Trente-neuf

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"Also möchtest du wieder mit ihm zusammen sein?"

"Ja. Nein. Vielleicht. Ich... ich weiß es nicht. Mein Herz sagt ja, mein Kopf sagt nein."

"Dein Herz sagt ja, weil du ihn liebst und dein Kopf sagt nein, weil du ihm immer noch etwas vorenthältst, hab ich Recht?", fragte meine Schwester und ich stellte mit Entsetzen fest, dass sie mir aus der Seele sprach.

"Ja. Ich kann doch keine Beziehung mit ihm eingehen, wenn ich dieses verfluchte Geheimnis habe. Aber erzählen kann ich es ihm auch nicht."

Verzweifelt raufte ich mir die Haare und stützte dann meinen Kopf auf meine Hände. Wieso musste diese Sache, die schon so viele Jahre her war, immer noch alles so kompliziert machen? Das war doch längst kein Thema mehr in meinem Leben, wieso musste Pierre dafür sorgen, dass ich mich jetzt doch wieder mit der Vergangenheit auseinandersetzen musste?

"Ich weiß, dass wir schon mehrfach darüber gesprochen haben, aber ich werde dich trotzdem nochmal fragen: Bist du wirklich sicher, dass du ihm nichts davon erzählen willst? Glaubst du nicht, dass er in gewisser Weise ein Recht darauf hat?"

Mit Tränen in den Augen lehnte ich mich in meinem Bürostuhl zurück und legte mir nachdenklich die Hand auf den Bauch, bevor ich entschlossen den Kopf schüttelte.

"Es würde ihm das Herz brechen, Coco. Nicht nur, dass er mich wieder hassen würde, damit käme ich irgendwie klar, schließlich war es die letzten fünfeinhalb Jahre so. Aber ich kann ihm nicht schon wieder so sehr weh tun und das völlig umsonst, weil sich die Vergangenheit nicht mehr ändern lässt."

"Also bleibt es dabei", stellte meine Schwester resigniert fest, "Du sagst es ihm nicht. Dann musst du entweder auf eine Beziehung mit Pierre verzichten oder du musst ihn für den Rest deines Lebens anlügen."

"Ich weiß doch noch gar nicht, ob er überhaupt eine Beziehung will. Vielleicht sagt er mir heute Abend, dass das mit uns der Vergangenheit angehört und wir es dabei belassen sollten. Dann hätte sich das Thema sowieso erledigt", versuchte ich Coco und mir etwas vorzumachen, was meine Schwester natürlich sofort durchschaute.

"Hattest du gestern Abend das Gefühl, er empfindet noch etwas für dich? Denn der Pierre, an den ich mich erinnere, war verrückt nach dir und wenn er dir wirklich so schnell verziehen hat, dann klingt das für mich sehr danach, dass er dich immer noch liebt."

"Ich... ich weiß es nicht. Ja, kann sein, dass er Gefühle für mich hat, aber ich weiß es nicht sicher und bis ich das nicht weiß, weigere ich mich, mir weiterhin Gedanken darüber zu machen, was wäre wenn. Ich werde einfach den Abend abwarten und dann weitersehen."

"Wenn du meinst, dass das der richtige Weg ist, dann tu das. Ich persönlich glaube aber, dass du einen Fehler machst, wenn du die Sache jetzt einfach von dir wegschiebst. Was sagst du denn, wenn Pierre dich heute Abend fragt, ob ihr es nochmal miteinander versuchen wollt? Bittest du dann um Bedenkzeit oder was?", fragte Coco provokativ und ich seufzte genervt.

"Keine Ahnung, okay? Ich hab keinen blassen Schimmer, aber ich hab dich bestimmt nicht angerufen, um mir jetzt von dir eine Moralpredigt halten zu lassen."

"Ich halte dir keine Moralpredigt, ich sage nur was ich denke. Und das war genau das, wofür du mich angerufen hast, das wissen wir beide. Du wolltest meinen Rat und nur weil ich das Ganze anders sehe als du, musst du mich nicht gleich angiften, Lou."

"Nein, ich hab dich nicht für deinen Rat angerufen. Ich wollte nur, dass du mir zuhörst", widersprach ich sofort, auch wenn das nicht ganz stimmte.

"Dann hättest du das vorher sagen müssen, denn sonst rufst du immer an, damit ich dir helfe eine Lösung für deine Probleme zu finden", antwortete Coco unterkühlt.

Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt