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Die winzigen Sonnenstrahlen, die die Wolken durchbrachen, schienen direkt in mein Gesicht. Automatisch kniff ich die Augen zu und hielt mir die Hand vor das Gesicht, damit ich etwas sehen konnte. Für mein Zuhause war es ziemlich unglaubwürdig, dass die Sonne so unnormal schien, aber Hauptsache es wurde hier wärmer. Ich wartete auf dem Gehweg auf meinen Freund Sean. Er war eigentlich ein ziemlicher Draufgänger, und ich war ziemlich verrückt, dass ich mit so etwas zusammen war, aber das würde sich bald ändern - hoffte ich zumindest. Er war der Anführer unserer Clique - keine Ahnung, wie ich ihn sonst nennen sollte - und ähm... herrisch.
Naja, herrisch war noch untertrieben...
Plötzlich wurde ich von einem Pfiff aus meinen Gedanken gerissen. Ich hob meinen Kopf und sah ihn. Da saß er, in seinem Auto, mit einer Zigarette im Mund, und winkte mich herbei. Ich lief auf die andere Straßenseite, riss die Autotür auf und setzte mich ins Auto.
„Klatsch mal meine Autotür nicht so zu, der Wagen war teuer", schnauzte er. Innerlich verdrehte ich die Augen. Übertreib nicht, dachte ich. Aber ich sagte es nicht. Ich gab ihm einen Kuss, und sein Atem stank unerträglich nach Rauch. Ihgitt.
„Tut mir leid", sagte ich stattdessen. Er schnaubte, sagte aber nichts weiter. Wir fuhren die Straße entlang und bogen am Ende rechts ab. Die kühle Mittagsluft ließ meine Augen tränen, aber ich fragte lieber nicht, ob ich das Fenster zumachen durfte. Nach ungefähr zehn Minuten voller Schweigen nahm er das Gespräch auf.
„Wie war dein Tag?"
„Ganz gut", antwortete ich.
„Hast du die Raumpläne?"
Ich stotterte ein wenig, bis ich antworten konnte. „Äh ... Ja." Irgendwie klang es bescheuert, wenn man bei einer Villa von Raumplänen sprach.
„Gut."
Somit war das Gespräch auch schon beendet. Ich wollte das alles nicht machen, aber was blieb mir schon anderes übrig, als mitzumachen? Vielleicht, besser gesagt ganz bestimmt, werde ich im Knast enden, wenn wir erwischt werden. Das werden wir alle. Doch ich sagte wieder nichts.
„Hör mal...", fing ich an, aber er unterbrach mich.
„Wenn du meinst, dass du nicht mitmachen musst, kannst du gleich die Schnauze halten. Wir sind eine Familie und werden das zusammen machen. Wenn du nicht mitmachst, dann kannst du dich auf etwas gefasst machen." Eine Familie. Meine Freunde in dieser „Clique" waren wirklich wie eine Familie für mich, Sean gehörte meiner Meinung nach nicht mehr zu dieser Familie. Ich wollte mich von ihm trennen, aber wie immer hatte ich Angst davor ...
Was würden meine Eltern dazu sagen, wenn sie wüssten, was wir heute vorhatten? Sie würden mich anschreien und vollkommen ausrasten. Aber wer würde das nicht? Marleen und ein paar andere Freunde waren auch nicht allzu begeistert von der Idee, trotzdem wurden wir indirekt alle gezwungen. Vielleicht kommen wir trotzdem aus der ganzen Sache raus, wenn wir anbringen, dass wir gezwungen wurden.
Mein Herz machte einen Satz, als wir in der Tiefgarage ankamen. Er parkte das Auto ganz hinten.
Ich nahm meine Tasche und stieg aus. Diesmal achtete ich darauf, dass ich die Tür ja nicht zu fest zuknallte. Wir liefen schweigend durch das Treppenhaus, bis ganz nach oben. Ich war froh, dass er meine Hand nicht nahm, denn sie zitterte immer noch durch seinen kleinen Ausraster. Er öffnete die Tür und ich erwartete, dass ein Lichtstrahl mich blenden würde, da die Sonne merkwürdigerweise heute so abartig schien, aber es kam fast vollkommene Dunkelheit aus der Wohnung. Wir traten ein, ich schaute Sean stirnrunzelnd an, bis mir einfiel, dass er es nicht sehen konnte. Wie dämlich ich doch bin.
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Glücksscherben
Teen FictionEin Fehler, der sie das ganze Leben verfolgen wird. Ein Schuss, dessen Ton sie niemals vergessen wird. Doch dieses Mal kann sie ihrer Vergangenheit nicht entfliehen, denn egal wie schnell sie rennt - die Vergangenheit ist schneller und holt sie imm...