Kapitel 11

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Vito
Sleepwalking - All Time Low

Es war schwer mich zusammen zu reißen. Es ist wie ein verdammtes Wunder. Alec der in ihrer Gegenwart lacht, schmunzelt oder sie einfach umarmt! Er umarmt niemanden! Ich kann an zwei Fingern abzählen wie oft er mich in der letzten 5 Jahren umarmt hat! Ihn so zu sehen, so gelöst bedeutet mir die Welt. Und das ist ihr Werk.

Auch wenn mein erster Impuls, als ich die beiden sah, Eifersucht war. Aber er ist mein großer Bruder und ich habe keinen Anspruch auf sie. Sie tut ihm gut. Ihm und mir. Und hell ya, ich will sie. Ihre grünen Augen, ihren Körper, ihre Verletzte und geschundene Seele. Sie vorhin lächeln zu sehen war einfach so göttlich.

Ich muss mich ablenken. Luca kommt gleich und das Gespräch wird alles andere als lustig. Und dann ist da noch etwas was ich den beiden sagen muss. Am besten bereite ich Alec erstmal vor. Ich mache mich auf den Weg in sein Büro. Er sitzt am Schreibtisch und schaut konzentriert auf den Laptop als ich nach kurzem klopfen eintrete.

Ich setzte mich und warte kurz bis Alec mich ansieht. Und in seinem Blick kann ich Gewissheit erkennen. Er weiß weshalb ich hier bin. Er weiß was ich will. Und er sieht nicht erfreut aus. Ich halte seinem Blick stand. „Nein!" sagt er barsch. Dabei hat er mich noch nicht mal sprechen lassen. Zuerst sollte er mich doch anhören.

„Du kennst mein Anliegen nicht!"
„Vito, ich brauche dein Anliegen nicht zu hören! Ich weiß genau was du sagen willst! Vergiss es! Schlag es dir aus dem Kopf!"
„Was will ich denn deiner Meinung nach?"
Ich bin wütend, zügele mich aber. Alec konnte die Kontrolle schon immer besser bei sich behalten. Er schreit selten und und kann seine Wut sowohl ungebremst los lassen als auch ewig zügeln. Mir sieht er die Wut an und ich kann mich deutlich schlechter beherrschen.

Er atmet tief aus. „Du willst sie behalten. Du willst sie Gulian nicht zurück geben." Exakt! Er kennt mich gut. Erschreckend wie gut manchmal. Allerdings bin ich sicher nicht ohne Argumente gekommen. Trotzdem nervt mich seine Aussage. „Sie ist kein Besitz!" fauche ich deshalb wütend „niemand kann die einfach behalten oder zurück geben wie defektes Auto!"

Alex hebt nur eine Augenbraue. In seinem Gesicht ist keine Regung zu erkennen.
Nun gut ich bin ja auch nicht ohne Argumente gekommen.
„Wusstest du lieber Bruder, dass Gulians Vater das Geschäft aufgebaut hat? Und das dieser schon lange eine gute Bekannte aus dem Rosa Kartell hat?"

Alec zieht seine Augenbrauen zusammen. „Was hat das mit Ihr und unserem Deal zu tun?" er macht eine kurze Pause „aber nein, ich wusste das nicht!"

„Ganz einfach," antworte ich „die Bekannte aus dem Santa Rosa Kartell ist die beste Freundin und Trauzeugin von Alessas Mutter. Sie ist also der Schlüssel. Alessa kann uns weiter helfen. Vielleicht wird sie das bereitwillig wenn wir sie von diesem Pisser befreien."

Alec presst seine Lippen zusammen. „Woher sind die Informationen?"
„Ich habe sie von Roy! Er hat tiefer gegraben. Und hat nochmehr! Ich wollte ihn zum Gespräch dazu schalten wenn Luca da ist."
„Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir Alessa nicht helfen können!"
„Warum? Fuck, komm schon! Das ändert doch alles!"
„Vito! Nein! Verrammt denk doch mal nach!"
„Das tue ich doch schon die ganze Zeit, du penner! Du hörst nur nicht zu!"
„Doch! Ich höre dir zu Vito. Ich höre dir zu und ich verstehe dich sogar!"

„Eben, dir geht sie doch auch unter die Haut! Ich hab es gesehen Alec! Du hast sie umarmt. Tu das jetzt nicht als Kleinigkeit ab!!"
„Das tue ich nicht. Ja, sie macht etwas mit mir aber es wäre einfach zu gefährlich! Man denk doch mal an Luca!"
Damit hat er mir den Wind aus den Segeln genommen, unser kleiner Bruder. Unsere gemeinsame Schwachstelle und unser Geheimnis. „Was hat Luca damit zu tun?" frage ich trotzdem trotzig obwohl ich die Antwort doch schon kenne.
„Er leitet die Drogendeals, er koordiniert alles, hält alle Zügel in der Hand. Was wenn sie es auf ihn absehen nur weil wir Gulian sein Spielzeug nicht zurück geben? Sag mir Vito, ist sie dir wirklich wichtiger alles dein kleiner Bruder?" Alecs Stimme Schneidet durch die Stille. Obwohl der letzte Satz schon deutlich ruhiger und freundlicher klingt.

„Niemand ist wichtiger als Luca!" antworte ich ruhig und wahrheitsgemäß. „Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir beide retten können." Alec schüttelt frustriert den Kopf als ein zaghaftes klopfen an der Tür erklingt.

Maja steckt den Kopf rein. „Luca ist da." flüstert sie. „Ich habe in Vitos Arbeitszimmer alles her gerichtet."
Alec und ich nicken synchron, stehen auf und gehen in mein Büro. Meine Gedanken sind kurz bei Alessa. Ich hoffe sie schläft ihren Rausch noch lange aus. Dieses Gespräch ist nicht für ihre Ohren bestimmt.

Luca steht im Büro an der Fensterfront und dreht sich gleich um als wir eintreten. Ein fettes Grinsen stiehlt sich auf seine Lippen.
Er sieht wie immer großartig aus. Mit seinen Dunklen Haaren, den strahlend Blauen Augen und dem verschmitzten, fröhlichen und freundlichen Lächeln, ist er optisch die perfekte Mischung als Alec und mir. Obwohl er vom Charakter eher so wie Mama und ich und vom Stil viel mehr nach Alec und Papa kommt. „Schön dich zu sehen!" er zieht mich in eine feste Umarmung und umarmt danach Alec kurz. Wir setzten uns auf die Couch, Alec und ich gegenüber und Luca auf den Sessel, der links neben uns steht.

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