Kapitel 20

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Kapitel 20

Mittlerweile ist es schon fast 22 Uhr und als ich gerade denke, dass Felix eh nicht mehr kommt, höre ich durch das Gemurmel der Leute und die laute Musik Tommis Türklingel. Ich weiß ganz genau, dass er es ist. Erst will ich Cara suchen und sie bitten mit mir an die Tür zu kommen, aber sie ist gerade in ein Gespräch vertieft und eigentlich weiß ich auch, dass das Quatsch ist. Ich bin erwachsen. Ich gehe also zur Tür, drücke den Knopf, der die Tür unten öffnet und warte an Tommis Wohnungstür darauf, dass Felix die Treppe hochkommt. Ich höre Schritte. Mein Herz pocht mittlerweile so schnell, dass ich das Gefühl habe jeder in einem Radius von 10km kann meinen Herzschlag hören und spüren. Als Felix dann um die Ecke kommt und unsere Blicke sich treffen rutscht mir das Herz endgültig in die Hose und ich schlucke schwer den Kloß in meinem Hals herunter. Er sieht unfassbar gut aus. Er hat sich nichtgroßartig zurecht gemacht und trotzdem sieht er unfassbar heiß aus. Gleich steht er direkt vor mir. Konzentration Mara! Es schleicht sich ein kleines Lächeln auf Felix Lippen und ich könnte dahinschmelzen. Wie kann ein Lächeln einen alles so sehr vergessen lassen, was passiert ist? Ich zwinge mich also kurz wieder daran zu denken, was vorgefallen ist und schaffe es dann aber auch Felix ein kleines Lächeln zurückzugeben. „Hi." breche ich die Stille und umarme ihn zur Begrüßung. Ich versuche alles so normal wie möglich zu machen, als wäre er einfach nur irgendein weiterer Gast auf meinem Geburtstag. Als hätte er mir nicht noch vor einer Woche den größten Korb des Jahrhunderts gegeben. „Happy Birthday, Mara." er spricht meinen Namen aus und alles in mir zittert. er soll damit aufhören. „Komm rein und fühl dich wie zu Hause. Wir haben genug Getränke für die ganze Nachbarschaft und auch an Snacks fehlt es nicht. Und da du etwas später da bist, ist der Dancefloor auch schon eröffnet. Also, bitte komm doch rein." sage ich so gefasst wie möglich. Das ist die totale Clownshow hier, aber ich weiß selbst nicht, wie ich mich anders verhalten sollte, also tue ich einfach so, als wäre nichts passiert. Das konnte er die letzte Woche ja auch nur zu gut. Dann kann ich das auch.

Endlich entdeckt uns jemand. Ich hab wirklich keine Lust mehr hier so verkrampft mit ihm im Flur zu stehen. Tommi und Cara kommen auf uns zu. „Hey Felix. Hab gar nicht gehört, dass du geklingelt hast. Komm ich hol dir erstmal was zu trinken." sagt meine beste Freundin, hakt sich ungefragt bei Felix ein und die beiden verschwinden in Richtung Küche. „Und? Wie geht es dir?" fragt mich mein Bruder. „Frag mich was leichteres." sage ich ehrlich zurück und atme einmal tief aus. „Kölsch?" das war eine sehr viel einfachere Frage. „Ja. Sofort bitte."

Mittlerweile sind gute 20 Minuten vergangen, seit Felix angekommen ist. Ich stehe gerade mit Jakob auf der Tanzfläche, beziehungsweise ich will ihn dazu bekommen mit mir zu tanzen. Ich nehme seine Hände und ziehe ihn in die Mitte des Raumes, wo viele meiner Freunde bereits ausgelassen tanzen. Er kommt mir näher und fängt an sich zum Rhythmus der Musik zu bewegen. Na geht doch. „Willst du das Ganze noch durchziehen? Felix schaut ja jetzt schon mit einem tödlichen Blick zu uns rüber." sagt Jakob und ich muss grinsen. Ich schaue nicht zu Felix, um nicht zu auffällig zu sein, aber allein der Gedanke, dass er schaut, gibt mir Bestätigung. Ich tanze mit dem Rücken zu Felix, also muss Jakob mir immer sagen, was gerade hinter mir passiert. „Jetzt geht dein Bruder zu ihm und nimmt ihn zur Seite. Hat er irgendwie gesagt, dass er mit Felix reden will?" fragt mich Jakob. Eigentlich nicht... „Also mit mir hat er nichts abgesprochen. Ich hoffe er macht keinen Mist." und das hoffe ich wirklich. Gerade fängt „Ding" von Seeed an und sowohl Jakob als auch ich freuen uns und tanzen noch ausgelassener, als vorher. Wir kennen den Text komplett auswendig und ich bin gerade einfach nur happy. Ich tanze eng mit Jakob und ich genieße seine Nähe. „Gefühle hin oder her. Hier dran könnte ich mich tatsächlich gewöhnen. Mit so einer schönen Frau so zu tanzen. Joa das könnte ich öfter haben." flüstert mir Jakob ins Ohr und ich muss grinsen.

Felix' Sicht

Schon ab dem Moment, wo ich durch die Tür gegangen bin hab ich mich gefragt, was ich hier eigentlich mache. Es war eine totale Scheißidee hierher zukommen. Mara scheint überhaupt nicht mehr an letzte Woche zu denken und auch sonst verstehe ich selbst nicht so ganz, was ich hier eigentlich mache. Cara entführt mich direkt und wir holen mir etwas zu trinken und jetzt stehe ich am Rand der Tanzfläche und habe wieder beziehungsweise immer noch das Gefühl ich bin total fehl am Platz. Mara sieht einfach nur wunderschön aus. Ihr Kleid passt ihr perfekt und ihre Schuhe machen sie ein bisschen größer. Sie strahlt schon den Ganzen Abend über beide Ohren. Aber nicht meinetwegen. Ganz im Gegenteil. Gerade, als ich mich in meinen Gedanken verliere quatscht mich Tommi von der Site an. „Nur vom Glotzen wird sie nicht mit dir Tanzen." mir rutscht das herz in die Hose. Was??? „Wie bitte?" mehr bekomme ich irgendwie nicht raus. Hab ich zu doll geglotzt? Könnte Tommi irgendwas bemerkt haben? Oh Gott ich hoffe nicht! „Na offensichtlich stört es dich extrem, dass die beiden so eng da tanzen." sagt Tommi mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Wieso sagt er das so entspannt? Was ist denn hier los? Will er mich testen? „Könnte mir nicht egaler sein. Mara und Jakob scheinen das ganz schön zu genießen. Was könnte ich mir mehr für unser Geburtstagskind wünschen." sage ich. „Okay Felix können wir jetzt bitte mit dem Quatsch aufhören? Ich muss jetzt einfach Mal den großen Bruder raushängen lassen. Da musst du jetzt durch." Ich schaue von den beiden direkt in Tommis Gesicht. Oh Gott, jetzt ist es gleich vorbei für mich. „Meine Schwester ist seit Monaten in dich verknallt. Weißt du wie anstrengend das ist, wenn sie mich andauernd nach dir fragt? Sehr. Egal, ich schweife ab. Was ich sagen will, ist, dass meine Schwester dich wirklich wirklich mag und irgendwie hatte ich immer das Gefühl bei dir könnten sich auch Gefühle entwickeln, aber dann hast du immer wieder so komische Aktionen gebracht und Mara war mega verunsichert und da du mit mir ja auch kaum über deine Gefühle sprichst wusste ich natürlich auch nicht, was in dir vorgeht. Mara war so happy in Berlin und dann servierst du sie so hässlich ab letzte Woche? Felix so bist du doch nicht drauf. Ich kenne dich jetzt schon einige Jahre und habe auch die ein oder andere Frau in deinem Leben kommen und gehen sehen. Sowas hast und würdest du doch eigentlich nicht abziehen? Wie konntest du ihr das nur antun?" Okay das war einiges, was ich gerade zu verarbeiten hatte. Mara hatte von mir erzählt? Mara hat Gefühle für mich? Und vor allem... Tommi wusste die ganze Zeit von allem??? „Mara hat dir alles erzählt?" frage ich kleinlaut. „Na was denkst du denn? Sie ist meine Schwester." ich weiß einfach nicht, was ich darauf antworten soll. „Und Jakob und Mara gerade? Glaubst du wirklich da läuft was bei denen?" fragt Tommi mich. „Nicht?" meine Stimme klingt immer noch wie die eines kleinen Jungen. „Gerade tanzen die beiden ganz normal, wie Freunde auf einer Party. Jetzt dreh du dich mal um, schau zu ihnen und guck, was passiert." sagt Tommi und ich drehe mich zu den beiden um. Mein Blick trifft direkt den von Jakob. Seine rechte Hand wandert direkt an die Stelle zwischen Maras Bauch und ihrem Rücken. Sein Griff wird fester und er flüstert ihr irgendwas ins Ohr, ohne den Blickkontakt zu mir zu unterbrechen. Ich drehe mich wieder zu Tommi um und irgendwie schäme ich mich mit einem Mal unglaublich. Offensichtlich hatte Tommi absolut gar kein Problem mit dem Gedanken, dass aus Mara und mir etwas Ernstes werden könnte. Ich bin so ein Idiot. „Ich hab gedacht, dass du was dagegen haben wirst. Das du jemand besseren willst für deine kleine Schwester... jemanden wie Jakob." sage ich ehrlich und wünsche mir, dass sich der Boden unter meinen Füßen öffnet. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Deswegen das Ganze Gedöns, das ganze Hin und Her? Meinetwegen?" ich zucke mit den Schultern. „Deine Absichten in allen Ehren, aber das ist doch quatsch Felix. Magst du sie, oder magst du sie nicht?" fragt mich Tommi und ich muss überhaupt nicht nachdenken. „Ich mag sie sogar sehr. Sie ist die tollste Frau, die mir je begegnet ist." gerade als ich das sage räuspert sich Tommi und ich drehe mich um. Mara und Jakob küssen sich. Sie küssen sich und diesmal habe ich nicht schon vorher geschaut. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass das echt ist, oder?" fragt mich Tommi. wieder zucke ich mit den Schultern. „Für mich sieht das ziemlich echt aus." sage ich. „Mein Gott Felix bist du wirklich so blöd, oder tust du nur so. Meine Schwester versucht alles, um dich aus der Reserve zu locken. Selbst nach deiner dummen Aktion will sie dich immer noch eifersüchtig machen." ich muss lächeln. „Irgendwie heiß." denke ich laut. „Okay das ist dann wohl mein Stichwort. Hol sie dir Felix und warte nicht zu lange. Und brich ihr bloß nicht das Herz. Das würde ich dir wirklich nicht empfehlen." sagt Tommi und lässt mich alleine auf seinem Sofa sitzen. 

Gefühle zwischen Köln und BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt