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TW Gewalt

Nena
Die Woche verlief ruhig und Markus versuchte zum Glück nicht mit mir wegen Samstag zu reden. Zusammen mit Nessi liefen wir am Freitag nach der Schule zu mir nach Hause. Meine Mutter hatte uns bereits eine Pizza bestellt, die jetzt im Ofen stand um warm zu bleiben. Nachdem wir uns umgezogen hatten, nahmen wir uns die Pizza und setzten uns im Wohnzimmer auf die Couch. Meine Mutter würde heute bis in die Nacht arbeiten müssen und Lukas schlief bei irgendeinem Freund. Nessi würde heute bei mir schlafen, damit ich nicht ganz so alleine in dem Haus war. Wir schauten uns ein paar Filme an und setzten uns dann auf die Terrasse. Wir unterhielten uns über alles mögliche und ich erzählte ihr ebenfalls von der Sache mit Markus. Mit großen Augen schaute sie mich an. ,,Schau mich nicht so an" sagte ich und hielt mir die Hände vors Gesicht. ,,Tut mir leid, aber es geht grade echt nicht anders" sagte sie. ,,Also nochmal ganz langsam. Ihr wart auf einer Hochzeit, du hast getrunken und dann habt ihr rumgeknutscht" fasste sie alles zusammen. ,,Genau" antwortete ich. Ich hatte eindeutig zu viel an dem Abend. ,,Und was macht ihr da jetzt?" fragte sie. ,,Das ganze einfach vergessen und nie wieder drüber reden" antwortete ich. ,,Sieht er das denn auch so oder siehst nur du das so?" fragte Nessi dann. Gute Frage. Bevor ich genau antworten konnte, klingelte es an der Tür. Es war 21 Uhr. Wer sollte das denn um die Zeit noch sein? ,,Ich geh schnell schauen wer das ist" sagte ich zu Nessi und als sie nickte, ging ich ins Haus. Ich öffnete die Tür und traute meinen Augen nicht. Da stand er. Ich spiegelte mich in seinen leuchtenden Augen, die die selbe Farbe hatten wie meine. Scheiße. Erschrocken sah ich ihn an, während er einen Mundwinkel hob. ,,Hallo Nena" sagte er als wäre nie etwas gewesen. Als hätte er Mum, Lukas und mich nie geschlagen. Als wäre ich nicht wegen ihm im Krankenhaus gewesen. Ich schlug schnell die Tür zu, doch er hatte seinen Fuß dazwischen. ,,Was willst du?" fragte ich und merkte wie meine Stimme zittert. ,,Begrüßt man etwa so seinen Vater nach all den Jahren?" fragte er und als er keine Antwort bekam, schüttelte er den Kopf. ,,Ich dachte, ich hätte dich besser erzogen" sagte er schließlich. ,,Du hast mich nicht erzogen. Mum hat mich erzogen, du warst in der Kneipe oder später dann im Knast" sagte ich. Sofort bereute ich es, als sich sein Blick verdunkelte. ,,Ganz schön frech geworden". Ohne auf seinen Kommentar groß einzugehen, fragte ich erneut, dieses Mal jedoch nachdrücklicher ,,Was willst du?". ,,Ich wollte einfach meine Tochter wiedersehen" war seine Antwort. Unüberzeugt zog ich eine Augenbraue hoch. ,,Glaubst du mir das etwa nicht?" fragte er dann. Er hatte Recht, ich glaubte ihn absolut kein Wort. Wie sollte ich auch? Er hatte immer wieder versprochen Mum nicht mehr zu schlagen, ich hatte es selbst meist aus dem Zimmer nebenan mitbekommen und doch hatte er es immer wieder getan. Also wieso sollte ich ihm jetzt glauben? ,,Nein. Wieso sollte ich auch?" antwortete ich. ,,Weil ich dein Vater bin" sagte er. ,,Du bist nicht im Recht dich Vater zu nennen nach allem, was du getan hast" meinte ich kalt und schon sah man Zorn in seinen Augen funkeln. Sein Arm schoss nach vorn und seine Hand legte sich um meinen Arm. ,,So redest du nicht mit mir. Hast du das verstanden?" fauchte er wütend und drückte an meinem