Coco und Jules hatten alles gegeben, um mir den schönstmöglichen Geburtstag zu schenken, aber sie scheiterten an meinem gebrochenen Herzen. Sogar Cocos Bitte, im Frühjahr die Wände des Kinderzimmers zu bemalen, konnte mir nicht mehr als ein schwaches Lächeln auf die Lippen zaubern, das meine Augen nichtmal ansatzweise erreichte.
Die Rückfahrt nach Aubergenville und die letzte Arbeitswoche in diesem Jahr vergingen rasend schnell und ehe ich mich versah, saß ich bereits im Zug zu meinen Eltern, um Weihnachten zu feiern. Nichts lag mir so fern wie zu feiern, aber meine Eltern wussten von dem ganzen Drama in meinem Leben nichts und ich wollte es unbedingt dabei belassen.
Also übte ich während der Zugfahrt so überzeugend wie möglich zu lächeln bis ich es mir beinahe selbst glaubte, dann erreichte ich mein Ziel und entdeckte am Bahnsteig bereits meinen Vater, der mich strahlend erwartete.
"Hallo meine Kleine", begrüßte er mich fröhlich und zog mich sogleich in seine Arme.
"Hallo Papa, danke fürs Abholen", erwiderte ich, dann lösten wir uns voneinander und liefen zum Auto.
"Und, konntest du die Arbeit noch zu einem guten Ende für dieses Jahr bringen?"
"Ja, es hat alles geklappt, auch wenn ich noch nicht ganz realisiert habe, dass ich jetzt erstmal Urlaub habe."
"Oh, das glaub ich dir", entgegnete Papa schmunzelnd, dann stiegen wir ins Auto und fuhren los.
"Sind Coco und Jules schon da?", erkundigte ich mich neugierig, während die angenehme Wärme der Sitzheizung mir langsam bis in Finger und Zehen kroch.
"Ja, sie sind vor 20 Minuten angekommen. Jules konnte doch etwas früher bei der Arbeit Schluss machen und Cocos Übelkeit ist viel besser geworden, deshalb konnten sie die Strecke problemlos durchfahren. Deine Mutter hat sich natürlich sofort auf deine Schwester gestürzt und sie mit Fragen gelöchert", erzählte Papa amüsiert und auch ich musste lächeln, während ich gleichzeitig innerlich seufzte.
Maman litt sehr darunter, dass Coco und ich so weit von zu Hause entfernt wohnten und obwohl sich zumindest meine Schwester einmal pro Woche per Telefon bei ihr meldete, war es sicher trotzdem nicht leicht für sie, die Schwangerschaft ihrer ältesten Tochter nur aus der Distanz mitzuerleben. Würde sie jemals erfahren, dass ihr auch meine Schwangerschaft verwehrt worden war, würde sie das wahrscheinlich furchtbar verletzen.
"Das wundert mich nicht, endlich bekommt sie ein heiß ersehntes Enkelkind", antwortete ich so fröhlich wie möglich, dann bog mein Vater bereits in unsere Straße ein und hielt vor unserem Haus.
Wir stiegen aus, wobei mein Vater es sich nicht nehmen ließ mir meinen Koffer abzunehmen, dann betraten wir das Haus und wenige Sekunden später stand meine strahlende Mutter vor mir und umarmte mich so fest, dass mir beinahe die Luft wegblieb.
"Lou, wie schön, dass du hier bist!"
"Ich freu mich auch, Maman", nuschelte ich in ihre lockigen Haare, die ich geerbt hatte, dann lösten wir uns voneinander und sie strich mir sanft über die Wange.
"Ist wieder alles von deinem Unfall verheilt? Warst du nochmal beim Arzt?"
"Der letzte Kontrolltermin war Anfang der Woche und der Arzt war sehr zufrieden. Die Prellungen sind vollständig verheilt, die Schiene fürs Handgelenk muss ich nur noch bis Jahresende tragen und meine Rippen erholen sich auch wie sie sollen", beruhigte ich Maman.
"Du hast uns einen riesigen Schrecken eingejagt."
"Ich weiß und das tut mir Leid. Aber mir geht's wieder gut, ehrlich."
Einen Moment lang schaute meine Mutter mich durchdringend an, dann nickte sie schwach.
"Na gut, wenn du meinst. Komm mit ins Wohnzimmer, deine Schwester hat schon Sehnsucht nach dir, obwohl sie dich letztes Wochenende erst gesehen hat."
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Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue.
FanfictionEine alte Halskette, ein neues Hochzeitskleid, ein geborgtes Paar Schuhe und eine blaue Blume im Brautstrauß. Das war der Plan, so hätte es damals laufen sollen. Aber stattdessen kam alles anders und fünf Jahre später stehe ich hier und das Schicksa...