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Nein.

Das kann nicht sein.

Das darf nicht sein!

"Wo ist er?" Fragte ich Taehyung und Namjoon, während ich die leuchtende Blume, die zwischen ihnen, auf der Bank, auf der sie sitzen, anschaue. Mein Herz klopfte schmerzhaft hart gegen meine Brust.

"Hm? Oh, meinst du Jimin?" Namjoon sah von seinem Handy hoch, Taehyung machte sich erst nach ein paar Sekunden die Mühe. "Gute Frage. Vor einer Sekunde war er doch noch hier."

"Ich war doch nur kurz auf Toilette!" Rief ich aufgebracht und machte mir nicht die Mühe, meine Tränen zu verstecken.

"Beruhig dich. Alter, was ist denn los mit dir?" Fragte Taehyung und sah mich verständnislos an. "Er taucht gleich wieder auf. Außerdem ist es nur Jimin."

Nun ging ich wütend auf ihn zu und schlug ihn so fest wie ich konnte ins Gesicht. "Du hast verdammt recht, ist es Jimin! Jimin, der mir verdammt noch mal ans Herz gewachsen ist! Ihr verdammten Arschlöcher!" Schrie ich, so dass jeder, der in unserer Nähe war, stehen blieb und uns ansah.

Mit einem letzten Hasserfüllten Blick auf die, die Jimin aus ihren Augen gelassen haben, riss ich die Blume ab.

Ich sah mich nicht im Spiegel an, sondern ging sofort runter. "Yoon- Endlich, komm schnell. Wenn du denkst, dass ich-"

"Ja, ja, lass uns einfach fahren." Unterbrach ich meine Mutter und ging mit den Schuhen in der Hand aus dem Haus, zog sie erst im Auto an.

"So eilig haben wir es dann doch wieder nicht. Wenigstens die Schuhe hättest du dir im Haus anziehen sollen." Kommentierte sie das nur. Ich ging nicht darauf ein, sondern versuchte mir einen Plan zu erstellen, wie das hier endlich das letzte Mal sein kann, dass ich auf diese gottverdammte Klassenfahrt muss.

"Warte", hielt mich meine Mutter auf, als ich aussteigen wollte, nachdem sie geparkt hat. "Ist alles okay?" Fragte sie dann und sah mich besorgt an.

Und somit fing ich an zu weinen. "Nein", schluchzte ich. "Nichts ist okay."

"Schatz, du kannst mit mir über alles reden, das weißt du. Was ist los?"

Ich nickte und wischte mir über mein Gesicht. "Mama..." Ich atmete tief ein und aus, um besser reden zu können. "Ich muss dir ein paar Sachen gestehen." Sie nickte und ließ mich in Ruhe reden. "Als erstes... Ich bin schwul."

"Oh Mausi..." Sie lächelte und nahm meine Hand. "Ich bin ja so stolz auf dich. Dank, dass du mir das sagst. Ich liebe dich so, so sehr."

Oh ja, sich bei meiner Mutter zu outen war schon immer toll. Also was heißt toll? Wie man sieht, habe ich mich lange nicht geoutet, was aber daran liegt, dass ich zu diesem Zeitpunkt mir das noch nicht eingestanden habe. Als ich es dann bemerkt habe, habe ich mich wirklich davor abgehalten, es irgendjemanden, vor allem ihr, zu sagen.
Als ich es dann Jahre später getan hat, hat sie ungefähr das gleiche wie jetzt gesagt, was zeigt, dass sie schon immer super toll ist. Ich liebe sie.

"Aber du wirst mich nicht mehr lieben, nachdem ich dir das zweite Sage..." Murmelte ich und merkte schon, wie ich mich für meine früheren -oder eben in dieser Zeit noch frische- Taten schäme.

"Nichts auf dieser Welt kann meine Liebe für dich je stoppen, Pupsi. Das weißt du doch." Lächelte sie. "Hast du etwa einen Freund?"

"Nein, nein... Du bist die Erste, die weiß, dass ich schwul bin. Aber das hat jetzt nichts damit zu tun." Ich atmete wieder tief ein und aus. "Du kennst bestimmt Taehyung und Namjoon?"

"Natürlich." Bestätigte sie.

Ich riss mich noch mal zusammen. Erstaunlich, wie schwer es mir doch fällt. "Mama, meine Freunde und ich mobben einen Klassenkameraden. Wir verletzten ihn, sagen ihm schlimme Sachen, drängen ihn zu schlimmen Sachen und... Wir sind sehr Schlimm." Gestand ich.

Das habe ich ihr tatsächlich noch nie gesagt, auch nicht in der Zukunft.
Wie sollte das denn auch funktionieren? "Hey, weißt du noch Jimin? Ja, der entführt wurde. Ich habe ihn davor immer gesagt, er soll sich umbringen". Mit dem Verschwinden von Jimin war dieser Teil auch 'weg', jedenfalls unter allen, die sich daran beteiligt haben.

"Warum?" Fragte sie direkt und sah mich ernst an.

"Ich... ich weiß es nicht mehr."

"Du sagst, es seinen Schlimme Sachen. Das heißt, du weißt, dass du etwas falsch tust." Ich nickte. "Also frage ich dich noch mal, warum tust du so etwas?"

"Weil... er ist anders. Keine Ahnung mehr, wie das angefangen hat."

Sie sah wirklich enttäuscht von mir aus. "Ich liebe dich natürlich immer noch, das weißt du. Aber wenn das nicht sofort aufhört-"

"Keine Angst Mama, ich- ich hatte sozusagen einen großen Sinneswandel und weiß jetzt, dass Jimin mir eigentlich sehr am Herzen liegt und ich ihn wirklich gerne habe. Er mag die Süßigkeiten, die ich auch mag und wenn er irgendwann mal lacht, sehen seine Augen aus, wie kleine Monde." Plapperte ich und merkte, wie sich das schwere Gefühl in meiner Brust etwas leichter wurde.

"Schatz, ich... Das ist sehr gut, ich bin stolz auf ich. Pass auf den Jungen auf, sonst muss dir mal jemand das antun, was ihr ihm antut." Ich nickte heftig, da das absolut richtig ist. "Aber... ich kenne mich nicht so gut mit Homosexualität aus, aber es ist ja eigentlich wie heterosexuelle liebe zu jemand."

"Ja, Liebe ist Liebe."

"Okay, okay... Also ich will nichts Falsches sagen, aber das hat sich so angehört, wie als würdest du diesen Jimin etwas mehr mögen, als du es eigentlich zugeben willst."

"Pfft! Was? Nein!" Winkte ich schnell ab. "Nein, nein, Jimin ist nur-... Er... Mama!" Jammerte ich und stieg schnell aus. "Gutes Gespräch." Sagte ich, bevor ich die Tür zuknallte. Das tat ich, da mich das schon in Verlegenheit brachte. Und meine Mutter, die so etwas sagt, muss nicht sehen, wie ich etwas rosa im Gesicht werde.

Das hat aber nichts mit Jimin zu tun! Ich bin eigentlich fast dreißig Jahre alt und er ist... was? Zehn? Nein, nein, so nicht.

Mein Blick ging zu Jimin, der von seiner Mutter umarmt wurde.

Und da kam mir der Plan für dieses mal.

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Ugh heute noch mal an die schöne Zeit zurückgedacht, die ich damals in Korea hatte :')

𝐒𝐚𝐯𝐞 𝐦𝐞 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt