Kennst du die Geschichte vom Baum der Wunder? Hast du noch nie von der Eiche gehört, die die Welt verändern wollte? Nun, ich werde dir diese unglaubliche Geschichte erzählen.
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Es war einmal vor langer Zeit, vor vielen Jahrzehnten. Damals beherrschten Wälder die Landschaft. Die Welt war grün, soweit das Auge reichte. Es gab unzählbar viele Pflanzen und überall lebten wilde Tiere. Das hätte noch jahrelang so weitergehen können. Doch dann kam der Mensch in den Wald und zerstörten die Natur. Bäume wurden gefällt und Waldstücke wurden verbrannt. Alles wurde dem Erdboden gleichgemacht. Nichts überlebte, weder Baum noch Strauch. Nichts.
Nur eine kleine Eichel fiel auf den Boden. Ein Mann trat auf sie. Ein anderer Mann hob sie auf und betrachtete sie. Aber er wusste nicht, wofür die Eichel war. Also warf er sie weg.
Er konnte nicht wissen, dass aus diesem kleinen Samen etwas sehr Großes werden würde.
Nach und nach bauten die Menschen ihre Häuser, Stück für Stück. Der Winter kam, und die Eichel wurde unter dem Schnee vergessen. Dort lag sie und wartete auf den Frühling.
Dann, im Frühling, als es wärmer war, keimte die Eichel. Aus dem Keim wurde eine kleine Pflanze, aus der Pflanze schließlich ein kleiner Baum.
So verging der Sommer, der Herbst, der Winter und der Frühling kam wieder. Die Jahre vergingen und der Baum wuchs. Er sah die Menschen; er sah, wie die Menschen lebten. Sie bauten Häuser, mehr und mehr, höher und höher. Sie bauten Straßen, mehr und mehr, größer und größer und größer. Aus einem kleinen Dorf wurde eine große Stadt mit Millionen von Einwohnern und zahlreichen Wolkenkratzern. Diese Stadt war so hektisch und so laut, voller Müll, Schmutz und giftiger Luft.
Das Schlimmste war, dass es keine Farben gab. Alles war grau und traurig. Deshalb war der Baum traurig und fragte sich, warum die Menschen mit all ihren Fähigkeiten, Ideen und ihrem Wissen nicht verstanden, dass sie nicht wirklich lebten. Sie kannten weder Glück noch Liebe noch Wunder. Er, der Baum, wollte sie daran erinnern. Aber er wusste nicht, wie er das tun konnte.
Der Baum schaute sich immer wieder Menschen an. An manchen Tagen war er traurig. An anderen Tagen wütend. Verzweifelt. Warum waren die Menschen so? Warum war er ein Baum? Warum konnte er nicht ein Vogel sein? Dann könnte er wegfliegen. Er mochte die Vögel sehr, weil sie so glücklich waren. Sie kamen jeden Tag und sangen wunderschöne Lieder.
Eines Morgens wurde er von einem Lied geweckt. Aber es war nicht der Gesang der Vögel. Das war ein anderes Lied. Erstaunt lauschte er der Stimme. Das Lied war langsam und hatte eine traurige Melodie.
"Siehst du, wie die Welt zerbricht? Hörst du, wie die Welt weint?
Ich verstehe nicht, warum. Ich verstehe es nicht."
Es war die Stimme eines kleinen Mädchens. Der Baum wollte ihr sagen: "Ich! Ich kann es sehen. Ich höre es." Aber er konnte es nicht. Er versuchte es noch einmal: "Hier! Ich sehe es, ich höre es!" Aber das Mädchen ging weiter.
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Viele Jahre später erinnerte sich der Baum an das Mädchen und das Lied. Oft wünschte er sich, er könnte das Mädchen wiedersehen. Es war ein sonniger Tag und es war warm. Der Baum schaute sich wie immer die Menschen an. Eine Frau ging die Straße entlang, als suche nach etwas.
Plötzlich blieb die Frau stehen. Sie schaute den Baum ungläubig an. "Ich habe dich überall gesucht", sagte sie und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
Ich bin schon immer hier gewesen, dachte der Baum, und niemand hat mich je beachtet.
"Ich weiß", sagte die Frau, "Doch du hast uns beachtet. Ich möchte dir dafür Danke sagen."
Der Baum wurde stumm. Mit ausgebreiteten Armen kam die Frau auf ihn zu. "Du hast mein Leben verändert. Du hast mir die Augen für Wunder geöffnet. Jetzt weiß ich, dass es viele kleine Wunder gibt. Jeden Tag." Die Frau umarmte ihn.
Plötzlich erklang das Lachen von Kindern. "Sieh es als ein Geschenk." Im nächsten Moment kam eine Gruppe von Kindern laut jubelnd auf Baum zugerannt.
Zum ersten Mal in seinem Leben war der Baum glücklich. Es war ein wunderbares Gefühl. Der Traum von glücklichen, friedlichen und liebevollen Menschen ging in Erfüllung.
Es war ein Wunder!
Es wurde ein buntes Fest. Die Kinder lachten, sangen, hüpften und tanzten. Die Farben waren in voller Pracht zurückgekehrt.
Und am Abend, als sie gemeinsam um den Baum herum saßen, spielte die Frau ein altbekanntes Lied auf ihrer Gitarre.
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Vielleicht ein kleines bisschen Magie
PoetryVielleicht sind dies nur Worte. Vielleicht ist es Poesie. Vielleicht ein Märchen. Vielleicht eine Kurzgeschichte. Vielleicht sind es Weisheiten. Vielleicht. Für mich ist es Magie. Die Magie der Worte. *** Scheinbar willkürliche Striche formen Buchst...