Kapitel 26

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AMY || Wir entspannten den ganzen Tag im Garten, bis wir endlich gemütlich zu Abend aßen. Das Haus, eher gesagt die Villa, war doppelt so groß wie Doreens und schien in jeder Ecke an jedem Zentimeter zu glänzen.

Während Nathan von seinem Vater über uns ausgequetscht wurde, erzählte Scott mir, dass Nathan nur noch von mir redete.

„Er hat sich wirklich verändert", grinste er und nickte in Nates Kopfrichtung.

„Ist das gut oder schlecht?"

„Natürlich gut, so glücklich hab ich ihn noch lange nicht mehr gesehen."

„Aber?"

Scott schüttelte den Kopf. „Ein wenig nervig ist es schon. Also dass er nur noch von dir redet."

Ich lachte und nahm einen weiteren Bissen von meinem köstlichen Steak.

„Wie lange seid ihr denn schon zusammen?", fragte Noah diesmal an mich gewandt. Oh, eine Woche, und ihr Sohn nimmt mich schon mit hierher. Ich weiß, verrückt.

„Ähm ..."

„Eine Woche", übernahm Nathan.

„Was?", stieß sein Vater aus. „Das glaub ich nicht! Du siehst aus, als würdest du sie schon seit Jahren lieben!"

Heilige Scheiße.

Abrupt verschluckte ich mich an meinem Wasser. Ich tat einfach so, als wäre nichts passiert, weswegen es zum Glück keiner bemerkte. Außer Scott, der sich das Lachen verkneifen musste. Wütend funkelte ich ihn an.

„Dad, jetzt übertreib nicht", herrschte Nathan ihn an.

Noah zuckte nur mit den Schultern. „Ich sag nur wie es ist."

Es war unglaublich, wie locker sein Dad war. Man sah ihm an, dass er mit den Nerven wegen seiner toten Frau unendlich fertig war, denn auch er hatte starke Augenringe, aber er versuchte sich vor Scott und mir stark zu geben.

Sofort wurde ich wieder zu diesen Gedanken zurückgeschleudert. Ich hatte es die ganze Zeit über verdrängt, weil ich mich in der Gegenwart von seinem Dad so wohl fühlte, und jetzt kam wieder alles hoch.

Ich halte das nicht mehr aus. Ich muss es ihm sagen. Aber ich muss stark bleiben - für seine Mutter morgen. Danach werde ich es ihm sagen. Er hatte die Wahrheit verdient. Auch wenn ich dafür im Gefängnis enden und ihn für immer verlieren würde - ich konnte es nicht länger geheim halten.

„Ist es okay, wenn wir ins Bett gehen, Dad?", gähnte Nathan. Instinktiv mussten Scott und ich auch gähnen. „Der Flug war ziemlich lang und Amy und ich haben ... ähm ... nicht lange geschlafen."

Sein Blick wurde traurig.

„Klar, ich kann dich verstehen." In diesem Augenblick fiel Nathan seinem Dad um den Hals. Überrascht erwiderte Noah die Umarmung. Die beiden waren so gut wie gleich groß.

Der Anblick ließ die Scherben in meinem Mark noch weiter schneiden, denn es war offensichtlich, dass beide wegen ihrer Mutter und Frau nicht viel schliefen und versuchten, die Trauer gemeinsam zu überwinden.

Was habe ich nur getan?

Noah klopfte noch ein letztes Mal seinem Sohn auf den Rücken, dann standen Scott und ich ein wenig verlegen auf.

„Gute Nacht, Noah", lächelte Scott und Noah klopfte ihm ebenfalls kurz auf den Rücken.

„Gute Nacht, Mister Seymour." Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also stellte ich mich einfach neben Nathan. Dieses Mister konnte ich mir wohl nie abgewöhnen, weswegen er mich deswegen wieder tadelte.

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