Kapitel 12

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Als ich am nächsten Morgen aufwache weiß ich das ich von ihr geträumt habe, aber ich kann mich nur noch an Fetzen erinnern. Ich fühle ich mich träge, weil ich weiß, dass ich sie heute nicht sehen werde und mich stattdessen auf die Arbeit konzentrieren muss. Aber nach einer Dusche und zwei Tassen Kaffee fühle ich mich bereits etwas fitter.

Als ich dann endlich an meinen Schreibtisch sitze und beginne zu schreiben, fließen Worte fließen nur so aus mir heraus. Es fühlt sich an, als würde ich die Geschichte einer anderen Person erzählen und schreibe bis spät in die Nacht hinein.

Als ich schließlich ins Bett falle, fühle ich mich erleichtert und glücklich, nachdem ich so produktiv war. Die Abenteuer mit Alex haben mich wirklich inspiriert. Sie hat mich inspiriert.

Normalerweise schlafe ich gerne aus aber um mit Alex auf Erkundungstour zu gehen, stehe ich gerne früh auf auch wenn ich ziemlich müde bin. Schnell gehe mich duschen und verbringe viel zu lange vor meinem Kleiderschrank, um mir ein cooles Outfit auszusuchen.

Schließlich entscheide ich mich für ein bordeaux rotes T-Shirt das ich erst vor kurzem mit meiner besten Freundin beim Shoppen gefunden habe. Sie meinte es steht mir und insgeheim wünsche ich mir das es Alex auch an mir gefallen wird. Da es heute etwas frisch ist ziehe ich mir noch meine Lederjacke über.

Ich schaffe es gerade noch so meinen Klaffe auszutrinken nachdem ich meine Sachen zusammengepackt habe, als Alex mir schreibt das sie da ist. Sie strahlt mir fröhlich entgegen als ich zu ihr ins Auge steige. ,,Guten Morgen, gut siehst du aus.", meint sie und mustert mich ein wenig zu lange.

Ich muss grinsen. ,,Danke, du auch.", meine ich und traue mich ihr zu zuzwinkern. Sie trägt genau wie ich eine Lederjacke über einem schwarzen Bandshirt und ich erinnere mich noch genau das sie die Jacke auch am Abend unseres Kennenlernens trug. Sie bedankt sich und parkt aus.

,,Ich habe dir einen Kaffee mitgebracht, mit Karamellsirup, ich hoffe du magst das.", meint sie und zeigt auf die zwei Becher in der Mittelkonsole. ,,Das hört sich himmlisch an, danke." Wir tauschen ein Lächeln aus. ,,Du hast mir nur gesagt das wir nach Wuppertal fahren, erzählst du mir jetzt endlich wohin genau?", frage ich und probiere einen Schluck. ,,Mhhh der ist echt lecker." Sie grinst zufrieden und biegt links ab, um auf die Autobahn zu fahren. ,,Du lässt dich nicht gern überraschen mh? Lass es doch einfach auf dich zukommen."

Ich muss lachen. ,,Na gut, okay dann erzähl mir eben nichts." Laut Navi wird die Fahrt etwa eine Stunde dauern. Ich bin froh, dass ich meinen Laptop mitgenommen habe, so kann ich während der Fahrt meinen bisher geschriebenen Text noch einmal überarbeiten.

,,Bist du voran gekommen mit deinem Buch?", fragt sie neugierig als ich deinen Laptop auspacke und hochfahre. ,,Ich habe jetzt schon zehn Kapitel geschrieben, aber ich muss den Text noch mal überarbeiten."

,,Liest du mir dann endlich mal etwas vor.", fragt sie neugierig. ,,Normalerweise zeige ich es zuerst meinem Lektor.", rede ich mich raus. ,,Und es ist ja noch lange nicht fertig." Sie zündet sich eine Zigarette an und öffnet das Fenster einen Spalt breit. ,,Nimm dir ruhig auch eine, wenn du magst.", bietet sie mi an und Hält mir die Packung und das Feuerzeug hin.

,,Danke." Ich zünde mir die Zigarette an und öffne das Fenster ebenfalls einen Spalt breit um raus Aschen zu können. ,,Das ist unfair schließlich habe ich dir auch meine Fotos gezeigt. Ist es nicht immer gut die Meinung eines anderen zu hören? Vielleicht kann ich dir irgendwie helfen, dir Tipps oder Verbesserungsvorschläge geben."

Ich weiß ja das ich es ihr früher oder später werde zeigen müssen und würde gerne ihre Meinung hören, aber erst will ich herausfinden was das zwischen uns ist und sie gegebenenfalls darauf vorbereiten, das es in dem Buch um uns geht. ,,Ich zeige es dir bald.", verspreche ich. Die restliche Fahrt über bin ich mit meinem Buch beschäftigt.

,,Wir sind da." ,meint Alex irgendwann und wir parken auf einem kleinen Parkplatz. Ich schließe meinen Laptop und packe ihn wieder in meinen Rucksack bevor wir gemeinsam aussteigen.

Ich folge ihr neugierig darauf was mich erwartet einen Hügel hinauf. ,,Darf ich vorstellen die verlassene Villa Amalia.", sagt Alex als wir endlich angekommen sind. Wir stehen wir vor einem riesigen, verwitterten Tor, das sich nur mit einiger Mühe öffnen lässt. Wir betreten das Anwesen und stehen zunächst sprachlos da.

Die Villa ist von außen betrachtet ein imposantes Gebäude, das von einem großen, verwilderten Garten umgeben ist. Die einst prächtige Fassade ist ebenfalls verwittert und das Dach ist teilweise eingestürzt. Die Fenster sind zerbrochen und die Türen stehen weit offen.

Nachdem Alex genug Fotos gemacht hat, betreten das Gebäude durch eine große Holztür. Wir stehen in einem riesigen Foyer, das einst von einem massiven Kristallleuchter beleuchtet wurde, der immer noch den ehemaligen Glanz der Villa widerspiegelt. Doch mittlerweile ist er längst verrostet.

Einmal betreten, fühle ich mich, als ob ich in eine andere Welt eintreten würde. Die Luft ist stickig und man hört nur das Knarren des alten Holzfußbodens unter unseren Füßen.

Wir arbeiten uns langsam von Raum zu Raum vor. Die Möbel stehen noch immer an ihren Plätzen, obwohl sie allesamt sehr stark beschädigt sind. Die Tapeten sind verblasst und die Decken sind teilweise eingestürzt. Doch auch der Verfall hat seinen Charme und trägt zur mysteriösen und geheimnisvollen Atmosphäre bei. Inmitten des Wohnzimmers wachsen Pflanzen aus dem Boden und die Wände sind von Moos bedeckt. Es ist, als ob die Natur die Villa langsam, aber sicher zurückerobern würde.

Wir finden sogar einen alten Flügel, der halb im Raum steht, gleich neben einer antiken Couch, auf der noch Kissen liegen. ,,Wow, das ist ja unglaublich.", schwärmt Alex und schießt begeistert Fotos. ,,Kannst du dich mal and Klavier setzen?" Der Hocker ist total schmutzig und verstaubt aber nachdem ich ihre Fotos gesehen habe bin ich mehr als bereit mich für ihre unglaubliche Kunst schmutzig zu machen.

Als sie fertig ist gehen weiter und entdecken einen Raum, in dem alte Bücher und Schriftstücke auf dem Boden verstreut sind. Wir stöbern ein wenig herum und finden sogar eine alte Schreibmaschine, an der ich wieder modelsitze.

Lost Places, verloren mit ihrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt