Chapter XVI

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Sobald Vader die Tür hinter sich geschlossen hatte, verschwand das Gefühl von jeglicher Freude und die dunklen Gedanken nahmen wieder ihren Platz ein. 

Palpatine hatte ihm alles genommen. Er hatte ihm die Chance genommen ein normales und glückliches Leben zu führen. Er hatte ihm die Chance genommen ein Ehemann und Vater zu sein.

Die Art wie seine Kinder auf ihn reagierten. Sie wussten, dass Vader zu ihnen gehörte. Das musste doch auch Padmé erkannt haben. 

Langsam bewegte er sich in die Richtung seines Schlafzimmers. 

Mit jedem Schritt verdichtete sich wieder die dunkle Wolke, die ihn umgab. Mit jedem Schritt nahmen die Wut und der Hass wieder ihren Platz in seinen Gedanken ein. 

Die Präsenz von Padmé und den Kindern wirkte fast wie ein Gegenmittel. Leider hielt es nur so lange an, wie er in ihrer unmittelbaren Nähe war. 

Sein Körper war erschöpft, aber sein Geist war hellwach. Diese innere Unruhe und Wut musste endlich ein Ende haben. Er stieß die Tür auf und ließ sich auf das Bett fallen. 

,,Frieden ist eine Lüge, es gibt nur Leidenschaft. Durch Leidenschaft erlange ich Stärke. Durch Stärke erlange ich Macht. Durch Macht erlange ich den Sieg. Durch den Sieg zerbersten meine Ketten. Die Macht wird mich befreien."

Er sprach jedes Wort langsam und deutlich aus.

,,Die Macht wird mich befreien", wiederholte er den letzten Satz aus dem Kodex der Sith.

Fühlte sich so Freiheit an? Sein ganzes Leben hatte er damit verbracht für andere Kämpfe auszutragen. Mit dem Imperium hatte es nicht aufgehört. Er war schließlich immer noch derjenige, der sich auf dem Schlachtfeld die Hände schmutzig machte, während sein Meister in seinem Büro auf Coruscant saß.

Nein, er war nie frei gewesen, war nie seine Ketten los geworden. Das einzige, das sich geändert hatte war die Person, die ihm die Ketten anlegte.

Vader schloss die Augen und atmete tief durch. Automatisch griff er nach dem Machtband, das die Leben von Meister und Schüler unmittelbar miteinander verband.

Das Machtband zwischen Anakin und Obi Wan war stark gewesen und es hatte ihnen beiden Kraft gegeben.

Wenn Vader nach dem Machtband zu Sidious griff, fühlte er nichts als schwarze Leere. Ein klaffendes schwarzes Loch, das jede positiven Gedanken und Gefühle aufsaugte bis nichts mehr davon übrig war.

Er spürte wie die dunkle Wolke ihn immer weiter umschloss, bis sie ihn letztendlich komplett verschlang.

Vader ballte seine Fäuste. Automatisch spannte sich jeder Muskel in seinem Körper an.

Er spürte Sidious Präsenz und die eisige Kälte, die ihn umgab, so klar und deutlich als würde er direkt neben ihm stehen.

Er spürte wie der Hass seinen Verstand übernahm und ihn stärker werden ließ. Er spürte nicht mehr, dass sein Körper erschöpft war. Er spürte nicht mehr die Präsenz von Padmé, ihren Kindern oder Obi Wan. Alles was er noch fühlte war das süße Gefühl von Macht.

Als er akzeptierte Sidious Schüler zu werden, war er einen Tausch eingegangen: Sämtliches Glück und Freude gegen unbeschreibliche Macht.

Er wusste nicht einmal mehr wie es sich anfühlte wirklich glücklich zu sein. Alles was er fühlte war die permanente Wut, die seinen Verstand übernahm.

Anakin Skywalker hatte sie unterdrückt, aber sie war trotzdem immer da gewesen. Sie war ein kleiner Teil von ihm, der mit der Zeit immer größer und stärker wurde. 

Vader im Gegensatz war frei. Er konnte die Wut für seine Zwecke nutzen und musste nicht mehr darauf achten seine Gefühle zu kontrollieren.

Auf der anderen Seite gab es da nicht mehr viele Gefühle, die er noch empfinden konnte.

,,Du liebst sie noch oder?", hatte Obi Wan Vader gefragt als sie auf diesem verdammten Markt waren.

Vader fragte sich das tatsächlich selbst oft genug.

Er war ein Sith und ein Sith konnte nicht so etwas lächerliches wie Liebe empfinden.

Vader dachte daran wie sich ihr Körper an seinem angefühlt hatte. Er dachte an den Duft ihrer Haut, als er sie in seine Arme geschlossen hatte. Sie war ihm so unglaublich nah gewesen, sodass er ihren Atem auf seiner Haut gespürt hatte. Nur ein paar Zentimeter waren ihre Gesichter voneinander entfernt gewesen. Nur ein paar wenige Zentimeter hätte er überbrücken müssen um sie zu küssen.

Er dachte daran wie Leia ihre Ärmchen zu ihm ausgestreckt hatte. Wie sie mit ihrer winzig kleinen Hand seine umklammert hatte und wie sie ihn angesehen hatte als er sie auf seinen Arm genommen hatte. 

Luke und Leia waren seine Kinder. Sein eigen Fleisch und Blut. Das musste man doch lieben oder? Jedenfalls, wenn man noch ein Funken Menschlichkeit in sich hatte.

Vader zweifelte daran ob das bei ihm noch der Fall war. Mit jeder Person, der er das Leben genommen hatte, war das Menschliche in ihm Stück für Stück verschwunden. Er wusste nicht einmal wie viel Blut bereits an seinen Händen klebte. Irgendwann hatte er aufgehört zu zählen.

Und irgendwie war ihm das auch egal. Er bereute es nicht. 

Das war wahrscheinlich eine der größten Indizien warum Vader glaubte inzwischen mehr Monster als Mensch zu sein.

Kein Mensch könnte auf so viele abscheuliche Taten blicken ohne Reue zu spüren.

Kein Mensch könnte so viel Macht aus dem Leid und den Qualen anderer ziehen.

Was, wenn das wirklich sein wahres Ich war? Und es nicht verschwinden würde, wenn er sich von Sidious lossagte? 

Vader öffnete seine Augen und starrte an die weiße Decke.

Er dachte an den Traum. Er konnte immer noch die qualvollen Schreie seiner Mutter hören. Palpatine würde für all das mit seinem Leben bezahlen. Das hatte er sich selbst und seiner Mutter geschworen. 

Selbst, wenn das seinen eigenen Tod bedeuten würde. 

Allein deswegen konnte er nicht einfach so weitermachen wie bisher. Er musste seinen eigenen Weg gehen. Und der war weder bei den Jedi, noch bei den Sith.

Vader schloss erneut die Augen und griff nach dem Machtband zu Sidious.

Seine Lippen formten die Worte: ,,Ihr werdet für das bezahlen, was Ihr getan habt." 

Mit einem letzten tiefen Atemzug, zerriss er das Machtband. Eine unsichtbare Macht schien seine Seele zu greifen und sie in zwei Teile zu reißen.


Anakin stieß einen kurzen schmerzerfüllten Schrei aus, dann öffnete er erschrocken die Augen. Angestrengt presste er sich die Hand auf die Stirn um die hämmernden Kopfschmerzen zu lindern. In seinem Verstand klaffte nun ein gewaltiges Loch.

Er versuchte tief durchzuatmen und ließ sich in das Kissen sinken. Von seiner Stirn tropfte Schweiß und sein Herz hämmerte schmerzhaft schnell in seiner Brust.

Anakin setzte sich auf und vergrub den Kopf in den Händen. Verdammte Scheiße tat das weh!

Auf der anderen Seite fühlte er sich als wäre ihm eine gewaltige Last von den Schultern genommen worden. Die dunkle Wolke löste sich langsam auf.

Anakin schwang seine Beine über die Bettkante und stand auf. Er brauchte ganz dringend frische Luft.

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