Kapitel 2 - Polizei

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Aron Monment

Die Musik dröhnte in meinen Ohren und übertönte die vergnügten Schreie der Feiernden. Violette Neonlichter tanzten durch die Menschenmengen.

Die bräunliche Flüssigkeit in meinem Glas vibrierte im Takt des Basses.

Eine junge Frau klammerte sich an meinen Arm, doch ich schüttelte sie ab. Viele wollten etwas von mir, doch keine reizte mich sonderlich und mir war langsam der Spaß an biligen One-Night-Stands vergangen.

Ich nahm einen Schluck des herben Wiskeys, als mein Smartphone klingelte.

Ungeduldig fischte ich es aus der Tasche meines schwarzen Jacketts und betrachtete den Bildschirm. Elias Logan. Elias war der Manager meines Clubs und ein guter Freund.

Nach kurzem Zögern meldete ich mich: "Aron Monment."

"Hey Aron, Elias ist hier. Ich brauche noch einmal die monatlichen Ausgaben. Bist du gerade im Club?"

"Klar, ich besorge sie dir."

Ich stellte das leere Glas auf dem Tresen ab und begab mich in den privaten hinteren Bereich des Clubs. Von einem langen dunklen Flur gingen einige Türen ab. Blaue und Rote Neonlichter hingen an den Wänden und beleuchteten Bilder von Sonnenuntergängen und teuren Fahrzeugen.

Der weiche beige farbene Teppich dämpfte die Geräusche meiner Schritte, als ich durch eine schmale Tür in mein Büro trat.
Eine Wand des Raumes war vollständig verglast und bot einen unbezahlbaren Blick über die vielen kleinen Dächer der Wohnhäuser, die wie Sterne im Dunkeln der Nacht leuchteten. Neben einem modernen Schreibtisch stand ein hohes Regal in dem sich viele Dokumente türmten.
Auf der anderen Seite des Zimmer zierte ein Schriftzug die Wand: Violett.

Violett war der Name meines Clubs und war hauptsächlich durch meine Vorliebe für Schwarzlicht entstanden.

Ich startete meinen Computer und schickte Elias die Dateien mit der Bitte, mir bis morgen die Umsatzzahlen des letzten Quartals zukommen zu lassen.
Das erneute Klingeln meines Handys erweckte meine Aufmerksamkeit. Doch als ich einen kurzen Blick auf den Display warf, erstarrte ich. Vater.

Ich versuchte mich ausschließlich auf meinen Atem zu konzentrieren. Mein Herzschlag trommelte unruhig in meiner Brust. Wollte er wieder reden? Wollte er sich wieder entschuldigen? Doch das war umsonst, denn meine Schwester war tot. Und er und Mom waren nicht da gewesen.

Entschlossen klickte ich den Anruf fort.

. . .

Eine schnelle Melodie erklang, voll Schmerz, Wut und Trauer. Mit jeder Taste die ich drückte nahm das schwere Gefühl in mir ein wenig ab.

Schwarze und Weiße Tasten tanzten unter meinen Fingern zur Musik. Zu den lauten tiefen Tönen mischten sich zarte helle Klänge. Die Geschwindigkeit nahm langsam ab und die Melodie wurde leiser. Sie schwebte um mich und erfüllte den ganzen Raum.

Die letzten Töne hallten noch lange in meiner leeren Wohnung nach, als ich mich von dem Hocker erhob.

Die hohen Backsteinwände und der dunkle Holzboden wurden von dem Kamin in warmes Licht getaucht. Vor dem Kamin stand ein braunes Ledersofa und ein hölzerner Beistelltisch. Meine geräumige Wohnung lag direkt über dem "Violett" in der obersten Etage des Hochhauses.

Ich kuschelte mich in eine warme graue Wolldecke auf meinem Sofa und schaltete den Fernseher ein.

Auf dem flimmernden Bildschirm wurde eine leicht bekleidete Moderatorin angezeigt: "Der Besitzer des Forschungsinstitut Monment Science berichtete auf der heutigen Pressekonfe-" Ich schaltete um. Ich wollte weder von meinem Vater, noch von seiner Firma hören.

Nun tanzte eine Gruppe junger Mädchen zu einem Pop-Song.
Langsam dämmerte ich in einen unruhigen Schlaf.

. . .

Am nächsten Morgen wurde ich von einem lauten Klopfen an der Tür geweckt. Das schwarze Hemd meines Anzugs war zerknittert und mein Kopf hämmerte von dem Alkohol gestern. 

Müde stolperte ich zur Wohnungstür und öffnete sie. Ein breitschultriger Polizist mit Glatze stand neben einer zierlichen Polistin mit warmen braunen Augen: "Mister Monment, wir würden gerne mit ihnen sprechen." Ich nickte und ließ beide in meine Wohnung.

Wir setzten uns an meinen Esstisch und der Polizist begann mit ernster Miene zu sprechen: "Wo waren sie heute um drei Uhr morgens?"
"Ich habe geschlafen."
"Gibt es dafür Beweise?"
Ich dachte kurz nach: "Auf dem Flur befindet sich eine Kamera, die bestätigen kann, dass ich diese Wohnung in dieser Zeit nicht verlassen habe. Warum?"
Jetzt meldete sich die Polizistin: "Ihr Freund Elias Logan wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden."

Elias war meine Familie. Er war der einzige der mich wirklich kannte.
Und wenn die Polizei hier war, bedeutete das, dass er ermordet wurde. Der Schmerz der sich in meinem Körper ausbreiten wollt, wurde von Wut und Entschlossenheit abgelöst. Ich würde seinen Mörder finden und bestrafen!

Erst als das Wasserglas in meiner Hand knirschte, merkte ich, wie die Scherben in meine Handfläche schnitten. Blut lief über meine Hand und mischte sich in der Wasserpfütze auf dem Boden.

Abrubt erhob ich mich von dem Stuhl: "Ich möchte das sie jetzt gehen." Offensichtlich sah ich so furchteinflössend aus, dass sie ohne ein weiteres Wort verschwanden. Ich brauchte jetzt dringend Ablenkung und dann würde ich diesen Mörder jagen.

Projekt: ExpiravitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt