Kapitel 6

371 17 6
                                    


Als Felix und ich vor der Tür sind entscheiden wir uns dafür ein paar Schritte zu gehen, vor allem, damit wir von der kleinen Menschenmenge vor der Kneipe wegkommen. Felix zündet sich seine Zigarette an und keiner von uns hat bisher ein Wort gesagt. „Ich weiß ich hab dir das vorhin schon gesagt, aber du warst wirklich gut heute Abend. Ich finde es so beeindruckend zu sehen, wie sehr du auf der Bühne aufgehst. Wie sehr du du selbst bleibst." Sage ich, um die doch etwas unangenehm werdende Stille zu unterbrechen.

Felix Sicht

Eigentlich wollte ich einfach mal kurz raus, um alleine zu sein, aber jetzt bin ich doch ganz froh, dass Mara bei mir ist. Ich Tommis prüfenden Blick eben förmlich in meinem Rücken gespürt, als wir aus der Kneipe gegangen sind, aber das versuche ich jetzt einfach mal zu verdrängen. „Ich weiß ich hab dir das vorhin schon gesagt, aber du warst wirklich gut heute Abend. Ich finde es so beeindruckend zu sehen, wie sehr du auf der Bühne aufgehst. Wie sehr du du selbst bleibst." Sagt Mara und bricht somit durch die Stille, die zwischen uns herrschte. Mir wird wieder so komisch warm ums Herz, wie immer, wenn sie mir solche Komplimente machte. Bei ihr wusste ich, dass das kein blödes Gelaber war. Ich ziehe nochmal an meiner Zigarette und bedanke mich. „Hat mir auch echt viel bedeutet, dass ihr da wart, also...also das du da warst." Stammele ich peinlich vor mich hin. Bevor Mara etwas erwidern kann, plingt ihr Handy auf und sie schaut schnell drauf. Auch ich erhasche kurz einen Blick auf ihren Bildschirm. Jakob. Mehr kann ich nicht lesen, weil das Handy nicht entsperrt ist. Jakob. Ihr Ex. Schnell schaue ich auf den Gehweg vor uns, damit sie nicht bemerkt, dass ich gespinkst habe. Sie liest kurz die Nachricht packt dann aber das Handy wieder weg. „Du kannst ruhig antworten, wenn es was wichtiges ist." Sage ich leicht genervt, aber Mara schüttelt den Kopf. „Das kann ich auch später noch machen." Ich schaue sie von der Seite an und realisiere wieder mal, wie wunderschön Mara ist. „Du siehst übrigens sehr gut aus heute." Sage ich, ohne nachzudenken. Etwas schockiert über meine Aussage schaut Mara mich von der Seite an und schaut dann beschämt auf den Boden. Ich stupse sie in die Seite. „Hey. Das muss dir nicht unangenehm sein. Du kannst sogar ein bisschen stolz sein. So ein Kompliment bekommt nicht jede Frau vom großen Felix Lobrecht." Sage ich und sie muss lachen. Dieses Lächeln bringt mich irgendwann noch um den Verstand. „Du denkst auch manchmal du wärst der König der Welt, oder?" fragt sie mich. „Bin ich das denn nicht?" diesmal verpasst sie mir einen Stich in die Seite. Ok, den hatte ich auch verdient. „Dankeschön. Das Kompliment kann ich nur so zurückgeben." Es gibt keinen Tag, an dem ich mir nicht wünsche, dass Mara nicht Tommis Schwester wäre. Ich werde sie für immer nur aus der Ferne anschauen können. Ich werde wohl oder übel irgendwann mit ansehen müssen, wie sie wieder in einer Beziehung ist, wie sie mit anderen Männern tanzt, oder gar rummacht. Tommi würde das niemals gut finden, wenn Mara und ich was anfangen würden. Niemals. Sie ist seine Schwester, sein Ein und Alles. Außerdem scheint Mara auch einfach nur nett zu sein, ich meine...sie scheint ja immer noch in regem Kontakt mit Jakob zu stehen. Wieder steigt diese dumme Eifersucht in mir hoch. Aber auf der anderen Seite sind da diese Blicke. Diese ständigen Blicke zwischen uns. Die Anrufe und Nachrichten. Aber vor allem die Blicke. Ihre Blicke treiben mich einfach in den absoluten Wahnsinn. „Felix? Hallooo?" Maras Worte reißen mich wieder aus meinen Gedanken. „Sorry...was hast du gesagt?" frage ich noch immer mit den Gedanken wo ganz anders. „Ich meinte nur, dass wir hier wieder einbiegen müssen, sonst laufen wir einen riesen Umweg und kommen nie wieder bei den anderen an." Da hätte ich ehrlich gesagt nichts gegen denke ich mir, sage aber nichts. Erst jetzt bemerke ich, dass Mara immer näher an mich herangekommen ist. Wir gehen Arm an Arm durch die Straßen Kölns und ich könnte mir kaum etwas entspannteres und Schöneres gerade vorstellen.

Kurz bevor wir wieder Richtung Menschen kommen, bleibt Mara stehen und auf einmal spüre ich ihre Finger an meinen. Sie verschränkt unsere Zeigefinger miteinander. Eine Berührung, die ein Gefühl bei mir auslöst, was ich glaube ich das letzte Mal gefühlt habe, als ich 16 war. Ich schaue erst auf unsere Hände und dann in ihre Augen. Für einen kurzen Moment stehen wir einfach nur so da. „Ehm..." fängt Mara ziemlich unsicher an. „Also ich..." Mara wird unterbrochen, bevor sie den Satz weiterführen kann. Eine Gruppe besoffener Jungs taumelt über den Gehweg und laufen singend an uns vorbei. Na toll. Der Moment wäre dann hiermit dahin. Sie löst ihre Finger von meinen. Eine plötzliche Leere schießt durch meinen Körper die ich sofort zu ignorieren versuche. „Ich wollte eigentlich nur fragen, was das am Freitag für ne Party ist? Gehen wir weg, oder ist das bei dir in der Wohnung? Also wegen Outfit und so und... also...ja. Das wollte ich fragen." Während sie so vor sich hin stammelt setzt sie sich wieder in Bewegung. Kurz etwas verwirrt antworte ich ihr. „Achso. Das ist einfach bei mir zu Hause. Ich lade ein paar coole Leute ein und wir machen ne kleine Hausparty. Wie früher sozusagen. Ich bin mir sicher, egal was du anziehen wirst du wirst super aussehen." Sie lächelt wieder. „Schleimer."

Mittlerweile stehen wir wieder vor der Kneipe und gehen auch direkt rein, wo die anderen uns schon wieder sehnlichst erwarten. Die Blicke, die Tommi uns zu wirft kann ich überhaupt nicht deuten. Ich weiß nur, dass ich mich von Mara fernhalten sollte, wenn mir was an der Freundschaft zu Tommi liegt. 

Gefühle zwischen Köln und BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt