Kapitel 8

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Den nächsten Tag verbringe ich bis tief in die Nacht hinein mit schreiben. Am darauffolgenden Tag schlafe ich, bis mittags und als ich aufwache, ist da bereits eine Nachricht von Alex die mir entgegen leuchtet. Sie fragt mich, ob wir uns um vier an ihrer Galerie treffen wollen. Ich registriere wie aufgeregt ich mal wieder bin sie wiederzusehen und beschließe, nachdem ich ihr geantwortet habe, erst einmal duschen zu gehen.

Nach meinem Kaffee setzte ich mich nochmal kurz an meinen Schreibtisch, um kurz über das, was ich gestern geschrieben habe, drüber zu lesen. Bisher gefällt mir alles ganz gut und ich finde ich habe die Atmosphäre der Lost Places so weit gut beschrieben. Ein Teil von mir würde es gerne Alex vorlesen, um sie zu fragen, wie sie es findet, aber ich habe zu große Angst vor ihrer Reaktion.

Wenn sie das ließt wird sie sicher denken ich empfinde etwas für sie und was wenn das genau das Gegenteil ist, von dem was sie will. Außerdem steht sie vielleicht gar nicht auf Frauen, auch wenn mein Gaydar mir etwas anderes sagt. Außerdem war mir schon nach unserem ersten Treffen klar, was für ein Freiheitsliebender Mensch sie ist, wer weiß, ob sie überhaupt eine Beziehung möchte. Wenn sie weiß, wie ich empfinde will sie mich vielleicht gar nicht mehr mitnehmen und ich will noch nicht das unser Abenteuer schon zu Ende ist.

Ich überarbeitete noch einige Passagen und als ich das nächste Mal auf die Uhr gucke haben ist es bereits zehn vor vier. Erschrocken schnelle ich von meinem Stuhl hoch und stoße mir mein Bein am Schreibtisch. Fluchend humpele ich ins Bad, während ich Alex texte das ich mich leider etwas verspäten werde. Ich mache mich schnell frisch, dann eile ich hastig Richtung U-Bahn. Zwanzig Minuten später als ursprünglich geplant komme ich endlich an.

Zwar kann man durch die großen Fenster in die noch kahle Galerie gucken, aber Alex sehe ich nirgendwo. Ich trete ein und Rufe nach Alex, doch niemand antwortet mir also gehe ich weiter durch die Galerie.

Ich betrachte die leeren weißen Wände, die noch darauf warten, mit Kunst gefüllt zu werden. Dann gelange ich in zu einem Flur, wo mehre Türen zu sein scheinen. Die erste Tür, an die ich klopfe, bevor ich sie vorsichtig öffne, ist eine Toilette. Im nächsten Raum finde ich Alex, es scheint eine Mischung aus Küche und Büro zu sein.

Sie sitzt wippend auf an einem Schreibtisch und starrt auf einen großen Computer. Sie trägt Kopfhörer und singt leise zu einem Song, den ich nicht erkenne. Als ich ihr eine Hand auf die Schulter lege, fährt sie erschrocken zusammen und ich muss lachen. ,,Ich hätte nicht gedacht, dass du so schreckhaft bist.", meine ich neckend als sie die Kopfhörer abnimmt. ,,Tut mir leid ich war so vertieft in die Arbeit.", erklärt sie ebenfalls lachend und steht kurz auf, um mich mit einer Umarmung zu begrüßen.

Warum riecht sie bloß immer so gut, frage ich mich. ,,Komm setz dich zu mir. Magst du was trinken, einen Kaffee vielleicht?" ,,Klar, gerne. " Sie holt mir einen Stuhl von einem großen Esstisch in der Mitte des Raumes und macht uns beiden schnell einen Kaffee.

,,So, wenn du magst, zeige ich dir jetzt die Fotos.", erklärt sie stellt die Kaffeetasse vor mir ab und setzt sich zu mir. Aufgeregt stimme ich zu. Sie schließt ihr Bearbeitungsprogramm und öffnet einen Ordner mit den Fotos von unseren Erkundungen.

,,Schau dir mal diese Fotos an, ich habe ein paar bearbeitet und ich denke, sie sind wirklich gut geworden", erklärt sie.

Ich scrolle durch die Fotos und bin beeindruckt von ihrer Arbeit. Die Fotos haben eine düstere und mysteriöse Atmosphäre, die perfekt zu den verlassenen Gebäuden passt. ,,Das ist unglaublich", sage ich. ,,Du hast wirklich ein Auge für die Details und die Atmosphäre."

,,Danke, das bedeutet mir viel", antwortet Alex und lächelt verlegen. Ich bemerke das sie auch ziemlich viele Bilder von mir gemacht hat, auch in Momenten, in denen ich es gar nicht mitbekommen habe. ,,Das hier gefällt mir am besten.", erklärt sie schmunzelnd. Es ist das Foto aus der Fabrik als ich sie auf dem Boden hockend gefunden habe und sie sich zu mir gedreht hat. Ich werde ich kurz panisch, als erkenne wie verliebt ich sie angesehen habe.

,,Dein Blick gefällt mir, du siehst so fasziniert aus.", fügt sie hinzu und sieht zu mir herüber. ,,Diese verlassenen Orte zu erkunden ist auch wirklich faszinierend.", versuche ich zu erklären aber weiß genau, dass die röte meiner Wangen mich verrät.

Ich klicke schnell weiter zum nächsten Bild und frage sie nach ihren Bearbeitungstechniken, um sie abzulenken. Ich sehe, wie sie schmunzelnd eine Augenbraue hochzieht, dann erklärt sie mir geduldig, wie sie mit Farben und Kontrasten arbeitet, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Sie erzählt mir von ihren jahrelangen Erfahrungen, ihrem Wissen über Fotografie und ihrem Gespür für die richtigen Momente. Ich liebe es, ihr zuzuhören, wenn sie über ihre Leidenschaften und Interessen spricht, und bewundere ihre Stärke und Entschlossenheit.

Es ist wirklich faszinierend, wie sie es schafft, die Stimmung und Atmosphäre der verlassenen Orte einzufangen. Ich bin beeindruckt von der Schönheit und Detailgenauigkeit ihrer Bilder, sie haben eine gewisse Tiefe, die mich nicht mehr loslässt.

,,Du bist wirklich talentiert", sage ich schließlich zu ihr als ich alle Fotos gesehen habe. Sie bedankt sich bei mir dann klatscht sie in die Hände und meint:,, Naja genug Arbeit für heute. Magst du vielleicht noch mit zu mir kommen und ich koche uns etwas?" Ich stimme sofort zu. Hoffentlich kocht sie nicht zu gut, denn ich bin schon begeistert genug von ihr, nachdem ich all die Fotos gesehen habe und weiß nicht wie viel mehr ich noch ertragen kann.

Sie wirkt so konzentriert und leidenschaftlich bei dem, was sie tut. Ich bin so beeindruckt von ihrer Ausstrahlung und ihrer Persönlichkeit. Mir gefällt wie sie die Welt um sich herum wahrnimmt und in ihren Bildern festhält.

Auf dem Weg nach draußen blicke ich noch einmal durch die leeren Räume der Galerie und stelle mir vor, wie es aussehen wird, wenn die Fotos ausgestellt sind. Ich bin sicher, dass es wunderschön wird und freue mich darauf, es bald zu sehen.

Lost Places, verloren mit ihrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt