10.05.2023 - Joko

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Joko wachte mit hämmerndem Schädel auf. Die Sonne strahlte in sein Hotelzimmer, was nicht sehr angenehm war, wenn man seinen Zustand bedachte. „Fuck ey." Sein Hals kratzte, war so unglaublich trocken.

Er griff blind nach seinem Handy, aber fand es nicht an dem üblichen Ort auf seinem Nachtisch. Er seufzte laut und machte sich auf die Suche nach seiner Brille. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand er sie dann im Badezimmer, aus welchem Grund auch immer er sie da letzte Nacht abgelegt hatte.

Sein Blick wanderte zum Spiegel, wo ein müde aussehender Joko ihm entgegenblickte. Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, er konnte es jedoch keinem bestimmten Grund zuordnen, also beschloss er es vorerst zu ignorieren. Wie in Zeitlupe vergingen die nächsten Minuten, in denen sich Joko die Zähne putzte.

For some reason konnte er sich nicht auf den anstehenden Tag freuen. Dabei hatte er heute so viele lustige Sachen geplant für die nächste Aufzeichnung von ,Wer stiehlt mir die Show'. Die ganze Woche lang war er gespannt auf die Reaktionen der Zuschauer gewesen, doch von dieser Vorfreude war momentan nichts mehr zu spüren.

Es war fast so, als wäre er vergangene Nacht gegen jemand anderen ausgetauscht worden und der neue Joko war definitiv nicht in der Laune heute irgendetwas zu drehen. Ein Wunder, dass er überhaupt aus dem Bett gekommen war und er den Drehstart nicht verpasst hatte.

Naja, also eigentlich war er sich da gar nicht so sicher, dass es nicht schon längst Zeit war für den Start der Show. Immerhin hatte er keinen Plan, wie spät es war, geschweige denn wie er wieder in seinem Hotelzimmer gelandet war. Joko lief zurück in das Schlafzimmer, das - genau wie seine Haare vorher im Spiegel- aussah, als hätte eine Bombe darin eingeschlagen.
Wie zur Hölle war ihm das beim Aufstehen nicht aufgefallen?

Seine Kleidung lag verstreut am Boden herum, die Bettlaken waren absolut nicht da, wo sie eigentlich sein sollten und sein Handy - fuck, sein Handy- war immer noch weit und breit nicht aufzufinden. Das komische Gefühl von vorher kam zurück, stärker. Joko hatte noch nie so ein Gefühl verspürt. Es war eine Mischung aus Schuld und Ärger. Das passte nicht zusammen.

Ehe er sich weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, fing sein Handy an zu klingeln.
Sein Wecker, den er zum Glück automatisch für jeden Tag gestellt hatte, denn das wäre sonst gestern nichts mehr geworden mit selber stellen. Er folgte dem Geräusch und fand sein Handy schlussendlich unter dem Bett liegen, neben seiner Jeans. Er hatte es wohl gestern in seiner Hosentasche gelassen und beim Ausziehen war es dann unters Bett gefallen.

Ein Blick auf seinen Startbildschirm bestätigte Joko, dass es acht Uhr morgens war. Mittwoch. Also hatte er noch ein paar Stunden Zeit bis die Aufnahme losgehen würde. Das komische Gefühl verlies Joko nicht, als er duschte oder sich anzog und seine Haare machte.

Auch nicht, als er ein wenig auf TikTok scrollte oder sich ein paar Tweets durchlas. Seufzend stand Joko auf und dehnte sich, in der Hoffnung irgendwie die bedrückende Stimmung abschütteln zu können. Vielleicht sollte er erst einmal damit anfangen nachzuforschen, was gestern alles passierte. Er griff erneut nach seinem Handy und öffnete WhatsApp, nur um mit einer Menge an Nachrichten überflutet zu werden.

Jakob hatte versucht ihn zu erreichen, Matthias ebenfalls - aber nur, um zu fragen, ob es ihm jetzt besser ging als gestern Nacht, wo er ihn zu seinem Zimmer hochgebracht hatte; das erklärte immerhin, wie er nach den paar Bier zu viel sicher im Hotel gelandet war. Das, was Joko jedoch beunruhigte waren die zahlreichen Anrufe und Nachrichten von Klaas.

Es war untypisch für ihn, so viele Nachrichten hintereinander zu schreiben und wieso hatte er ihn so oft angerufen?

Joko öffnete den Chat und erstarrte, als er sich die Nachrichten ansah. Das weirde Gefühl kam mit voller Wucht zurück und nahm ihm fast den Atem. Er taumelte ein paar Schritte zurück und fiel dabei wie ein nasser Sack zurück in sein Bett. „Fuck. Fuck. Fuck." Die Worte waren kaum zu hören und wurden gegen Ende immer panischer.

„Ich Idiot." Er fuhr sich kurz durch seine Haare, all die Mühe sie zu stylen war nun umsonst. „Ich bin so ein dummer Idiot." Er drückte sofort auf den Anrufknopf und horchte mit pochendem Herz dem Ringen des Hörers zu. „Come on, come on, geh ran. Bitte, bitte geh ran, Klausi."
Es meldete sich jedoch nicht Klaas, sondern der Anrufbeantworter.

Klaas' lonely danceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt