Projekt: Expiravit

Kapitel 4 - Tatort

Aron Monment

Ich betrat Elias Wohnung. Hier musste es irgendeinen Hinweis über den Mörder geben. Das Wohnzimmer lag verlassen da, nur ein paar Zierfische schwammen in einem Aquarium. Auf dem Sofa entdeckte ich einen großen getrockneten Blutfleck.

Ich durchsuchte den Raum, doch konnte nichts entdecken. Keine Spuren von dem Mörder oder der Tatwaffe.
Als die Tür geöffnet wurde, verschwand ich schnell im Schlafzimmer. Waren das die Mörder?

"Hier ist der Tatort, allerdings glaube ich kaum, dass wir hier noch Spuren finden werden, Eve", ertönte eine raue Männerstimme.
"Nein, das habe ich auch nicht erwartet", die ruhige melodische Stimme ließ mich inne halten. Wer war Eve?

Der Mann räusperte sich: "Kannst du mir meinen Rucksack holen? Dann kann ich versuchen den Tresor zu öffnen. Vielleicht finden wir dort Hinweise auf das Motiv des Mörders."
Ich hörte wie die Schritte der Frau langsam verklungen. Der Mann stand vor einem hohen Aktenschrank und durchsuchte diesen.

Plötzlich hörte ich schwere Schritte den Flur entlang rennen. Sie waren zu laut um von Eve zu stammen. Auch der Fremde hatte sie gemerkt und wollte sich gerade in die Küche zurück ziehen, als die Tür geöffnet wurde.

Durch einen schmalen Spalt der Schlafzimmertür konnte ich erkennen wie fünf schwer bewaffnete Männer in den Raum stürmten. Sie trugen schwarze Schutzwesten und schwere Stiefel. Sofort richteten sie ihre Waffen auf den Mann. Er hatte hellbraunes Haar und trug eine Jeans und ein weißes Hemd.
"Eine Bewegung und du bist tot", brummte einer der Bewaffneten.

"Wie ist dein Name", fragte ein Anderer.
"Julien Kammon", antwortete der Fremde.

Die Typen drehten seine Arme auf den Rücken und zwangen ihn auf die Knie. Ein Blitzen auf dem Dach eines anderen Hauses erweckte meine Aufmerksamkeit.
Ich kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was es ausgelöst hatte. Ein Scharfschütze. Die Angreifer standen mit dem Rücken zu ihm und schienen ihn noch nicht bemerkt zu haben.

Ich beobachtete seine Handzeichen. Es war ein Morsecode.

N-I-M-M
1-2 U-H-R

A-N-Z-U-G
N-I-M-M
1-5-Uhr

Anzug? Ich sah an mir herunter. Ja, ich war der einzige mit einem Anzug hier. Er musste mich entdeckt haben. Langsam zählte der Scharfschütze runter, bei Null sprintete ich los und stürzte mich auf meinen Mann.

Mit geschmeidigen Bewegungen löste ich das Messer vom Gürtel des Mannes und zog es ihm über die Kehle. Vor Überraschung taumelte der Mann zurück, bevor er in sich zusammen sackte.
Drei weitere lagen tot mit präzisen Einschusslöchern auf dem Boden. Zwischen ihnen lagen Glassplitter und und Blutspritzer.

Der letzte Mann kam brüllend auf mich zu und hob seine Waffe, doch Julien riss ihn auf den Boden und schlug ihn mit dem Knauf seines Messers bewusstlos.
Triumphierend sah er zu mir auf, doch dann fiel sein Blick hinter mich und seine Augen weiteten sich entsetzt.

"Eve", schrie er.
Ich wirbelter herum und konnte gerade noch erkennen, wie dem Scharfschützen, Eve, ein Tuch auf den Mund gepresst wurde und drei Männer sie vom Dach schleiften.

Dann stürmte Julien schon durch den Flur und sprintete das Treppenhaus hinunter. Ich folgte ihm die Treppen des anderen Hochhauses hinauf und auf das Flachdach hinaus.

Dort lagen drei Männer in einer Blutlache. An das Geländer gelehnt saß die eine wunderschöne Frau. Ihr langes dunkelbraunes Haar umrahmte in leichten Wellen ihr Gesicht. Die Sonne glitzerte in ihren hellgrünen Augen, die meinen Blick fesselten. Mein Herz machte einen Satz.

Julien stürmte auf die zu: "Eve, wie geht es dir?"

Sie machte nur eine wegwerfende Handbewegung und stütze sich auf das Geländer, als sie sich aufrichtete. Dann zog sie aus der Innentasche ihrer Lederjacke eine kleine Flasche mit Wodka. Sie stürtzte den Alkohol herunter und hing sich das Gewehr um: "Nur noch ein paar Nachwirkungen vom Chloroform. Julien, können wir los?"

Der Fremde, Julien, starrte sie verblüfft an. Als er jedoch die Bedeutung ihrer Worte verarbeitet hatt, schüttelte er energisch den Kopf: "Du wirst nicht in deinem Zustand Motorrad fahren. Ich fahre."

Ohne ein weiteres Wort maschierte Eve an ihm vorbei in das Treppenhaus des Gebäudes.

"Warte Eve!"
Julien rannte ihr hinterher. Aber ich konnte nur auf den Punkt starren, wo sie bis vor kurzem noch gestanden hatte. Wer war sie? Warum war sie hier? Wo lebte sie?
Sie war die erste Frau seit Jahren, bei der es mich wirklich interessierte.

Eines stand fest, ich musste sie finden.