Kapitel 10

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Alessa
Three Doors down - The Broken

Als die ich die beiden Männer vorhin im Türrahmen entdeckte war die gute Laune und das kurze Glück wie verflogen. Stattdessen bekam ich Angst als sie mich wie Raubkatzen umrundeten. Es war alles zu ähnlich zu meinen vergangen Jahren. Umso überraschender war es als Vito dann fragte, ob sie mir beim kochen helfen können.

Ich spüre seine Arme immer noch um mich. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal umarmt worden bin. Es war so surreal, als er mich nach meinem Zusammenbruch unter das kalte Wasser geschoben hat. Die Erinnerungen an Maja und Alec bringen mich immer noch zum erschaudern. Ich kann sie nicht verstehen. Und ihn noch weniger.

Wieso verhält sie sich ihm gegenüber so? Sie ist freundlich und lustig. Wenn das ganze wirklich freiwillig passiert, was soll denn dieses herablassende und unwürdige Getue?
Wieso lässt sie sich so behandeln? Sich weh tun? Er hat sie misshandelt und erniedrigt, und sie hat sich nicht gewährt. In der Küche sah das für mich aus, als wäre es nicht freiwillig. Als wäre es so wie bei Gulian und mir. So, als würde er sie foltern. Und genau das war der Grund, weshalb ich mich angeboten habe.

Mein Leben ist eh schon schlimm, aber ich kann es nicht ertragen, ihm dabei zu zu sehen, wie er ihr Leben kaputt macht. Auch wenn Vito mir versichert, dass es gewollt und ein Spiel ist fällt es mir immer noch schwer, das zu glauben. Und die Situation in seinem Spielzimmer war noch bizarrer. Die selbe Art von Folterwerkzeugen. Die selbe Art von Erniedrigung. Wie kann eine Frau so etwas freiwillig wollen? Die Fluten von Erinnerungen haben mich zerrissen.

Und dann war da Vito. Obwohl ich ihn für ebenso gefährlich und skrupellos halte wie Alec, hat er sich um mich gekümmert. Und er hat mich umarmt. Einfach so. Lange. Sanft. Ich weiß nicht wann ich das letzte mal so fallen lassen konnte. Ich habe mich in seinen Armen wohl gefühlt. Was für sich genommen schon krank genug ist.

Na ja und bei Alec? Bei ihm konnte ich mich nicht fallen lassen. Wie auch? Er macht mir Angst. Alles an ihm strahlt Dunkelheit aus. Dunkelheit und Gefahr. Und trotzdem hat er mich in den Arm genommen. Nicht sanft so wie Vito sondern fest und fordernd. Er hat meinen Kopf auf seine Brust gedrückt und seine Arme lagen fest und unerbittlich um mich. Ich konnte mich nicht entspannen aber das bedeutet nicht, dass mich diese Geste nicht berührt hat. Zwei Umarmungen an einem Tag nachdem ich doch seit so vielen Jahren sowas nicht mehr fühlen durfte. Ich werde diese Momente in meinen Erinnerungen behalten.

Genauso wie das ausgelassene und fröhliche kochen. Vito bringt mich zum Lächeln und auch Alec lächelt. Er hat ein schönes Lächeln. Vito hat genau den richtigen Wein für mich ausgesucht. Er schmeckt himmlisch. Und ich liebe Wein. Gulian hätte nie zugelassen, dass ich Wein trinke. Doch immer wenn er mich zum kochen in die Küche kommandiert hat habe ich heimlich getrunken. Erst beim kochen nur ein zwei Schlückchen um meinen Schmerz zu betäuben. Dann immer häufiger und mehr weil ich diese Leichtigkeit liebe, die der Alkohol in mir auslöst. Es fühlt sich alles leichter, erträglicher an. Selbst die Demütigungen waren leichter zu ertragen.

Aber ich musste immer vorsichtig sein. Gulian durfte nie den leisteten Verdacht schöpfen. Aber hier bot mir Vito einfach ein Glas an und füllte es sogar auf.

Die aufgelockerte Stimmung in der Küche, der leckere Duft der Lasagne und diese Leichtigkeit des Alkohols lassen mich eine Fröhlichkeit und Freude empfinden, die mir völlig fremd ist. Und dieses Gefühl berauscht mich. Ich will es festhalten. Nicht mehr los lassen.

Wir kochen zu Ende und Alec schiebt die Lasagne in den Ofen. Dann decken wir zu dritt den Tisch und mir fällt erst jetzt auf, dass es ok ist, die Nähe zu den Männern. Auch wenn ich immer aufpasse nicht zufällig berührt zu werden, gefällt mir die Atmosphäre. Die verspielten Blicke von Vito und das schöne Lächeln von Alec. Und trotz dieser mahnenden Stimme in meinem Kopf, die mir zuflüstert, dass sie gefährlich sind, genieße ich diese 1,5 Stunden. Die sich so sehr nach leben anfühlen.

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