Kapitel 4

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Tommi und ich dackeln Felix also hinterher in die Arena und ich versuche einmal tief durchzuatmen. Felix redet eigentlich die ganze Zeit nur mit meinem Bruder und ich laufe nur wie Falschgeld hinter den beiden her. Hm...

„So Leute hier ist unser kleiner, aber feiner Backstage-Bereich." Sagt Felix, als wir in einen kleinen Raum treten, wo ein Sofa, ein Tisch mit ein paar kleinen Häppchen und ein Kühlschrank mit Getränken steht. Die Jungs und Becci kenne ich mittlerweile und freue mich alle zu sehen. Wir begrüßen uns alle und quatschen ein bisschen, bis Felix uns die Bühne zeigen will.

Ich stand noch nie auf so einer großen Bühne. Ich wusste ja, dass die Arena groß ist, aber wenn man auf der Bühne steht, fühlt man sich noch viel kleiner, als ich je gedacht hätte. „Wie machst du das nur. Ich würde kein Wort rauskriegen..." frage ich Felix und drehe mich erst noch einmal auf der Stelle, um einen Rundumblick zu ergattern und dann wieder zu ihm. „Keine Ahnung ey... ganz ehrlich kein Plan, aber sobald hier die Leute sitzen und ich hier stehe, bin ich wie in meinem eigenen Film. Irgendwie kann ich das gleichzeitig ausblenden und aber auch genießen. Die Leute haben so viel Bock hier zu sein da macht es mir gleich noch viel mehr Bock aufzutreten. Ist irgendwie wie ein Rausch." Ich finde es so beeindrucken, wenn er so über seine Arbeit spricht. Für mich ist das einfach so unvorstellbar. „Außerdem kann man durch die ganzen Scheinwerfer meistens eh nur die Hälfte der Leute sehen. Das hilf auch." Sagt er lachend und auch Tommi und ich müssen lachen. „Felix in 5 Minuten ist Einlass. Kommt ihr dann bitte von der Bühne?" ruft Becci von der Seite und wir gehen wieder Richtung Backstage Bereich.

„Ihr könnt euch ruhig hier bedienen. Wir bringen meistens sowieso unser eigenes Essen mit, es ist also auf jeden Fall genug für alle da." Sagt Becci an Tommi und mich gerichtet. Ich merke tatsächlich, dass ich etwas Hunger bekomme, bediene mich am Rohkost und nehme mir eine kleine Flasche Wasser. „Und? Aufgeregt gleich in der schönsten Stadt Deutschlands aufzutreten?" frage ich Felix und beiße genüsslich in ein Stück Möhre. „Pff. Das kann ich dir nächste Woche leider erst beantworten. Also Köln ist ja nett, aber die schönste Stadt Deutschlands? Ick glaub ick spinne." Okay vielleicht war sie vom Look her nicht die schönste Stadt, aber für mich wird es immer die tollste Stadt Deutschlands bleiben. Köln ist einfach mein zu Hause.

Daniel und Kinan kommen gerade zu uns und wir quatschten alle noch, bis Kinan auf die Bühne muss, um den Opener für Felix zu geben. Das müssen wir natürlich auch sehen, also machen Tommi und ich uns auf den Weg zu unseren Plätzen. Becci hat uns Plätze ganz an der Seite besorgt, damit man meinen Bruder aus dem Zuschauerraum nicht direkt sieht wir aber trotzdem noch die Chance haben Felix nicht nur von hinten sehen zu können. „Komm ich zeig euch, wo ihr euch hinsetzen könnt." Sagt Becci und Tommi folgt ihr. „Ich komme sofort nach." Sage ich und drehe mich nochmal zu Felix um, der jetzt mit mir alleine in dem kleinen Backstageraum steht.