Arm zu. Erschrocken sah ich ihn an und als er meinen Blick sah, löste er seinen Griff sofort wieder. ,,Es tut mir leid. Ich will einfach nur normal mit dir reden" beteuerte er. ,,Aber warum sollte ich mit dir reden wollen?" fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Bitte. Ich bin immernoch dein Vater, auch wenn du das nicht mehr so siehst. Ich möchte euch um eine zweite Chance bitten, aber vor allem dich. Es tut mir leid, was damals passiert ist. Ich verspreche dir, ich habe mich geändert und so etwas wird nie wieder vorkommen" erklärte er doch ich glaubte ihm kein Wort. Einmal Schläger, immer Schläger. So sah ich die ganze Sache. ,,Du kannst um eine zweite Chance betteln so lange wie du willst, du wirst sie aber trotzdem nicht bekommen. Weder von mir, noch von Lukas und am allerwenigsten von Mum. Du hast uns damals verletzt und das nicht nur körperlich. Du hast uns gebrochen und wir sind gerade wieder geheilt, da brauchen wir dich nicht wieder in unserem Leben. Du würdest uns das nur kaputt machen" erklärte ich mit starker Stimme auch wenn ich mich absolut nicht stark fühlte. Er hatte seinen Blick nach unten gerichtet,  sodass ich seine Reaktion nicht sehen konnte. ,,Du bist und bleibst ein Niemand und ein Arschloch für uns, das wird sich nie ändern" sagte ich. Sein Kopf schoss hoch und er funkelte mich wütend an. ,,Ich bin dein Vater und ich habe verdient, dass ihr mit mir redet!" schrie er auf einmal und zack fühlte ich mich wieder wie 8 Jahre alt. Doch ich war nicht mehr so hilflos wie mit 8. Ich war nun um einiges älter und ich wusste, ich war nicht allein im Haus. Nessi war da und würde im Notfall die Polizei rufen. ,,Hau ab" antwortete ich in einem bemüht ruhigen Ton. ,,Und was wenn nicht?" fragte er provozierend. ,,Dann rufe ich die Polizei" sagte ich und reckte ihm trotzig das Kinn entgegen. ,,Das traust du dich nicht" meinte er mit einem herablassenden Unterton in der Stimme. ,,Oh und wie ich mich das traue" war meine Antwort und in dem Moment sah ich meine Gelegenheit. Er hatte seinen Fuß aus der Tür genommen und schnell drückte ich sie zu, doch er war zu schnell. Wieder hatte er seinen Fuß in die Tür gestellt und drückte nun dagegen. ,,Nena!" rief er wütend. Ich versuchte mein bestes und da sah ich Nessi mit ihrem Handy am Ohr. Ihrem panischen Blick nach zu urteilen, rief sie bereits die Polizei. Ich zeigte ihr an nach oben zu gehen und das tat sie auch. Ich wollte nicht, dass ihr etwas passierte. Kurz war ich abgelenkt, mein Vater stieß mit voller Wucht gegen die Tür und ich fiel nach vorn. Ich drehte mich um und stützte mich auf die Unterarme. ,,Jetzt fühlst du dich wohl nicht mehr so überlegen" sagte mein Vater hämisch grinsend als er auf mich zu kam und wieder fühlte ich mich in die Vergangenheit zurückversetzt. Er packte mich am Hals, zog mich hoch und drückte mich gegen die Wand. Dabei stieß ich hart mit dem Rücken gegen eine Kommode. ,,So redest du nicht mit mir! Hast du das verstanden?!" schrie er und als ich nicht antwortete, schmiss er mich ins Wohnzimmer. Ich spürte nur noch meinen Aufprall, hörte etwas zersplittern und ich war mich nicht sicher, ob ich das war oder doch under Couchtisch. Dann wurde alles immer leiser und verschwommener. Ich sah das verschwommene Gesicht meines Vaters, bevor alles dunkel wurde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 08, 2023 ⏰

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