Kapitel 2

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Wir gehen gemeinsam aus dem Café und Tommi bringt mich noch bis zu meiner Wohnung. „Ich hol dich am Freitag hier ab. Um 17:00 Uhr bin ich bei dir. Dann können wir auch nochmal kurz Backstage zu Felix, bevor die Show beginnt. Passt das?" ich nicke lächelnd, verabschiede mich von meinem Bruder und schließe die Haustür hinter mir. Ich muss diesen Typen wirklich vergessen. Das kann so nicht weitergehen. Felix wird nie was von mir wollen. Ich weiß nicht, warum das für mich so schwer ist das zu kapieren. Ich bin angehende Lehrerin ich glaube es gibt kaum etwas spießigeres. Außerdem bin ich halt einfach nur die kleine Schwester von Tommi. Ich schüttle meinen Kopf, um diese ganzen Gedanken zu verwerfen. Das funktioniert aber nur so mittel, also schütte ich mir ein Glas Weißwein ein und setzte mich nach draußen auf meinen kleinen Balkon. Mittlerweile ist es schon Abend geworden und es ist eine herrliche Luft draußen. Gerade als ich mich auf meinen Balkon gesetzt und den ersten Schluck Wein getrunken habe klingelt mein Handy. Felix. Kurz bleibt mein Herz stehen. Was ruft der mich denn jetzt an? Ich nehme noch einen etwas größeren Schluck von meinem Wein, als eben und nehme ab, aber sage nichts. „Hallo? Mara? Bist du dran?" Augenblicklich bin ich wieder zurück in der Realität. Mara das ist ein Telefonat. Du musst schon was sagen. „Ehm ja...Hi Felix, was gibt's?" sage ich finde ich eigentlich ziemlich cool. „Hi. Alles jut bei dir?" Mein Gott wie kann man nur am Telefon schon so cool klingen. Ohje... ich muss aufhören damit... „Alles gut so weit. Ich hab mich grad mit einem Glas Wein auf meinen Balkon gesetzt. Was kann ich für dich tun?" frage ich und bin wirklich gespannt, warum er mich anruft. „Okay, also Tommi hat dir sicher schon erzählt, dass ich am Wochenende nach Köln komme und ich wollte dich einfach gerne zu meiner Show einladen. Ihr könnt einfach vorher grad vorbeikommen und wir quatschen ein bisschen und danach könnt ihr euch die Show ansehen. Vielleicht hast du ja Lust." Wusste er nicht, dass mir Tommi das schon längst gesagt hat? Hä? Leicht verwirrt zwinge ich mich dazu zu antworten. „Ja na klar komme ich vorbei. Tommi hat mich das eben sogar schon gefragt. Ich hab ihn eben noch gesehen. Aber schön, dass du dich nochmal persönlich meldest. Ist sowieso schon mal wieder diene Stimme zu hören, außerhalb der Podcasts." Sage ich ehrlich. Manchmal kann ich dann eben doch nicht an mich halten. Ich höre ihn durch das Handy lachen und mir schießt eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Dieser Mann hat definitiv zu viel Macht über mich. „Vermisst mich da etwa jemand?" ich werde automatisch rot. Zum Glück sieht er das nicht. „Das hättest du wohl gerne." Gebe ich schlagfertig zurück. „Und ich wollte eigentlich nur sicher gehen, dass dein Bruder dir auch Bescheid gibt. Bei dem weiß man ja nie." Ich muss wieder lachen. „Wo du Recht hast." Jetzt lachen wir beide. „Gut, dann will ich dich auch mal nicht weiter stören und dich wieder mit deinem Wein alleine lassen. Wir sehen uns dann Freitag."

„Bis Freitag Felix." Sage ich. „Schlaf gleich gut Mara." Sagt er noch und legt auf. Dieser Typ ey... Schnell nehme ich wieder einen Schluck Wein und versuche nicht weiter an ihn, oder sein Lächeln, oder seine Stimme zu denken, was aber wie ich mir fast schon gedacht habe, nicht wirklich funktioniert, also rufe ich Jakob an. Jakob Lundt, einen meiner engsten Freunde. Eigentlich mein Bester. Wir kennen uns durch Tommi auch schon länger und obwohl auch wir einen etwas größeren Altersunterschied haben, hatten wir mal was miteinander. Was heißt wir hatten Mal was. Wir waren ein Jahr zusammen. Es hat aber einfach irgendwie nicht gepasst und deshalb haben wir uns dann irgendwann getrennt. Wir sind aber irgendwie Freunde geblieben. Keine Ahnung, wie das funktioniert hat, aber es scheint als würden wir als Freunde einfach viel besser harmonieren. Ich weiß ganz genau, dass das eigentlich meistens nicht funktioniert, aber bei uns ist das irgendwie anders. Es klingelt und nach kurzer Zeit hebt Jakob ab.

Jakob: „Meine Lieblingskölnerin, hallo."

Gleich muss ich grinsen. Ich bin so dankbar einen Freund wie Jakob in meinem Leben zu haben.

Mara: „Hi."

Jakob: „Was gibt's Süße? Wie war deine Besprechung gestern mit Herrn Strauß? Oder wollen wir lieber nicht über den Vogel sprechen?"

Ich verdrehe die Augen.