„Gibt's noch was?" fragt er mich und augenblicklich frage ich mich, warum ich hiergeblieben bin. Was wollte ich eigentlich? Was wollte ich sagen? Ich glaube ich will einfach noch kurz mit ihm alleine sein, das ist alles...aber wie sagt man sowas? „Ich wollte einfach nur sagen, wie schön ich es finde hier zu sein. Wir haben uns ja jetzt wirklich auch lange nicht mehr gesehen...und..." oh Gott was brabbel ich mir hier eigentlich zusammen? Ich sollte einfach zu Tommi und Becci gehen. Dat wird hier nix mehr. Noch bevor ich weiter denken kann nimmt mich Felix in den Arm. Ich versuche diese Umarmung mit all meinen Sinnen irgendwie in mich aufzunehmen. Eine Arme fühlen sich so richtig an meinem Rücken an und sein Duft bringt mich fast um den Verstand. „Mein Gott, riechst du gut." Felix lacht und in dem Moment wird mir bewusst, dass ich diesen Gedanken gerade laut ausgesprochen habe und ich werde rot. Felix hat sich immer noch nicht ganz von mir gelöst. Im Gegenteil. Seine Hände liegen mittlerweile auf meinen Hüften. Seine Hände berühren meine Hüften! Seine Finger liegen auf der kleinen Stelle Haut, die zwischen meiner Jeans und meinem Top durchschaut. Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, sagt er wieder etwas. „Ich freu mich auch wirklich sehr dich zu sehen, Mara. Ich muss schon sagen, ein bisschen hat mir meine kleine Lehrerin doch gefehlt." Als er das sagt könnte auf der Stelle dahinschmelzen. Felix schaut mir in die Augen und ich ihm, als es an der Tür klopft und Becci nach uns ruft. „Kommt Leute. Es geht gleich los." Ich räuspere mich und Felix kratzt sich verlegen am Nacken, als ich meine Handtasche nehme und Richtung Tür verschwinde. Ich drehe mich noch einmal um, wünsche ihm viel Glück und gehe dann schnellen Schrittes zu meinem Bruder.

Ich sehe ihn auf einem Stuhl sitzen, neben dem noch einer frei ist und schleiche mich zu ihm. Perfektes Timing, Kinan kommt gerade auf die Bühne. „Hast du unserem guten Freund nochmal etwas die Anspannung genommen, bevor es gleich losgeht?" flüstert mir Tommi von der Seite zu und wackelt blöd mit seinen Augenbrauen. Ich stoße ihn mit meinem Ellenbogen in die Seite und schaue ihn gar nicht erst an, weil er das nach diesem Kommentar nicht verdient, hat und vor allem aber auch, weil ich wieder rot geworden bin.

Kinan liefert absolut ab und ich habe jetzt schon Muskelkater im Gesicht vom ganzen Lachen. Auch die Arena scheint ihn absolut zu feiern. Als er fertig ist geht er stolz von der Bühne und schaut noch einmal in Tommis und meine Richtung und ich zwinkere ihm zu. Das war wirklich klasse. In einem fliegenden Wechsel kommt, nach einer Ankündigung aus dem Off, auch Felix auf die Bühne. Ab der Sekunde, wo man ihn sehen kann, strahlt er übers ganze Gesicht. Der Kerl ist einfach für die Bühne gemacht. Die Leute flippen aus und auch mein Bruder und ich jubeln ihm zu. Wir sind einfach beide super stolz auf unseren Freund. Auch Felix schaut kurz zu uns rüber. Mein Bruder schnippst ihm peinlich Fingerpistolen entgegen und ich kann einfach nur breit grinsen. Die Show läuft wie am Schnürchen. Die Leute lachen so sehr, dass ich einige sehe, die sich Tränen aus dem Gesicht wischen müssen. Als Felix fertig ist bleibt er noch ein bisschen auf der Bühne stehen, um sich seinen verdienten Applaus abzuholen. Das ist unser Zeichen dafür wieder Backstage zu gehen, damit wir nicht in die Menschenmassen kommen. 

Gefühle zwischen Köln und BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt