Kapitel 12 - Gescheitert

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Aron Monment

Stumm liefen mir die Tränen über die Wangen, als ich die Prinzessin so sah. Evin. Evin war ihr Name. Er klang wie eine wunderschöne Melodie, doch nicht das war der Grund für meine Angst.

Sondern, dass sie ihn verraten hatte, denn als sie mir dass letzte Mal verweigert hatte ihren Namen zu nennen, meinte sie, sie würde nicht sterben. Und jetzt nannte sie ihn.

Auf ihrer gebräunten Haut konnte ich rote Brandmale erkennen und erst jetzt fiel mir die kleine Erhebung unter ihrem Tattoo an ihrem Oberarm auf. Da musste der Venator sein. Warum hatte sie mir nichts erzählt? Warum hatte sie mir so vieles nicht gesagt?

Will holte ein Skalpell und begann den Venator aus ihrem Oberarm zu holen. Bei jedem Schnitt, den er setzte, zuckte ich zusammen und beobachtete besorgt Evins Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen und ihre Gesichtszüge entspannt. Die Spritze, die Will ihr verabreicht hatte, hatte sie un die Bewusstlosigkeit getrieben.

Viel zu viel Blut quoll aus der Wunde, als Will mit einer Pinzette den Venator aus ihr holte. Doch statt einer gleichmäßigen Kugel, war er eher ein verformtes Oval. Will fluchte wilde Beschimpfungen und schlug wütend auf den Beistelltisch. Aber ich konnte nur in Evins Gesicht sehen, das von Sekunde zu Sekunde blasser wurde.

Wild riss und zerrte ich an meinen Fesseln, bis sie mit einem lauten Knacken nachgaben. Ich stürzte nach vorne und stellte mich zwischen Evin und Will. Dann griff ich mir ein Skalpell und stieß es nach vorne.
Will stolperte nach hinten und drückte grauen Knopf an der Wand des Labors.

Weißer Rauch stieg aus einigen Drüsen am Boden des Labors und verteilte sich im Raum. Hinter mir bewegte Evin sich leicht. Will stürmte mit einem langen Messer auf mich zu, doch ich parierte seine Schläge mit meinem Skalpell.

Ich setzte ihm nach und erwischte ihn an seinem Oberschenkel.

Sein nächster Hieb war stärker als die Vorherigen und riss mir das Skalpell aus der Hand, sodass es klirrend einige Meter von mir entfernt auf dem Boden aufkam. Ich wich seinen Angriffen aus, bis ich gegen die Liege stieß. Sein nächster Angriff kam schnell.

Das Messer schoss nach vorne um meinen Hals zu erwischen. Verzweifelt versuchte ich mich noch zu wehren, aber es war zu spät.

Plötzlich schoss eine blutüberströmte Hand hinter mir hervor. Sie umfasste die Hand von Will, die das Messer hielt.

Ein grüner Blitz ließ mich zurück zucken, bevor Will leblos zu Boden sackte. Ich drehte mich um und sah direkt in grau-grüne Augen.

Sie sah mich mit verschleierten Blick an, ehe sie zusammenbrach. Ich zog sie in meine Arme, dann fiel mein Blick auf die Wunde an ihrem Oberarm. Sie verlor zu viel Blut.

Ich fand ein frisches Handtuch in einem der Schränke und band es um ihre Verletzung, dann betätigte ich den Notruf.

Ich hielt sie zitternd in meinen Armen. Sie musste es schaffen! Die Wärme verließ ihren Körper immer mehr. Verzweifelt drückte ich ihren zierlichen Körper noch näher an mich.

"Du schaffst das, Prinzessin. Halte nur noch ein wenig durch, dann hast du es geschafft. Ich brauche dich", flüsterte ich, auch wenn ich nicht wusste ob sie mich hören konnten.

Endlich kamen die Sanitäter. Ich schilderte ihnen die ungefähre Lage, ohne den Venator zu erwähnen und folgte den Ärzten in den Krankenwagen.

. . .

Ich tigerte vor dem ihrem Zimmer auf und ab und wartete darauf, dass die Ärzte mir mitteilten wie es ihr ging.

Von Sekunde zu Sekunde wurde ich nervöser, bis ein junger Arzt den Raum verließ und mich zu ihm winkte: "Evin geht es soweit ganz gut. Ihre Wunde hat sie viel Blut gekostet und sie wird einige Zeit brauchen um sich vollständig zu erholen, aber sie wird es schaffen. Allerdings fanden wir Designergift in ihrem Blut, wahrscheinlich durch die Atemwege aufgenommen."

Das war wohl der weiße Rauch im Labor, den wir beide eingeatmet hatten.
Nervös fragte ich weiter: "Was bedeutet das? Geht es ihr gut?"

Zögerlich nickte der Arzt: "Vorerst. Der Nachteil von Designergiften ist, das es nur ein spezielles Gegengift gibt. Solange ihr das nicht habt, schwebt ihr beide in Lebensgefahr. Wir haben zwei unserer Forscher hingeschickt um Proben von dem Gift zu nehmen, das sich als Gas in dem Raum befand. Ihr habt nicht länger als vierzehn Tage, wenn wir bis dahin nicht das Gegengift hergestellt haben."

Ich schluckte. In vierzehn Tagen könnte ich sterben. Noch schlimmer: In vierzehn Tagen könnte Evin sterben.

Der Arzt ließ mich zu Evin ins Zimmer, die immer noch bewusstlos war. Ich setzte mich auf ihr Bett und ergriff ihre Hand.

Was war während des Kampfes geschehen? Hatte ich mir den grünen Blitz nur eingebildet?
Die Ärzte hatten berichtet, dass Will wahrscheinlich an einem Herzfehler oder dem Schock gestorben war. Doch wie wahrscheinlich war das?

Ich beobachtete Evins friedliches Gesicht. Sie sah so wunderschön aus. Sanft küsste ich ihre Stirn und stellte zufrieden fest, dass ihre Haut wieder die normale Temperatur angenommen hatte.

"Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt", flüsterte ich und verflocht unsere Finger.

Projekt: ExpiravitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt