quince - 15

487 17 1
                                    

I L I A N A

Graciano war auf einem Meeting mit Geschäftspartnern aus New York, weshalb ich alleine mit dem älteren Rodríguez in diesem Haus war. Mir war so langweilig, weshalb ich mich ein wenig in diesem Haus umsah und plötzlich aus einer Tür Geräusche hörte. Ich klopfte an dieser Tür und bekam keine Antwort, weshalb ich diese einfach öffnete. „Hab ich dich herein gebeten?" fragte Natalio. „Nein, aber das ist mir egal." antwortete ich.

„Ich arbeite gerade, gehst du bitte raus." sagte er genervt. „Was wäre daran so schlimm, wenn ich dir dabei zu gucke?" fragte ich provozierend, worauf er aufstand und auf mich zu ging. „Ich ziehe nicht nochmal das durch, was ich letztes mal tat. Also gehst du jetzt raus und wartest auf deinen Freund, Verlobten oder was auch immer." knurrte er und schaute auf mich runter. Doch anstatt irgendwas zu sagen, kam ich ihm näher und küsste ihn, was nicht so geklappt hatte, denn er drückte mich weg und lachte auf.

„Vergiss es, Kleine. Ich bin nicht mein Bruder und falle auf deine Spielchen rein." sprach er leise und öffnete mir die Tür. „Wenn ich dich jetzt bitten darf." fügte er hinzu und schaute mir in die Augen. Ich schnalzte mit der Zunge und ging aus dem Raum, worauf er die Tür langsam schloss und zurück an meinen Schreibtisch ging. Doch ich wäre nicht ich, wenn ich jetzt gehen würde.

„Und was, wenn ich dir die Wahrheit erzähle?"

Lächelnd drehte er sich um und schüttelte den Kopf. „Du kannst auch leicht lügen, princesa." erwiderte er und schaute auf meinen Körper. „Denkst du, dass ich lüge?" fragte ich daraufhin. „Ich vertraue dir nicht, Iliana." sagte er und setzte sich auf den Schreibtisch Stuhl.

„Ich werde ihn töten."

Verwundert drehte er sich um und musterte mich im Türrahmen. „Setz dich." sprach er leise und beobachtete jeden einzelnen Schritt, während ich mich vor ihn setzte. „Wieso?" fragte er dann, als ich mich gesetzt hatte. „Weil genau er die Bedrohung für meine Familie ist. Wir haben das Monate beobachtet und gesehen, dass nur er auf die Rache aus ist." antwortete ich, worauf er nickte. „Das stimmt. Ich war nie besonders interessiert an diesem Fall." erwiderte er darauf und brachte mich zum Lächeln. Ich hätte ihn gerne gefragt, wieso das so war, aber ich weiß, dass ich nicht weit kommen würde. „Daher bin ich nach Spanien geflogen, weil ich als Freiwillige in sein Arsch kriechen und ihn manipulieren wollte." sprach ich einfach weiter.

„Mierda, du saßt in dem Flugzeug?" fragte er schockiert. „Denn er abstürzen lassen wollte, ja." antwortete ich lachend. „Und dieser Idiot wusste nicht einmal, dass es eine Frau ist." fügte ich hinzu, worauf er beeindruckt nickte. „Danach hab ich ein paar Strip Kurse gemacht und ihn somit verführt." erzählte ich weiter. „Und danach hast du ihm erzählt, dass deine Familie dich rausgeschmissen hätte." machte er weiter. „Und er glaubt es." sagte ich und überkreuzte meine braunen Beine. „Sehr schlau, princesa." lobte er mich. „Und du denkst nicht, dass ich ihm dies nicht sagen werde?" fragte er daraufhin. „Nein. Ich vertraue dir, Natalio." gab ich von mir und streckte ihm das Kinn hin.

„Wann?" fragte er schluckend, als Stille zwischen uns trat. „Bald." antwortete ich leise und stand auf. „Verbringe die letzte Zeit mit ihm. Erzähl es ihm. Oder mach ein Plan gegen mich. Wir werden im Endeffekt sehen, wer gewinnen wird." Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ ich das Büro. Das war meine Grenze, denn weiter konnte ich selber nicht darüber reden.

-

Dieses Gespräch mit Natalio hat mich viel Kraft und Nerven gekostet, weshalb ich die nächsten Tage auch viel abweisender wirkte und Graciano mich versuchte mit allem möglichen aufzumuntern. Er hatte mir viel in Barcelona gezeigt, wir waren shoppen, schön essen und wir hatten auch Sex, aber genau das machte alles noch schlimmer.

Ich hatte mich an Natalios Geburtstag schon von den Emotionen überwältigen lassen, aber das darf nicht nochmal passieren. Ich muss meinen Plan durchziehen: Graciano umbringen, alle Spuren verschwinden lassen und abhauen. Aber mein Inneres sagt mir, dass irgendwas schief laufen wird und genau davor habe ich Angst.

„Iliana?" rief Graciano und holte mich aus meinen Gedanken. „Die Stylistin ist da." sprach er weiter und stellte die Stylistin vor. Ich wurde geschminkt und fertig gemacht, da Graciano ein wichtiges Meeting hatte, an dem ich auch teilnehmen musste. Sie fing mit meinen Haaren an und endete mit meinem Make-Up, wo ich sie dann bat es wasserfest zu machen. Danach half sie mir in mein weinrotes Kleid und machte noch ein paar Fotos, bevor sie sich verabschiedete und ich alleine nochmal im Zimmer blieb. Meine Gedanken waren bei Natalio, denn diese Aktion gestern kam von meiner Seite und war unüberlegt, weshalb ich es langsam bereute. Außerdem dachte ich über Graciano nach, der meine Abwesenheit merkte und wohl nichts mit meinen Stimmungsschwankungen anfangen konnte. Und als letzten Punkt war da diese leise Stimme, die mich an meine Familie erinnerte. Wieso ich überhaupt hier war und für wen ich kämpfte. Für den Frieden und ein einfacheres Leben, doch die Frage ist, ob ich genau das erreichen werde und alles zu Ende bringe.

Die Uhr tickte im Hintergrund und ich erinnerte mich daran, dass man mich erwartete. Daher sprach ich nochmal ein kurzes Gebet und lief nach unten, wo mich Gracianos breiten Schultern erwarteten. Er trug einen weinroten Anzug und hatte seine Haare wieder zur Seite gegellt. Sein Schmuck leuchtete und als ich ihm näher kam, sah ich einen Ring an der linken Hand funkeln. „Wer hat dir einen Heiratsantrag gemacht?" fragte ich amüsiert. „Es tut mir leid, aber du müsstest diesen auch anziehen." erwiderte er und nahm meine linke Hand, bevor er mir einen Ring auf den Ringfinger anlegte. „Der ist schön." lächelte ich und ignorierte meine Bauchschmerzen, denn diese Sache machte mich misstrauisch. Es war ein stinknormales Meeting und ich sollte mich so auftakeln und einen Verlobungsring tragen?

„Komm, wir werden gefahren." sagte Graciano und legte seine Hand an meinen Rücken, bevor er die Tür öffnete und mich rausschob. Draußen sah ich eine Limousine stehen, die ich musterte und plötzlich unten an dieser „Rios" las.

„Oh nein." murmelte ich und setzte mich in die Limousine, bevor ich die Augen schloss und nur vom harmlosesten hoffen konnte.
__________________
Voten und kommentieren nicht vergessen :)

Der Hass, der uns verbindet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt