ii. superman, captain america und möhrchen

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Juliet

Warum bin ich nochmal eingeknickt?

»Weil du mich liebst, Möhrchen. Und meinen wunderschönen Augen kann niemand widerstehen.«

Genervt blicke ich in das grinsende Gesicht von Henry. Manchmal kommt es mir wirklich so vor, als könnte er meine Gedanken lesen.

»Haben dir das alle deine Ex-Freundinnen gesagt?«, brumme ich leise.

Aber im Geheimen gebe ich ihm recht. Henry Cavill hat wunderschöne Augen. Sie strahlen in einem glitzernden Blau, wie das Meer an einem traumhaften sonnigen Tag. Doch das besondere ist der braune Fleck über seine Iris, der mich schon als kleines Kind neidisch gemacht hat. Seine Augen sind genauso besonders wie Henry selbst.

»Nicht nur die«, lacht Henry leise und ich weiß sofort, was er meint.

Man muss nur seinen Namen googeln und wird sofort mit etlichen Edits über ihn zugebombt – sicherlich schön für andere. Für die eigene Schwester eher weniger.

»Hast du überhaupt gefragt, ob ich mit darf?«

Ich klinge wie ein kleines Kind, aber während Henry der geborene Schauspieler ist und liebt, im Mittelpunkt zu stehen, hasse ich es. Und uneingeladen würde ich nirgends auftauchen.

»Sie freuen sich, dich endlich kennenzulernen«, erwidert er, doch ich stocke in meiner Bewegung und halte Henry an seinem Arm fest, dass er ebenfalls stehen bleiben muss.

»Was hast du ihnen erzählt?«

Henry sieht mich an, sein rechter Mundwinkel zuckt leicht.

»Natürlich, dass du dich auf deiner ersten und letzten Gala schwängern lassen hast«, sagt er und seine Stimme tropft nur vor Ironie, dass die Leute, die hinter uns laufen, aufpassen müssen, nicht auszurutschen.

»Henry William Dalgliesh Cavill!« Drohe ich ihm mit meinem zierlichen Zeigefinger, was ihn nur lachen lässt.

»Möhrchen, entspanne dich. Sie wissen, dass du meine Lieblingsschwester bist - und vielleicht die ein oder andere Geschichte.«

»Du hast nur eine Schwester«, brumme ich leise, doch dann seufze ich auf.

So schlimm wird es schon nicht werden.

»Na und? Ich kann dich ja trotzdem nicht mögen«, zwinkert er mir zu, was mir ein kleines Lächeln entlockt. Er drückt mir einen Kuss auf die Wange, bevor er sich meine Hand schnappt und mich die letzten Meter hinter sich herzieht.

»Sie werden dich mögen, sie können gar nicht anders.«

So viele Menschen. So viele, dass ich vielleicht nicht auffalle. Okay, mit einem Riesen an meiner Seite, wie es mein Bruder ist, falle ich schon auf, doch egal wo ich mit meinem Bruder auftauche – die Aufmerksamkeit gehört ihm. Was mich noch nie gestört hat.

Henry drückt meine Hand kurz, als würde er spüren, wie sehr mich mein Inneres bedrückt. Diese Geste schenkt mir ein wenig Sicherheit. Ein kleines Lächeln huscht mir über mein Gesicht, doch das erfriert, als zunächst ein dunkelblonder Mann mit strahlenden blauen Augen auf uns zukommt. Diese blauen Augen würde ich niemals mehr in meinem Leben vergessen. Nicht, weil sie mich in meinen Träumen heimsuchen, viel mehr, weil Chris mir in dieser Nacht etwas geschenkt hat, etwas, was ich bisher nicht kannte.

»Wenn das nicht unser Superman ist.«

Immer noch ist seine Stimme so verdammt tief und schickt einen angenehmen Schauder über meinen Körper. Nur mit dem Unterschied, dass seine Stimme nicht von Lust geleitet wird, seine Augen nicht auf mir ruhen, sondern auf meinem Bruder.

life of tears - chris evansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt