Kapitel 3

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Ich schreibe also Felix noch zurück und auch meinem Bruder schreibe ich noch schnell eine Nachricht, bevor ich mich ins Bad begebe, um meine Zähne zu putzen.

Als mein Wecker am nächsten Morgen klingelt bin ich völlig übermüdet. Ich habe die halbe Nacht wachgelegen und über alles Mögliche nachgedacht. Über Felix, über die Schule, über meine Zukunft, über Jakob, über Berlin, einfach über alles. Es ist viel zu früh, als mein Tageslichtwecker mich aus dem Schlaf reißt. 05:45 Uhr. Ob ich mich jemals daran gewöhnen werde? Keine Ahnung...Aber was muss das muss, also räkele ich mich angestrengt aus dem Bett und mache die Rollläden meines Schlafzimmers nach oben, geh ins Bad und zieh mich an.

Die Woche vergeht wie im Flug und es ist wieder so eine Woche, die mir gezeigt hat, dass ich genau das mache, was ich auch immer machen wollte, dass ich genau am richtigen Platz bin und das, was ich mache auch gut mache.

Ich weiß nicht, wie, aber es war tatsächlich schon Freitag. Ich musste freitags nicht in die Schule, was aber nicht hieß, dass ich keine Arbeit hatte. Vor allem, wenn ich wusste, dass ich das Wochenende wahrscheinlich wenig Zeit haben werde zu arbeiten. Also stehe ich trotzdem früh auf, mache mir einen großen Kaffee und mache mich an die Arbeit. Meine Stunden planen sich nicht von alleine. Und eine Reflexion einer Stunde der letzten Stunde muss ich auch noch schreiben. Und das alles bis 17 Uhr. Das wird knapp werden ist aber nicht unmöglich. Ich komme ziemlich schnell in einen ganz guten Workflow und merke kaum, wie schnell die Zeit vergeht. Das bemerke ich erst, als sich mein Magen lautstark meldet. Mein Magen knurrt und ich schaue das erste Mal so richtig auf die Uhr. 14:50 Uhr. Oh Gott. Ich muss dringend was essen und einen zweiten Kaffee brauche ich auch, also stehe ich von meinem Schreibtisch auf und mache mich auf den Weg in die Küche. In meiner kleinen Mittagspause überlege ich mir auch schnell, was ich gleich anziehe. Ich will cool, aber auch nicht verkleidet aussehen. Ich bin einfach nicht die coole, hippe Kölnerin. Immer, wenn ich neue Leute kennenlerne und erzähle, was ich studiere, sagen alle, dass sie sich das schon fast gedacht haben. Ob man unbedingt will, dass man schon beim ersten Treffen sehen kann, dass ich Lehrerin bin, weiß ich auch nicht, aber so ist es eben. Und ich fühle mich nun mal wohl in meinen Klamotten. Heute brauchte ich aber kein Outfit für den Unterricht, sondern für eine Comedyshow. Letztendlich entscheide ich mich also für eine weite Helle Jeans und ein hellblaues weites T-Shirt. Ich ziehe mir noch Schmuck an und packe schonmal eine kleine Handtasche, damit ich gleich, wenn Tommi kommt, bereit bin umzugehen. Ich mache mich wieder auf den Weg in die Küche, wo meine zwei Toast schon aus dem Toaster geschossen sind. Ich beschmier beide schnell mit Frischkäse, packe mir meine Kaffee, der auch mittlerweile durchgelaufen ist und setze mich wieder an meinen Schreibtisch. Meine Stunden für die nächste Woche sind so weit alle geplant, aber die Reflexion schaffe ich wohl doch nicht mehr ganz, bis mein Bruder kommt. Da wird wohl am Sonntag noch eine Nachtschicht auf mich zu kommen.

Ich schreibe meinen letzten Satz und schalte meinen Laptop aus. Feierabend für heute. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass Tommi in ungefähr 10 Minuten da sein sollte, also spüle ich noch schnell mein Geschirr von heute Mittag, sprühe Parfüm auf und ziehe mir dann auch schon Schuhe an. Ich entscheide mich für beige Sandalen mit einem kleinen Absatz, damit ich wenigstens ein bisschen größer wirke. Irgendwie werde ich langsam etwas aufgeregt. Gerade, als ich meinen zweiten Schuh zu mache plingt mein Handy direkt zweimal hintereinander. Ich nehme es von der Anrichte und schaue, wer mir geschrieben hat. Tommi und Jakob. Tommi schreibt, dass er vor der Tür steht, und Jakob wünscht mir einen schönen Abend und ich soll nichts tun, was er nicht auch tu würde. Ich nehme mir vor ihm im Auto zu antworten, schnappe mir meine Tasche und meinen Schlüssel und gehe aus meiner Wohnung.

„Hey" begrüße ich Tommi, als ich ins Auto steige und lächle in glücklich an. „Na, alles klar?" fragte er mit einem blöd, während er mit den Augenbrauen wackelt. „Alles super." Antworte ich nur knapp. „Aufgeregt?" fragt er neckend. „Man Tommi. Hör auf. Ich bin nicht aufgeregt. Ich freu mich nur." Mein Bruder startet den Wagen und fährt los. „Ja klar." Sagt er sarkastisch, aber auch da gehe ich nicht weiter drauf ein. „Felix hat mir eben geschrieben, dass er und das Team später noch was trinken gehen will. Lust mitzukommen?" ich überlege kurz, aber stimme dann zu. Ich habe mir dieses Wochenende jetzt wirklich verdient.

Kurze Zeit später sind wir auch schon an der Lanxess Arena angekommen und Tommi parkt im Parkhaus. „Weißt du, wo wir hinmüssen?" frage ich meinen Bruder, als wir gerade auf die Arena zu gehen. „Ach wir finden die schon." Ich bleibe kurz stehen. „Tommi wie stellst du dir das vor? Die Arena riesig. Außerdem kommen wir da doch gar nicht einfach so rein." Ich schüttele den Kopf. Das war wieder so typisch. „Hey Leute! Schön, dass ihr es noch vorher geschafft habt vorbeizuschauen." Es ist Felix, der aus der Arena kommt und uns entgegen geht. Glück gehabt Tommi denke ich mir nur. Da Tomi vor mir steht begrüßen die beiden sich zuerst. Sie klatschen fest ein und drücken sich dann. Ich glaube die beiden freuen sich auch echt sich mal wieder in Person sehen zu können. Dann löst sich Felix von Tommi und kommt schon fast ein bisschen zu mir angelaufen. Ich tue es ihm gleich und laufe ihm in die Arme. Er drückt mich fest und hebt mich sogar kurz hoch, dass meine Füße vom Boden abheben. Mein ganzer Körper ist voll mit Schmetterlingen. Er lässt mich wieder los und wir schauen uns direkt in die Augen. Ich könnte ewig so stehen bleiben, aber Felix denkt nicht mal daran in dieser Position zu verharren, löst sich von mir und geht sogar einen kleinen Schritt zurück. „Ey ich bin echt so froh euch beide zu sehen. Geil, dass ihr da seid. Kommt mit ich zeig euch den Backstage Bereich und dann könnt ihr auch allen anderen Tach sagen. Kinan, Daniel und Becci sind auch schon da und mein Bruder ist grad noch schnell irgendwas mit dem Licht klären und kommt dann aber auch gleich. 

Gefühle zwischen Köln und BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt