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Nena
Ich war jetzt seit einer Woche in der Mannschaft der wilden Kerle und bisher war alles super. Ich ging immer zum Training und mit den anderen verstand ich mich auch echt gut. Gerade saß ich neben Leon im Deutschunterricht. Wir behandelten immernoch Romeo und Julia, da unsere Lehrer ein riesen Theater darum machte. Ich kritzelte etwas in meinen Block während Leon in sein Buch malte. ,,Ich habe für euch eine Partnerarbeit geplant, die über 3 Wochen gehen soll. Sie beinhaltet ebenso einen Vortrag mit Plakat, wie selbst eine Szene zu schreiben und eine andere umzuschreiben" verkündete plötzlich unser Lehrer und alle wurden hellhörig. Sofort schauten sich die wilden Kerle an. ,,Bevor ihr große Hoffnungen bekommt, muss ich gleich sagen, dass ich die Partner zuteilen werde" grinste unser Lehrer süffisant. Er ging der Reihe nach das Klassenbuch durch und nannte jedem seinen Partner. ,,Ember, du bekommst Nena" sagte unser Lehrer. Von Ember bekam ich nur einen genervten Blick, als ich sie ansah. Danke, ich habe auch echt Lust mit dir zu arbeiten. ,,Ich gebe jedem von euch eine Blatt auf dem die einzelnen Aufgabenstellung drauf sind. Ich erwarte, dass alle Aufgaben in Zusammenarbeit gemacht werden und nicht einer die ganze Arbeit alleine macht und der andere dafür eine gute Note kassiert" mahnte uns noch unser Lehrer, bevor er uns zu Pause ließ. Ich war, wie so oft, eine der letzten im Raum. Als ich gerade aus dem Raum gehen wollte, wurde ich von unserem Lehrer aufgehalten. ,,Ich habe davon gehört, dass du nicht gerne mit anderen Leuten arbeitest. Würde es dir helfen, wenn du mit einem dir bereits bekannten Partner machst?" fragte er mich. ,,Ähm...naja" setzte ich an.  ,,Ich könnte mit ihr machen" bot sich Markus an, der gerade aus dem Raum gehen wollte. Fragend sah mich unser Lehrer an, also nickte ich schließlich. ,,Ich denke, das wäre hilfreich. Danke" sagte ich. Zufrieden lächelte unser Lehrer und ich ging zusammen mit Markus aus dem Raum. ,,Du willst doch nur eine gute Note oder?" fragte ich ihn skeptisch. ,,Kann ich nicht einfach einer guten Freundin helfen?" stellte er eine Gegenfrage. ,,Seit wann sind wir denn bitte Freunde? So weit ich mich erinnern kann, haben wir noch nie so wirklich miteinander geredet" konterte ich. ,,Gut, stimmt. Aber mir geht es nicht so krass um die Note, ich mochte meine Partnerin einfach nur nicht. Und du warst einfach die nächstbeste" sagte er. ,,Danke, ich wollte schon immer mal die nächstbeste sein" gab ich ironisch zurück, woraufhin er grinste. Zusammen liefen wir raus auf den Schulhof. ,,Fangen wir damit heute schon an?" fragte er. ,,Von mir aus. Bei mir oder bei dir?". ,,Könnten wir zu dir gehen? Meine Eltern sind da und die will man nicht unbedingt kennenlernen" meinte er. ,,Ok, komm vorbei wann du willst" sagte ich nur und er nickte.
Um 15 Uhr klingelte es. Ich rannte die Treppe runter, doch mein Bruder war schneller und hatte die Tür bereits geöffnet. Eigentlich sollte niemand wissen das Markus hier war. ,,Hey Markus. Was machst du denn hier?" fragte mein Bruder verwirrt. ,,Ich will zu deiner Schwester" antwortete er. Mein Bruder drehte sich zu mir um und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. ,,Schulprojekt" erklärte ich kurz. ,,Jaja" erwiderte mein Bruder nur. ,,Komm rein" sagte er dann an Markus gerichtet. Markus zog seine Schuhe aus und kam dann zu mir die Treppe hoch. ,,Viel Spaß" sagte mein Bruder noch in einem zweideutigem Ton bevor wir die Treppe hoch gingen. Wir gingen in mein Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett und er setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl. ,,Womit wollen wir anfangen?" fragte ich. ,,Ich glaube wir sollten mit dem Plakat anfangen" antwortete er. ,,Alles klar" sagte ich nur, ging zu meinem Rucksack und holte mein Zeug raus. ,,Wenn du willst kannst du meinen Laptop zum Recherchieren nehmen" meinte ich und ging zu meinem Schreibtisch. Ich stand neben ihm, nahm meinen Laptop aus meinem Schrank, entsperrte ihn und gab ihn ihm. Er bedankte sich und lächelte mich an. Ein süßes Lächeln hatte er ja schon. Wir arbeiteten eine Stunde beide an der Recherche. ,,Wollen wir eine Pause machen?" fragte ich. ,,Ja, können wir machen" stimmte er zu. ,,Ich würde uns was zu essen holen. Willst du mit runter kommen?" fragte ich ihn dann. ,,Klar" lächelte er und wir gingen zusammen runter. Das ganze Haus war ruhig. ,,Wo ist eigentlich dein Bruder?" fragte Markus als wir in die Küche kamen. ,,Der ist bei Marlon, die wollten zusammen lernen" erklärte ich und holte zwei Gläser aus dem Küchenschrank. Als nächstes ging ich zum Kühlschrank, nahm eine Flasche Cola raus und reichte sie ihm fragend. Er nickte und nahm sie an. ,,Setz dich ruhig" meinte ich und deutete auf die Stühle vor dem Küchentresen. ,,Und wo ist deine Mutter?" fragte er dann. ,,Die ist arbeiten. Sie ist eigentlich nur bis vormittags zuhause, geht nachmittags in die Eisdiele hier arbeiten und dann abends noch kellnern" erklärte ich ihm und machte uns nebenbei einen Teller mit Obst. ,,Wow das ist bestimmt anstrengend" sagte er ehrlich anerkennend. ,,Ja, aber da mein Bruder und ich eigenständig sind, klappt das" ergänzte ich. ,,Und dein Vater? fragte er weiter. ,,Genug von meiner Familie. Wie sieht es bei dir aus?" stellte ich die Gegenfrage und schob ihm den Teller rüber. Er nahm sich eine Weintraube bevor er antwortete, ,,Ach da gibt es nicht viel zu sagen. Ich hab keine Geschwister, meine Eltern arbeiten viel und sind deswegen nur manchmal zuhause" ging er alles schnell durch. ,,Na da haben wir ja was gemeinsam" sagte ich und hielt ihm meine Erdbeere zum Anstoßen hin. Erst schaute er verwirrt, dann lachte er und stieß schlussendlich doch noch an. ,,Gehen wir weiter machen" fragte er dann. ,,Japp" sagte ich. Ich nahm mein Glas und wollte gerade den Teller nehmen, als Markus ihn mir wegschnappte. ,,Ich nehm schon" lächelte er. ,,Ok, danke" sagte ich und musste ebenfalls leicht lächeln. Was war denn hier los?

Markus
Als wir unten in der Küche waren, war mir bereits aufgefallen, dass sie auf meine Frage zu ihrem Vater nicht geantwortet hatte. Irgendwas musste da also sein, doch ich wollte nicht lästig nachfragen. Wir gingen zurück in ihr Zimmer, trugen noch zusammen was wir erarbeitet hatten und einigten uns, das Plakat am Wochenende fertig zu machen. Um 16.30 machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause. Alles in allem hatten wir schon viel geschafft und ich hatte auch einen kleinen Einblick in sie und ihre Familie bekommen.

Was mich brach - Und wer mich heilte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt