Harry

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Statt meiner Mutter standen dort aber vier Typen. ,,Ist Liam da?", fragte mich der Blonde von ihnen und ich nickte.
Ich erinnerte mich in der Sekunde an Liams drohende Worte und rannte die Treppen hoch. Ich klopfte an Liams Tür und er machte mir genervt auf.
,,Deine Freunde sind da.", sagte ich schüchtern und er sah nicht sehr erfreut aus. ,,Haben die dich etwa gesehen?!", fragte er mich sauer und ich nickte vorsichtig. ,,Jetzt kann ich mir stundenlang anhören, wie hässlich meine Stiefschwester ist, danke!", zischte er und ich ging traurig in mein Zimmer.
Ich nahm meine Zeichensachen und malte das Portrait meiner Freundin zu Ende aus.
Schließlich ging ich samt Zeichensachen auf den Balkon und setzte mich hin. Meinen und Liams Balkon trennte gerade mal ein Meter.
Ich überlegte, wen ich als nächstes zeichnen konnte und mir fiel der Lockenkopf von der Tür ein. Er hieß Harry Styles, soweit ich wusste.
Nach einiger Zeit legte ich meinen Bleistift zur Seite und fing an es auszumalen. ,,Wen malst du da?", fragte mich auf einmal eine tiefe Stimme und diese musste zu genau diesem einen Lockenkopf gehören. Ich sprang erschrocken auf und rannte in mein Zimmer, wo ich die Balkontür von innen verschloss.
Ich ging in mein Badezimmer und machte mich bereit um schlafen zu gehen. In meinem Kulturbeutel sah ich dann meine alten Rasierklingen und nahm schon eine, um anzusetzen, doch ich besann mich und warf sie zurück in den Kulturbeutel.
Stolz ging ich in mein Zimmer zurück und nahm mir vor, meinem Therapeuten davon zu erzählen, dass ich ein weiteres Mal widerstehen konnte mich zu ritzen. Und dann fiel mir ein, dass Mum mich nicht fahren konnte und es zu Fuß zu weit wäre.
Dann kam mir in den Sinn, dass Liam sicher Auto fahren konnte und klopfte an seiner Tür.
Dieser Louis, oder wie er hieß, öffnete mir und sah mich fragend an. ,,Könnte ich kurz unter vier Augen mit Liam sprechen? Es ist wichtig!", bat ich und anstatt, dass Liam raus kam, wurde ich ins Zimmer gezogen.
,,Was willst du denn, Fettie?'', fragte mich Liam unhöflich.
,,Ich hab morgen wieder einen Arzt Termin und Mum ist nicht da, weshalb mich jemand fahren muss. '', sagte ich schüchtern und starrte auf den Boden.
,,Ich weiß schon, was du mit 'Arzt Termin' meinst. Mein Dad hat es mir schon erzählt. Aber was kümmert mich das?'', meinte er arrogant und ich fing leicht an zu zittern.
,,Bitte, Liam. Ich muss da hin.'', sagte ich so fest wie möglich.
,,Vergiss es, du kleiner hässlicher Emo!'', zischte er und ich rannte weinend zurück in mein Zimmer.
Ich ging ins Bad und setzte die Klinge an meinem Oberschenkel an.
Als sie meine Haut durchschnitt, fühlte ich mich wieder besser und als ob alles gut wäre.
Ich wischte das Blut von meinem Bein und klebte ein Pflaster drauf.
Ich ging schlafen und wachte am nächsten Morgen früh auf.
Ich lief ins Bad und sah, dass sich schon eine Kruste gebildet hatte, an der Stelle, wo ich mich geritzt hatte.
Träge ging ich nach unten in die Küche, wo bereits die Jungs waren.
Ich nahm mir ein kleines Brötchen und aß es so gut wie möglich leise.
,,Ist das von gestern?'', fragte mich plötzlich Niall und zeigte auf mein Bein.
,,Lass mich in Ruhe! Für euch bin ich doch eh nur ein hässlicher Emo!'', zischte ich und verschwand nach oben.
Ich ging in mein Bad und setzte mich samt Klamotten unter die Dusche und machte das kalte Wasser an.
Ich schloss die Augen und zog meine Beine an.
Leise begann ich If I Die Young zu singen, als plötzlich das Wasser aus gemacht wurde.
Ich öffnete die Augen und sah direkt in Harrys wunderschöne grüne Augen.
,,Wann musst du los?'', fragte er mich.
,,In einer Viertel Stunde.'', antwortete ich leise, nach einem Blick auf die Uhr und er stellte mich auf die Beine.
Er verschwand kurz aus dem Bad und kam dann mit ein paar Klamotten wieder, die er mir hin hielt.
Ich nahm sie dankend an und zog mich um, nachdem er raus gegangen war.
Ich kam komplett trocken wieder heraus und schnappte mir meine Sachen zum Zeichnen.
,,Fährt Liam mich doch?'', fragte ich Harry hoffnungsvoll.
,,Nein, dich fährt unser Chauffeur mit mir.'', grinste er und zog mich zu der Limousine.
Wir stiegen ein und ich malte weiter das Portrait aus.
,,Wen zeichnest du?'', fragte er und rückte neben mich.
,,Aber nicht beleidigt sein.'', meinte ich und hielt ihm die Zeichnung hin.
,,Das ist fantastisch.'', staunte er und gab mir einen Kuss auf die Wange.
Ich wurde rot und hielt mir die Wange, was ihn kichern ließ.
,,Hat dich etwa noch nie jemand geküsst?'', fragte er mich.
,,Doch, aber das kam so plötzlich und du bist Liams Freund.'', murmelte ich.
,,Liam kann mir nicht vorschreiben, wen ich, wann und wo küsse.'', lächelte Harry.
,,Wir sind da.'', meinte der Chauffeur und wir stiegen aus.
,,In einer Stunde ist die Sitzung vorbei.'', meinte ich und betrat das Gebäude mit Harry.
,,Hallo, Lissy! Chris erwartet dich schon.'', meinte Monika, die Empfangsdame und umarmte mich kurz.
,,Hast du denn seine Schokolade?'', fragte ich sie und sie gab mir eine kleine Schachtel.
,,Wer ist denn der junge Mann? Etwa dein Freund?'', fragte Minoka mich zweideutig lächelnd und ich schüttelte den Kopf.
,,Lissy!'', hörte ich eine Mädchenstimme und drehte mich um.
,,Ich hab dich ja schon ganz vermisst, Lisa! Man bist du groß geworden! Wie geht es voran mit der Therapie?'', fragte ich sie und nahm sie kurz in die Arme.
,,Super! Wir kommen immer besser miteinander aus und ich muss Harold nur noch sagen, dass er für immer gehen soll!'', strahlte sie und ging dann mit ihren Eltern und Geschwistern raus.
,,Achtung!'', rief ein Junge und fing einen Ball, wobei er auf mich drauf fiel.
,,Randy! July hat dir und Tom verboten hier zu spielen!'', sagte ich streng und Randy verschwand schnell.
,,Woher kennst du die alle?'', fragte mich Harry verwirrt.
,,Ich gehe hier seit drei Jahren hin, da lernt man sich kennen. Wir müssen uns jetzt aber beeilen. Mein Therapeut kann echt ungeduldig sein.'', grinste ich und joggte los.
Ich klopfte an die braune Tür und wir wurden herein gebeten.
,,Alles Gute zu unserem Dreijährigen, Chris!'', lachte ich und gab ihm die Schokolade.
,,Du bist echt unmöglich und machst Witze darüber, dass du hier seit drei Jahren hingehst. Außerdem hab ich dir gesagt, dass du mich Dr. Lisson nennen sollst!'', meinte er und ich ließ mich auf den Sessel nieder.
,,Das tust du seit genau drei Jahren und ich nenne dich immer noch Chris. Das ist übrigens Harold.'', grinste ich und deutete auf Harry.
,,Dann raus mit ihm! Lisa soll ihn immerhin vergessen!'', lachte Chris und bedeutete Harry, dass er sich setzen sollte.
,,Hast wohl jetzt einen Freund, was?'', zwinkerte Chris mir zu.
,,Vergiss es, Chris! Du kriegst gleich meine Klingen ab, wenn du weiter solchen Unsinn sagst!'', lachte ich und Chris stimmte ein.
Harry sah uns ziemlich verwirrt an und das machte alles noch viel komischer.
Wir beruhigten uns wieder und Chris warf mir eine Praline zu, die ich mit dem Mund auffing.
,,Schau nicht so doof, Harry. Es ist gut, dass ich so locker hier bin. Immerhin ist der Ort hier so etwas wie mein Zuhause.'', meinte ich zu Harry und er fing sich wieder.
,,Also, wie ist das Leben in eurem neuen Haus?'', fragte mich Chris und somit begann die Therapiestunde offiziell.
,,Scheiße.'', meinte ich und lehnte mich zurück.
,,Wieso denn das?'', fragte Chris mich verwundert.
,,Mein Bruder ist total fies zu mir, hat mich beleidigt, findet mich fett und ich bin ihm peinlich. Insgesamt, er hasst mich und ich habe Angst vor ihm.'', antwortete ich und Chris sah nicht sonderlich überrascht aus.
,,Du hattest wieder einen Rückfall, oder?'', fragte er und ich nickte.
,,War aber nicht so schlimm.'', meinte ich.
,,Nicht so schlimm?! Du hast dir in den Oberschenkel geschnitten und vorhin hast du samt Klamotten in der Dusche gehockt, bis ich dich da raus geholt hab!'', meinte Harry entsetzt.
,,Harry, ich hab mir mal Arme und Beine geritzt und wurde deshalb verprügelt, was mir eine Woche Krankenhaus eingebracht hatte.'', sagte ich ruhig und er sah etwas verstört aus.
,,Was hat den Rückfall verursacht?'', fragte Chris weiter.
,,Liam. Er hat mich beschimpft.'', gab ich zu und Chris notierte sich wie immer etwas.
Wir sprachen noch etwas miteinander und Harry hörte gespannt zu, bis schließlich die Sitzung zu Ende war. Ab und zu hatte er mal einen Kommentar abgegeben, was manchmal nervig war.

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Ist Harry nicht herzallerliebst?^^

Mein berühmter Bruder Liam *Abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt