„Lerne, loszulassen. Erst dann bist du wirklich frei."
- „Ich weiß nicht, wie das gehen soll. Dabei klingt das so einfach. Ich habe Angst, weißt du? Angst vor dem Unbekannten. Vor der Ungewissheit."
„Du hast Angst, die Kontrolle zu verlieren."
- „Ja."
„Deswegen hältst du am Bekannten und Gewohnten fest. Das verstehe ich nur zu gut. Auch ich kenne sie, diese Zweifel, diese Befürchtungen."
- „Wie hast du es geschafft sie abzulegen?"
„Es ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung, loslassen zu wollen. Bereit zu sein, mit dem Alten abzuschließen und sich auf das Neue einzulassen. Auch du kannst diese Entscheidung treffen."
- „Einerseits würde ich die Entscheidung sehr gerne treffen wollen. Andererseits weiß ich nicht, ob ich dazu bereit bin."
„Alles hat seine Zeit."
- „Wie soll ich das nur schaffen? So vieles belastet mich, drückt und zieht mich hinab; ich fühle es jetzt auch. Es scheint unendlich viel zu sein. Wie soll ich mich nur jemals daraus befreien können?"
„Halte einen Moment inne. Was siehst du, wenn du still bist und alles um dich dennoch weiterläuft? Was siehst du, wenn die Zeit an dir vorbei zieht? Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Monate, Jahre. Siehst du den Wandel, den die Welt vollzieht?
Fühlt sich so die Zeit für einen alten Baum an? Stark und zuversichtlich streckt er seine Äste gen Himmel. Weit reichen seine festen Wurzeln in das Erdreich. Tag für Tag, Jahr für Jahr steht er am selben Ort.
Im Frühling sprießen die Knospen, frische Blätter und Blüten entfalten sich und bilden ein luftiges fröhliches Kleid, in welches der Baum sich kleidet.
Im Sommer trägt er stolz sein grünes dichtes Laubkleid. Prächtig ist seine Krone und das Leben pulsiert um ihn.
Doch dann, wenn die Tage kürzer werden, wird es Zeit ein neues Kleid zu tragen. Dieses ist ein ganz besonderes. Farbenprächtig. Das Grün wird allmählich zu gelb, orange, rot und braun. Der Baum weiß, dass er all die Blätter, die er über das Jahr zu lieben gelernt hat, loslassen muss. Er liebt sie, besonders jetzt, wenn sie so bunt leuchten. Deshalb lässt es sie los.
Er sieht, wie sie sich nach und nach von den Ästen los reißen und hinab auf den Boden gleiten. Siehst du, wie der Wind mit ihnen spielt? Sie drehen sich, werden durch die Luft geschleudert. So einfach kann loslassen sein.
Nun trägt der Baum sein Winterkleid. Es wirkt karg und trostlos in der kalten Jahreszeit, nackt und verloren. Doch der Baum weiß, dass es die richtige Entscheidung war, jetzt dieses Kleid zu tragen. Er weiß, dass es nötig ist, die Kälte den Schnee und die langen Nächte so durchzustehen, ohne seine geliebten Blätter. Er vertraut darauf, dass der Winter vorübergeht. Tief in sich verborgen, in den Ansätzen von Knospen, trägt er die Hoffnung der sonnenreichen Zukunft. Tief in sich weiß der Baum um den Frühling.
Lass los und lerne zu vertrauen.
Alles ist gut.
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Vielleicht ein kleines bisschen Magie
PoetryVielleicht sind dies nur Worte. Vielleicht ist es Poesie. Vielleicht ein Märchen. Vielleicht eine Kurzgeschichte. Vielleicht sind es Weisheiten. Vielleicht. Für mich ist es Magie. Die Magie der Worte. *** Scheinbar willkürliche Striche formen Buchst...