Mara: „Ach komm mir nicht mit dem. Ich musst natürlich gefühlt alles umstellen und saß natürlich wieder die ganze Nacht dran. Es nervt mich einfach nur so, dass er als Studienrat meint er würde die Klasse, die ich jetzt seit einem Jahr unterrichte besser kennen als ich. Jakob ich kenne doch meine Pappenheimer. Ich weiß schon, was ich tue. Ich glaube der Typ hat auch einfach ein grundlegendes Problem damit, dass ich eine Frau bin. Ich bin so froh, wenn ich den endlich los bin."

Jakob: „Das glaube ich. Der hat dich jetzt wirklich genug gequält. Zum Glück ist er am Ende nicht der Einzige, der dich prüft. Außerdem ist er wahrscheinlich nur so streng mit dir, damit du noch besser wirst, als du eh schon bist."

Mara: „Woher willst du denn wissen, dass ich gut bin? Du hast mich doch noch nie in der Schule gesehen."

Jakob: „Aber ich kenne dich Mara. Ich weiß ganz genau, WIE doll du für deinen Beruf brennst und ich weiß, was du für ein Mensch bist."

Mir wird warm ums Herz. Jakob ist einfach jemand von der Sorte, der immer genau weiß, was er sagen muss. Tommi meint immer, er würde och noch was von mir wollen, aber ich glaube das nicht. So ist Jakob einfach. Er ist so zu jedem seiner Freunde.

Jakob: „Aber du hast doch sicher aus einem anderen Grund angerufen, oder? Wo drückt der Schuh junge Dame?"

Mara: „Felix kommt am Freitag nach Köln und er hat mich und Tommi eingeladen zu seiner Show zu gehen. Er hat mich sogar eben deswegen nochmal extra angerufen."

Jakob: „Okay... Hilf mir mal bitte auf die Sprünge. Wo genau ist da jetzt das Problem?"

Mara: „Ehm... Naja also... keine Ahnung... Ich hab einfach keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll, oder was ich anziehen soll und überhaupt ich... ach was weiß ich denn. Ich hab keinen Bock mehr darauf, dass dieser Typ so eine Kontrolle über mich hat ohne es überhaupt zu wissen."

Jakob: „Bist du dir sicher, dass er das nicht weiß?"

Das Plingen, was eine Whatsapp-Nachricht ankündigt, stört unser Gespräch. Wieder Felix.

Mara: „Er hat mir grad geschrieben, warte kurz."

Ich schalte den Lautsprecher ein.

Jakob: „Lies vor." Sagt er etwas abwesend.

Mara: „Hey, Mara. Ich nochmal. In zwei Wochen habe ich Tourabschluss in Berlin und dachte es wäre doch cool, wenn ihr da auch dabei wärt. Keine Ahnung, wie das mit deinem Stundenplan und vor allem mit deinen Prüfungsstunden aussieht, aber wäre doch cool, wenn ihr zwei mit mir bzw. mit uns den Abschluss der Tour feiern könntet. Hier steigt dann an dem Freitag nämlich ne fette Party. Und jetzt aber wirklich gute Nacht. Morgen ist Schule Kleine. Und dann noch ein Zwingersmiley. Okay... und jetzt?"

Jakob: „Wie und jetzt? Mein Gott Mara manchmal bist du wirklich schwer von Begriff. Jetzt sagst du zu. Du hast nächste Woche am Donnerstag deinen Unterrichtsbesuch und freitags hast du sowieso keinen Unterricht. Da kannst du doch ruhig nach Berlin fahren. Ich kann dich vielleicht auch vom Bahnhof abholen und wir schaffen es vielleicht noch einen Kaffee zu trinken. Ich bekomme dich nämlich auch viel zu selten zu sehen."

Eigentlich hatte Jakob Recht. Was stelle ich mich eigentlich so an? Es passt mir zeitlich und ich kann Jakob auch nochmal wieder sehen.

Mara: „Du hast Recht, Jakob. Mal wieder. Ich buche gleich den Zug und sage meinem Bruder Bescheid, dass er sich auch ein Ticket besorgen soll."

Jakob: „Na geht doch. Und jetzt schlafen Frau Schmitt. Morgen ist Unterricht, da muss ich dem Herrn Lobrecht mal Recht geben."

Ich verdrehe wieder die Augen, lächle aber. Irgendeinen Spruch musste er wohl doch noch raushauen. Ich kann manchmal echt überhaupt nicht einschätzen, ob Jakob Felix mag, oder total ätzend findet und nur meinetwegen gut über ihn spricht. Ich glaube ehrlich gesagt, die beide haben sich noch nie persönlich gesehen, außer einmal, als Felix bei LNB war, aber das ist ja jetzt auch schon gute zwei Jahre her. Da waren Jakob und ich sogar noch zusammen...

Jakob: „Mara? Bist du noch da?"

Ups... ich war mal wieder etwas in meinen Gedanken versunken.

Mara: „Sorry... ja bin noch da. Also gut, Jakob. Danke für deinen emotional Support und dann würde ich sagen bis in zwei Wochen. Ich freu mich."

Jakob: „Ich mich erst. Schlaf gut, Mara."

Mara: „Gute Nacht, Jakob."

Gefühle zwischen Köln und BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt