Kapitel 15

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Kapitel 15

*Felix Sicht*

Warum habe ich Jakob eigentlich eingeladen? Was wollte ich mir damit beweisen? Die Blicke, die er Mara zuwirft, machen mich krank. Der Gedanke, dass die beiden mal zusammen waren, dass er sie in und auswendig kennt und, dass er sie lieben durfte, nimmt mich mehr mit als geplant. Aber warum habe ich ihn eingeladen? Nur um mich dumm aufzuspielen? Um anzugeben? Ich benehme mich wieder so als wäre ich 16... Schon wieder... Mara macht mich verrückt. Verrückt im aller Besten Sinne. Wie sie eben auf mich zu kam... Ich will diese Frau mit jeder Faser meines Körpers, aber sie ist tabu. Ich übertrete eine unsichtbare Grenze. Jeden Tag, wenn ich auch nur an sie denke. Keine Ahnung, wie lange ich das noch aushalte. Sie macht mich einfach so schwach...

Wir gehen gemeinsam in die Halle und treffen auf die anderen. „Danke übrigens nochmal, dass ich auch zu schauen kann. Ich muss mir doch auch mal ein Bild von dem berühmt berüchtigten Felix Lobrecht machen." sagt Jakob lachend und ich glaube ihm das auch. Die Spannung zwischen uns ist zwar immer noch offensichtlich da und wahrscheinlich auch für alle anderen spürbar, aber ich glaube, dass er sich wirklich freut hier zu sein. So ist er einfach. Durch und durch einfach nett. Nett und unkompliziert. „Gerne. Passte ja jetzt einfach gut. Kommt, ich zeig euch die Halle. Ist echt ganz schön beeindruckend so ne leere große Halle." sage ich und begleite Mara und Jakob in den Innenraum der Halle, bis wir direkt mittig vor der Bühne stehen. Mara steht rechts neben mir und Jakob schräg rechts hinter ihr. „Wow." sagt Mara und ich schaue zu ihr rüber. Sie blickt in Richtung Bühne und ihre Augen versuchen alles, was vor ihr ist, aufzunehmen.

Wir gehen noch ein bisschen durch die Halle, ich zeige den beiden den Backstage Bereich und die Plätze, wo sie sich zur Show hinsetzen können. Es sind ungefähr die gleichen Plätze, die wir auch für Mara und Tommi in Köln organisiert hatten.

*Im Backstage*

„Setzt euch ruhig schonmal hier hin ich komme gleich. Ich muss kurz meinen Bruder noch was wegen heute Abend fragen. Ach, Apropos. Jakob du bist natürlich auch heute Abend noch zur After-Show-Party eingeladen bei mir zu Hause." ich warte nicht auf eine Antwort, sondern gehe direkt zu meinem Bruder. Warum hab ich ihn eingeladen??? Was habe ich eigentlich für ein riesen Ego-Problem? Was erwarte ich denn? Will ich ihm unter die Nase reiben, wie gut Mara und ich uns verstehen? Ich bin so durcheinander, dass ich fast in meinen Bruder reinlaufe. „Hey... Ganz ruhig Kumpel." sagt Julian und ich bleibe abrupt stehen. „Alles gut?" fragt er ehrlich besorgt und ich schaue ihn einfach nur an. „Keine Ahnung. Warum habe ich Jakob eingeladen?" frage ich eher an mich selbst gerichtet. „Das kann ich dir sagen. Um dich zu beweisen. Reviermarkierung und so. Aber so richtig verstehe ich es auch nicht. Tust du dir damit nicht nur selber weh? Ich glaube nicht, dass du ihm, geschweige denn Mara irgendetwas beweisen müsstest..." sagt Julian und wieder könnte ich mir eine klatschen. Er hat Recht. Das ist alles total dumm. „Aber heute Abend hast du sie ja ganz für dich. Keine Ahnung, was dich immer so zurückgehalten hat, aber offensichtlich bist du verrückt nach ihr. Hol sie dir endlich." Ich kratze mir peinlich berührt am Nacken. „Was?" fragt mein Bruder. „Ich habe ihn gerade auch auf die Party eingeladen..." Meinem Bruder klappt die Kinnlade runter. „Was??? Oh Felix, warum?? Was hat er gesagt? Kommt er???" ich seufze. „Ich bin aus dem Raum gegangen, bevor er etwas antworten konnte. Also keine Ahnung..." sage ich leicht beschämt, als mein Bruder auf einmal anfängt zu lachen. Gerade habe ich noch beschämt auf den Boden geschaut, aber jetzt schaue ich ihn komplett verwirrt an. „Samma, warum lachst du denn jetzt so blöd?" frage ich leicht genervt. „Du bist wirklich so blöd Felix. Was macht diese Frau nur mit dir?? Oh man... Ich hoffe für dich, dass er nicht kann, sonst kannst du dir das mit Mara heute Abend abschminken." ich schaue ihn immer noch an und werde immer verzweifelter. „Ich kann das sowieso vergessen. Ich sollte SIE einfach vergessen. Sie ist Tommis kleine Schwester. Sie ist die einzige auf der Welt, von der ich einfach besser die Finger lassen sollte..." wieder seufze ich. Ich bin echt erbärmlich manchmal. „So jetzt aber Feierabend mit dieser Laune. Heute Abend ist Tourabschluss und du freust dich seit Monaten auf den Auftritt in Berlin. Du rockst das heute Abend. Das ist das, was du liebst und am aller Besten kannst. Um Frauen kümmern wir uns später, ok?" ich lache. „Hast Recht. Heute Abend wird Killer."

*Maras Sicht*

Gerade ist Felix aus dem Raum gegangen, da schaut mich Jakob verwirrt an. „Was ist denn hier los? Jetzt hat er mich auch noch für heute Abend eingeladen?" ich bin selbst verwirrt. Er will wohl alles dafür tun, damit er nicht mal mit mir alleine ist, oder was ist der Grund? Und will ich überhaupt, dass Jakob mitkommt? Eigentlich nicht... „Aber keine Sorge ich werde nicht kommen. Selbst, wenn ich nicht mit Joko verabredet wäre. Ich weiß, dass du auf ein bisschen Zweisamkeit, bzw auf jeden Fall mal ein paar Gespräche unter vier Augen mit Felix hoffst. Da werde ich euch sicher nicht im Weg stehen. Außerdem sagt mir irgendwas, dass er mich eigentlich gar nicht wirklich dabeihaben will." sagt Jakob etwas geknickt.

Nachdem Jakob Felix abgesagt hat, konnten wir auch schon zu unseren Plätzen. Ich bin nochmal kurz zu Felix gegangen, um ihm viel Spaß zu wünschen und hatte das Gefühl, dass er echt ziemlich nervös war, obwohl es ja eigentlich ein Heimspiel war. Ich kannte jeden Joke aus der Show schon, aber habe mich wieder halb eingepisst vor Lachen und auch Jakob musste viel und laut lachen. Die Show ist vorbei und wir gehen durch einen Seiteneingang in den Backstagebereich, wo uns zufriedene Jubelschreie entgegen strömen. Alle feiern Felix und das zu Recht. Als er mich sieht kommt er, ohne darüber nachzudenken auf mich zu, hebt mich hoch und wirbelt mich eine Runde durch den Raum. Er strahlt über beide Ohren und ich könnte dahin schmelzen. Dieses Lachen lässt meine Beine schwach werden und ich will, dass er mich nie wieder loslässt, aber plötzlich knallt es und ich erschrecke mich. Ich schaue hinter Felix, um zu schauen, wo der Knall herkam und sehe, dass Julian eine Flasche Sekt aufgemacht hat. „Was ein Tourabschluss. Leute? Das ham wa gut gemacht." sagt er und fängt an Gläser mit Sekt zu füllen. Auch Jakob kommt jetzt zu Felix und gratuliert ihm zu der guten Show. „Du, Mara ich würde mich dann denke ich auch gleich auf die Socken machen. Feiert ihr mal schön den Erfolg. Joko wartet sicher schon." er klingt schon fast ein bisschen beschämt... Ich nicke nur und gehe kurz zu den anderen, während Jakob sich simultan von allen verabschiedet. „Ich bringe Jakob grad noch zum Auto, dann komme ich wieder. Und das..." ich greife nach einem Sektglas. „...nehme ich schonmal mit." sage ich lächelnd und verlasse mit Jakob den Backstage-Bereich der Halle. Da die meisten Fans noch vor der Halle, oder gerade im Gehen sind benutzen wir einen Hinterausgang. „Ich fand es schön, dass du mitgekommen bist." sage ich ehrlich, als wir gerade durch die Tür an die frische Luft gehen. „Ich auch. Ich muss wirklich sagen, der Kerl hats drauf." sagt Jakob und wir beide lachen. „Ich war froh noch ein bisschen länger was von dir zu haben..." Jakobs Stimme wird kaum merkbar leiser und er bleibt stehen um mir in die Augen zu sehen. Seine Augen sind wunderschön nur erinnern mich an so viel. Sie erinnern mich daran, wie verliebt ich mal in ihn war, aber sie machen mir auch klar, was ich fühle, wenn ich in Felix Augen schaue. In Jakobs Augen sehe und fühle ich nicht ansatzweise dieses Feuer und dieses Verlangen, was ich spüre, wenn ich in Felix Augen schaue. „Ich werde immer jede Möglichkeit nutzen, um dich länger bei mir zu haben und das weißt du, aber ich weiß auch, wann es Zeit ist für mich zu gehen. Schnapp ihn dir Mara." Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl im Bauch und ich denke wieder an die Worte meines Bruders... Irgendwie habe ich das Gefühl Jakobs Herz in tausend Stücke zu brechen... „Als ich gesagt habe, dass ich nicht nur für Felix nach Berlin kommen werde in der Zukunft meinte ich das auch so. Ich liebe dich Jakob. Ich liebe dich als meinen besten Freund. Meinen allerbesten. Danke für alles." was Besseres fällt mir gerade nicht ein. Es ist die Wahrheit, aber sicher nicht das, was er gerade hören will... Er lächelt mich gequält an und ich ziehe ihn in eine Umarmung. Wieder gibt er mir einen Kuss auf die Stirn, wie bei unserer Ankunft und dreht sich dann um, um zu seinem Auto zu gehen. Weg ist er...

Ich sehe, wie er sein Handy in die Hand nimmt und wenige Sekunden später bekomme ich eine Nachricht von ihm.

Jakob: Ich meine das Ernst Mara. Schnapp ihn dir. Der Kerl ist verrückt nach dir. Ich bin nicht mal ansatzweise eine Konkurrenz für ihn und trotzdem hätte er mich mit seinen Blicken am liebsten getötet. Schreib mir, wenn du wieder im Hotel bist (oder auch wenn nicht ) und erzähl mir wie es war, aber versprich mir, dass du jetzt nicht mehr über mich nachdenkst. Pack dien Handy ein und schnapp ihn dir.

Ich schaue direkt von meinem Handy hoch, als ich die Nachricht zu Ende gelesen habe, aber jetzt ist Jakob schon aus meiner Sicht verschwunden. Ich atme einmal tief aus und mache das, was er mir gesagt hat. Mein Handy wegpacken und zu Felix gehen. Ich nehme einen großen Schluck von dem Sekt und habe jetzt schon das Gefühl ich spüre den Alkohol in meinem Blut. 

Gefühle zwischen Köln und BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt