süßwarenläden auch nur auf, weil ich Süßes liebe, aber naja.
Das Haus des Hades lag noch immer etwas weiter entfernt von der Stadt und wurde zum Teil noch immer gefürchtet. Die älteren Schüler erzählten den jüngeren, dass es immer noch Höllenkreaturen und Dämonen in dem Wald gibt, um sie zu ärgern. Doch sie selbst trauten sich ebenfalls nicht in den Wald hinein. Ich grinste in mich hinein. Das ging dann wohl auf meine Kappe.
"Lou!", rief der Schwarzhaarige plötzlich, riss sich von meiner Hand los und rannte auf den leuchtenden Dämon, der auf uns gewartet hatte zu. Malou trappte ebenfalls auf den 5-jährigen zu und leckte ihm einmal quer übers Gesicht. Dann erblickte sie mich und rannte mich jaulend halb um. Wohl gemerkt, sie hatte nun die Ausmaße von Fenris, das heißt, sie war größer als ich. "Uff, ja ich freu mich auch dich wiederzusehen, aber jetzt geh runter von mir, du bist schwer!", rief ich und tätschelte ihre Seite. Der Dämon ließ von mir ab und begann damit hinter Luke her zu tollen, wie ein junger Hund. Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
Und dann viel es mir auf.
Wenn Malou hier war...
Nun begann ich zu sprinten. Ich hörte Luke nur ein leises 'Mam' schreien, dann ein überraschtes Glucksen von ihm.
Ich kam an der Glastür an und riss sie beinahe aus den Angeln, so viel Schwung hatte ich drauf. Doch das Haus war warm. Nun etwas langsamer betrat ich den Flur und zog meine Schuhe aus. Malou kam nach mir ins Haus, mit Luke, den sie an der Kleidung ins Maul genommen hatte und ihn wie einen Welpen nun trug. Und so hing er auch, stocksteif und doch ein freudiges Grinsen im Gesicht. Ich konnte über die Beiden nur den Kopf schütteln. Sie entließ den Sohn der Nyx aus ihrem Maul und trappte dann ins Wohnzimmer. Ich folgte ihr.
Jay hatte sie also nur hier abgeliefert. Heißt das, sie würde ebenfalls noch kommen? Oder hatte sie Malou nur hierhergebracht in dem Wissen, dass ich hier war und der Dämon gerne Mal wieder etwas Anderes außer der Hölle sehen wollte? Meine Stimmung kippte und ich stieß ein Seufzen aus. Naja, war ja nicht so, als würde die Welt gleich untergehen. Ich half Luke seine dünne Sweat Jacke und Schuhe auszuziehen, ehe er sich wieder aufrappelte und mit Malou rumtollte. Gott, er war so niedlich. Diese wuscheligen Haare, die in alle Richtungen abstanden. Dieses Lachen, was er nur selten zeigte, da er eigentlich absolut schüchtern und ruhig ist. Ich glaube, es war damals eine gute Idee gewesen ihm Malou zu zeigen. Die beiden verstanden sich prächtig. Und noch dazu kam er aus sich raus und hatte einen Spielkameraden, wenn ich mal gerade keine Zeit durch meine Arbeit hatte. Ein Kind großzuziehen war echt anstrengend und vor allem in unserem Alter, auch wenn er eigentlich nie Probleme machte. Unter andere Kinder konnten wir ihn auch nicht bringen und unter Halbgottkinder erst recht nicht. Ich hatte ihn nur mit nach Onryx genommen, da er meistens Nachtaktiv ist und ich in der Nacht logischer Weise keinen Unterricht hatte.
Ich riss mich von dem Anblick der Beiden los und stieg die Stufen der Treppen hoch, um meine Reisetasche in mein Zimmer zu verfrachten.
Erinnerungen von vor fünf Jahren kamen auf und zogen wie eine Diashow an meinem inneren Auge vorbei. Meine erste Nacht im Haus des Hades. Wie eingeschüchtert ich von ihr war. 'Ich war nicht eingeschüchtert, ich war einfach nur nervös!', rief meine innere Stimme trotzig. Ich zeigte ihr den Mittelfinger. Die Nächte am Klavier. Unsere gemeinsamen Trainingsmomente. Ich kam oben an und erwachte blinzend aus meinen Gedanken.
Alle Türen oben waren geschlossen, bis auf meine. Ich war mir sicher gewesen, sie zugemacht zu haben, als ich vor den Ferien hier war.
Ich zuckte zurück und hielt meinen Dolch angriffsbereit in der Hand, als ich Geräusche aus meinem Zimmer hörte.
What the heck?
Leise pirschte ich mich an die Tür heran und trat sie mit der Fußspitze auf. Doch nicht weit genug, sodass ich mit der Hand nachhelfen musste. Der erste Blick in meinem Zimmer verriet nichts. Das Bett war gemacht, die vielen Kissen ordentlich hingelegt. Ich trat die Tür weiter auf, doch dieses Mal so, dass ich komplett ins Zimmer sehen konnte.
An der Seite mit meinem Schreibtisch entdeckte ich etwas riesiges, haariges, dass zusammenzuckte und sich versuchte in der Ecke zu verstecken, als es mich sah.
Die acht schwarzen Augen blinzelten gleichzeitig.
Ich stieß einen Schrei aus, wich aus dem Zimmer zurück und plauzte die Tür zu.
"Verdammt Jay, du hinterlistiges Arschloch!!!"

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1552 Wörter

Woah wir sind einfach fast bei 20K bei Perfectly Imperfect. Danke euch Leute. Zur Feier dafür dachte ich mir so, mal ein kleines Spin off zu droppen :) (auch vllt einfach, weil ich die Charaktere und diese Welt nicht loslassen kann :,) ) anyway

Hope u enjoy 🖤

Axy D left the Chat.

𝕴𝖒𝖕𝖊𝖗𝖋𝖊𝖈𝖙 𝕻𝖊𝖗𝖋𝖊𝖈𝖙𝖎𝖔𝖓𝖘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt