Kapitel 19

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Kapitel 19

Eigentlich war geplant, dass ich am Sonntag wieder zurück nach Köln fahre, aber das war einfach nicht drin. Nach Jakobs und meinem Gespräch habe ich den ganzen Tag nur geschlafen. Ich war einfach nur völlig erschöpft. Ich habe mich also für Montag auf der Arbeit krankgemeldet und hab den Tag dann genutzt, um im Zug zu sitzen und nach Köln zurückzufahren. Felix hat mir weder geschrieben noch versucht mich anzurufen. Ich bin immer und immer wieder diesen blöden Abend in meinem Kopf durchgangen. Ich habe jede einzelne Sekunde versucht zu analysieren und zu verstehen. Wo bin ich falsch abgebogen? Wo habe ich etwas missinterpretiert? Aber ich komme bis heute nicht drauf. Heute. Mein Geburtstag. Die Woche war noch hart in der Schule. Es passieren natürlich auch auf der Arbeit immer tausend Sachen, wenn man gerade absolut nicht den Kopf dafür hat, aber auch diese Woche habe ich irgendwie hinter mich gebracht. Es ist also Freitag und heute Abend feier ich meinen 28. Geburtstag. Felix hat mir bisher nicht geschrieben und damit auch nicht abgesagt. Mal gucken, ob er wirklich auftaucht. Ich versuche aber nicht zu sehr an ihn zu denken, sondern versuche mich eher auf heute Abend zu freuen. Clara ist heute direkt nach der Arbeit vorbeigekommen und wir sind zu meinem Bruder rübergegangen, um die Wohnung etwas zu dekorieren. Wir haben alle Getränke, die wir gekauft haben, kaltgestellt und auch sonst soweit alles vorbereitet. Jakob und Schmitti sind auch schon da. Ansonsten kommen heute noch zwei Kollegen von mir von der Arbeit, einige Freunde aus der Uni und auch einige alte Kindergartenfreundinnen von mir haben zugesagt. Es werden also echt einige Leute da sein und ich freue mich wirklich sie alle zu sehen, aber die Bauchschmerzen aufgrund eines bestimmten Gastes gehen einfach nicht weg. Gerade will ich Tommi fragen, wo ich die Polster für die Terassenmöbel finden kann, da klingelt sein Handy. „Es ist Felix." sagt Tommi leicht schockiert und auch ich bleibe abrupt stehen. Mein Puls geht mit einem Mal in die Höhe und ich fange anzuschwitzen. „Hi Kumpel, was gibt's?" gerade will sich mein Bruder entschuldigen und aus dem Raum gehen, aber ich gebe ihm ein Zeichen, dass er schön dableiben soll. Ich will das mitbekommen. Er versteht mich direkt und schaltet sogar den Lautsprecher ein.

Felix: Ich weiß nicht, ob und was Mara dir erzählt hat, aber wir hatten nach meiner Party einen kleinen Streit. Meinst du sie wäre damit ok, wenn ich trotzdem heute Abend kommen würde?

Einen kleinen Streit??? Ich werde wütend, aber fange mich schnell wieder.

Tommi: Wenn du das so fragst, bist du doch sicher schon in Köln, oder? Sonst würdest du das doch nie schaffen...

Felix: Ja... Ich bin schon hier, aber wenn sie mich nicht da haben will... Wenn sie wirklich nicht will, dass ich komme, dann bleibe ich im Hotel.

Mein Herz rutscht mir nicht nur in die Hose, sondern runter bis zu den Nachbarn. Warum fühle ich mich schlecht? Ich? Er hört sich einfach so unglaublich traurig an...

Tommi: Sie hat dich ja nach eurem „Streit" nicht ausgeladen, oder? Ich denke dann bist du noch eingeladen.

Felix: Alles klar, dann bis später 

Tommi: Hau rein.

Tommi legt auf und schaut mich an. „Ich habe ja eigentlich damit gerechnet, dass er kommt. Er ist nicht so jemand, der nicht absagt, aber jetzt, wo ich weiß, dass er schon hier ist, macht das meine Bauchschmerzen noch schlimmer. „Einmal tiiiief durchatmen Mara. Das wird schon alles werden. Außerdem haben Jakob und du einen Plan, der quasi wasserdicht ist. Das wird ihn zum platzen bringen." sagt Cara und nimmt mich in den Arm. Sie hat Recht. Der Plan ist genial.

Eine Stunde später.

„Sehen wir guuuut aus." quietscht Cara neben mir und ich muss ihr Recht geben. Wir sehen wirklich ziemlich gut aus. Ich habe es wirklich vermisst mich mit meiner besten Freundin für eine Party fertig zu machen. Ich trage ein hellblaues recht weites, aber kurzes Sommerkleid und dazu silberne Sandalen mit einem kleinen Absatz. Als letzten Schritt sprühe ich mir noch Parfüm auf und dann bin ich ready für den Abend. Tommi, Jakob und Thomas stehen im Wohnzimmer und schauen gerade, ob auch alles soweit passt und vorbereitet ist. Auch die drei Jungs haben sich nochmal etwas herausgeputzt und sehen alle wirklich gut aus. „Wer ist alles bereit für eine Paaaaarty?" frage ich motiviert in die Runde und bekomme ein aufgeregtes Jubeln als Antwort zurück. „Es ist zwar noch niemand außer uns da, aber ich finde das ist kein Hindernis schonmal auf das Geburtstagskind anzustoßen, oder?" sagt mein Bruder und geht in die Küche. Er kommt zurück mit einer sehr teuer aussehenden Champagnerflasche und öffnet diese mit einem lauten Knall. Wieder jubeln alle. Ich hole schnell Gläser für alle, da klingelt auch schon der erste Gast. „Schenk du schonmal ein Tommi. Ich gehe schnell an die Tür." Ich drücke den Türöffner und warte an der Wohnungstür. Ich höre mehrere Stimmen hochkommen. Es sind meine beiden Kollegen von der Arbeit. Christoph und Lenni. Die beiden sind seit einem guten Jahr zusammen und immer, wenn ich die zwei Jungs so zusammen sehe glaube ich doch irgendwie noch an die große Liebe. Lenni hat letztes Jahr an meiner IGS sein Referendariat beendet und jetzt eine feste Stelle dort bekommen und Christoph arbeitet bei uns in der Übermittagsbetreuung. „Hi Jungs. Wie schön euch zu sehen. Als hättet ihr es gewusst hat Tommi gerade den ersten Champagner aufgemacht." sage ich lächelnd. Jetzt geht mein Geburtstag so richtig los und ich freue mich unglaublich.

„Das haben wir gespürt." sagt Christoph lachend und die beiden gehen an mir vorbei durch den Flur zu den anderen. Gerade will ich die Tür wieder zu machen und ihnen folgen da klingeln schon die nächsten. Ich entscheide mich also die Wohnungstür ein bisschen offen stehen zu lassen und auch unten an die Haustür einen Stopper reinzumachen, damit nicht immer jemand an die Tür rennen muss. Als aber fast alle da sind mache ich beide Türen wieder zu. Es wird immer später und mit der offenen Tür ist es dann doch etwas laut. Felix ist noch nicht da...Ich versuche so wenig wie möglich an ihn zu denken, aber das funktioniert mehr schlecht als recht, vor allem nach dem dritten und vierten Glas Champagner wird es immer schwerer. 

Gefühle zwischen Köln und BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt