Kapitel 13 - Katze

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Julien Kammon

Die leichte Briese trug den Geruch von Kaffee und Kuchen herbei. Ich faltete die grüne Serviette auf dem Tisch und lehnte mich zurück.

Annabelle war zehn Minuten zu spät. Plötzlich hörte ich hinter mir Schritte. Ich drehte mich um und beobachtete, wie eine junge Frau das Cafè betrat.

Ihr schwarzes Haar umrahmte ihr herzförmiges Gesicht und die leicht schräg gestellten dunklen Augen erinnerten mich ein wenig an eine Katze. Sie trug eine weiße Bluse und einen schwarzen Bleistiftrock, darüber ein beige farbener Blazer.

Sie ließ sich mir gegenüber nieder und streckte mir ihre Hand entgegen: "Annabelle Winter." Ich ergriff ihre Hand und erwiderte: "Julien Kammon." Ein Stromschlag durchzuckte mich, als ich ihre zarte Hand berührte.

Ich versuchte mich ein wenig zu beruhigen und fragte: "Was wissen sie über Projekt Expiravit?"

"Das Projekt wurde von Luka Angon, Elias Logan und Will Anders bearbeitet. Nachdem Luka das Objekt entwendet hatte und verschwand, machte Will Elias dafür verantwortlich und dieser wurde gefeuert. Es gibt Gerüchte, dass Will Drogen dealt oder einen Anschlag plannt. Wenn ihr einen Mörder sucht, wird er es sein."

Verwirrt musterte ich sie: "Warum erzählst du mir das alles?"

Sie zuckte mit den Schultern: "Als ich Will meine Meinung gesagt habe, hat er mich aus dem Unternehmen geschmissen."

"Und das macht dir nichts aus?"

"Ich habe meine eigene Forschung zu Mikroplastik begonnen und für meine Ergebnisse eine Menge Geld bekommen. Somit war es eher eine Erlösung, dass er mich aus dem Team geschmissen hat. Allerdings ist er ziemlich gefährlich. Er hat mir einmal auf dem Heimweg aufgelauert. Ich bin nur dank der Hilfe eines Sicherheitsmanns entkommen."

"Verdammt! Ich muss meine Freunde anrufen. Eine ist in sein Labor gelaufen."

Aufgebracht fischte ich mein Smartphone aus meiner Jackentasche und rief Eve an.

"Eve, geh nicht in das Labor. Es ist gefährlich."

"Dafür ist es zu spät", brummte eine tiefe Stimme.

"Aron? Wo ist Eve?"

Panik stieg in mir auf. Ihr durfte nichts passieren!

"Im Bett neben mir."

"Warum schläft sie?"

"Sie schläft nicht, sondern liegt im Koma. Wir sind beide vergiftet und sie hat viel Blut verloren."

"Scheiße."

"Ja, aber immerhin ist Will tot."

Ich presste meine Zähne zusammen: "Okay."

Dann legte ich auf und sah Annabelle an: "Sie haben es geschafft."

Sie nickte: "Gut, dann sollte ich nun wohl gehen."

Ich wollte nicht das sie nun einfach ging: "Aber wir könnten doch einen Kaffee zusammen trinken... Morgen oder so?"

Sie schmunzelte über meine Unbeholfenheit: "Wenn das ein Date werden soll, gerne! Morgen gegen fünfzehn Uhr, hier?"

Ich nickte und wir tauschten unsere Nummern aus, dann verabschiedete mich von ihr. Besorgt machte ich mich auf den Heimweg. In dem Krankenhaus, in das Eve gebracht wurde, würde ich sowieso nicht kommen, also betrat ich Eve und mein Hotelzimmer. Wenn sie das nicht überlebte wäre ich Schuld.

Sie musste das einfach schaffen! Ich entschied mich noch einmal anzurufen, doch es ging nur die Mailbox ran. Nervös lief ich im Zimmer auf und ab. Dann rief ich im Krankenhaus an, doch die verweigerten mir jegliche Art von Auskunft.

. . .

Eine halbe Stunde später lag ich auf dem breiten Doppelbett, als mein Handy eine Nachricht meldete.

Annabelle: Hey, Tiger

Julien: Tiger? Ernsthaft?

Annabelle: Jup. Was machst du gerade?

Julien: Nichts besonderes und du?

Annabelle: Habe gerade Geige geübt.

Ich schaute auf die Uhr. Es war dreiundzwanzig Uhr.

Julien: So spät?

Annabelle: Ich bin wohl eher ein Nachtmensch.

Julien: Wie lange spielst du schon Geige?

Annabelle: Neunzehn Jahre. Und was machst du als Hobby?

Julien: Ich hatte nie wirklich viel Zeit. Meine Familie besitzt einen kleinen Bauernhof.

Annabelle: Bist du nur wegen dem Mord hier in Berlin?

Julien: Ich habe jemanden versprochen zu helfen und im Gegenzug hilft sie mir bei einer persönlichen Angelegenheit.

Diese persönliche Angelegenheit war ein Handbuch in dem meine Schulden bei der Familie Black eingetragen wurden. Wenn ich es nicht aus dem Besitz von James Black entwenden konnte, war mein Hof am Ende.

Leider war das Gebäude der Blacks gut gesichert und so benötigte ich Eve. Wenn sie das Gift nicht überlebte, stand ich jedoch wieder am Anfang.

Projekt: ExpiravitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt