~ 2 ~

483 15 0
                                    

Nena

Lukas und ich gingen jetzt bereits seit 2 Wochen auf die neue Schule. Während sich mein Bruder gefühlt schon mit der halben Schule angefreundet hatte, saß ich immernoch jede Pause auf meiner neuen Lieblingsbank und las. Damit hatte ich aber kein Problem. Ich hatte liebe meine Ruhe anstatt mich von irgendjemandem volllabern zu lassen. Wie ich mittlerweile mitbekommen hatte, war die Gruppe um Markus und Leon so etwas wie ein Fußballverein. Sie hatten nämlich ständig eine Kette oder ein Armband mit einem Logo drauf um.
Gerade saß ich wieder auf meiner Bank uns las. Plötzlich setzte sich jemand zu mir. Ich blickte von meinem Buch auf und sah Justin, einer aus meiner Klasse, vor mir sitzen. ,,Na Puppe" quatschte er mich an. Ich zog die Augenbraue hoch und sah ihn an. ,,Geheimnisvoll, darauf steh ich" sagte er und grinste anzüglich. ,,Schön für dich" antwortete ich und widmete mich wieder meinem Buch. Plötzlich wurde mein Buch zugeklappt und mir weggenommen. Blitzschnell stand ich auf.

Leon
Das neue Mädchen war irgendwie komisch. Sie hatte bis jetzt mit niemandem gesprochen und saß jede Pause zum Lesen auf ein und derselben Bank. Ihr Bruder dagegen war cool. ,,Guckt mal" sagte plötzlich Vanessa und zeigte auf etwas hinter uns. Als wir uns umdrehten sahen wir Justin neben Nena sitzen. Nena saß mit dem Rücken zu uns weswegen wir nicht sehen konnten, wie sie reagierte. Auf einmal hatte Justin ihr Buch in der Hand und sie war aufgesprungen. ,,Lukas!" rief ich ihrem Bruder zu, der ein paar Meter neben uns stand, und zeigte mit dem Kopf in die Richtung seiner Schwester. ,,Och nee" hörte man ihn schon sagen und das nächste was man sah, war Justin, der auf dem Boden lag und sich die Nase hielt. Nena nahm ihr Buch, was auf den Boden gefallen war und schon stand Lukas neben ihr. Die beiden diskutierten miteinander aber wir konnten nicht verstehen, was sie sagten. Hatte Nena ernsthaft Justin geschlagen? Das schüchterne, ruhige Mädchen diesen Proll? Anscheinend war sie doch nicht so ruhig wie wir alle dachten.

Nena
,,Du bist erst seit 2 Wochen auf dieser Schule und schlägst bereits einen anderen Schüler? Sowas geht nicht" meinte die Direktorin in einem ernsten Ton. ,,Er hat mich als Puppe bezeichnet, mir mein Buch weggenommen und wollte es mir nicht wiedergeben" verteidigte ich mich. ,,Natürlich geht das auch nicht aber nur wegen eines Buches, kannst du nicht gleich jemanden schlagen" meinte sie und sah mich beruhigend an. Und wie ich das kann, dachte ich mir. ,,Du entschuldigst dich bitte bei Justin und deine Mutter wurde informiert. Ich sehe erst einmal von einem Verweis ab, sollte dies aber noch mal vorkommen, wird der Verweis ausgesprochen" sagte sie streng. Ich nickte nur. ,,Dann kannst du wieder zurück in deine Klasse gehen" waren ihre letzten Worte. ,,Danke, schönen Tag noch" verabschiedete ich mich, bevor ich die Tür hinter mir schloss. Lukas stand an eine Säule gelehnt und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. ,,Kein Verweis, nur Verwarnung" fasste ich knapp zusammen und ging an ihm vorbei. ,,Hey, bleib mal stehen" sagte er und hielt mich am Arm fest. ,,Ich weiß, dass dir deine Bücher hoch und heilig sind und ich weiß auch, dass du dir nichts gefallen lässt. Trotzdem kannst du nicht ständig jemanden deswegen schlagen" sagte er und sah mich weich an. ,,Ständig ist eine Übertreibung. Es war erst ein Mal" gab ich zurück. ,,Darum geht es nicht. Du hasst Gewalt und trotzdem reagierst du selbst mit Gewalt" sagte er. Wo er Recht hatte. ,,Tut mir leid" gab ich kleinlaut zu. ,,Versuch das nächste Mal einfach ruhig zu bleiben" sagte er und nahm mich in den Arm. ,,Mach ich" antwortete ich und löste mich aus seiner Umarmung. Also gingen wir zurück zum Unterricht. Bevor ich klopfte atmete ich noch ein mal tief durch. Als ich in den Raum trat, schauten mich alle an. ,,Ich bin mir sicher, du sollst dich entschuldigen" sagte unsere Mathelehrerin und sah mich abschätzig an. Olle Zicke. Die konnte mich schon seit dem ersten Tag nicht leiden. Ich ging zu Justin, hielt ihm die Hand hin und war selbst überrascht darüber was für ein blaues Auge er hatte und wie rot seine Nase war. Er ergriff meine Hand, schaute mich aber trotzdem böse an. ,,Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen hab. Wenn du mich nicht wieder Puppe nennst und mich in Ruhe lässt, verspreche ich dir, dass es nicht wieder vorkommt" sagte und lächelte ihn dabei zuckersüß an. So erschrocken wie er mich anschaute, hatte er die Drohung deutlich verstanden. Er nickte nur und ich ging auf meinen Platz zurück. Wir machten mir dem Matheunterricht weiter, doch die ganze Zeit spürte ich Blicke auf mir. Die gesamten wilden Kerle, die in meine Klasse gingen, schauten mich an. ,,Starke Aktion" sagte plötzlich Leon leise. ,,Danke" antwortete ich verwirrt. Er konnte ja doch reden. ,,Wenn du willst, kannst du in der Pause gerne Mal mit zu uns kommen" meinte er dann. ,,Ich denk über das Angebot nach, danke" sagte ich nur. Eigentlich hatte ich keine Lust auf Leute und schon garnicht auf so eine große Gruppe.
Der Schultag verlief ohne weiter Vorfälle. Als ich nach Hause kam, wartete meine Mutter bereits mit ernster Miene auf mich. Die nächsten 20 Minuten konnte ich mir eine Standpauke von ihr anhören, bevor sie dann zur Arbeit ging.

Was mich brach - Und wer mich heilte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt