9

300 19 0
                                    

Um mich herum war es kalt und sobald ich wieder zu Bewusstsein kam fing ich an leicht zu zittern. Langsam öffnete ich meine Augen und sah mich in einem scheinbar etwas größeren, dunklen Raum um. Hier gab es Beleuchtung, welche allerdings so schwach eingestellt war, dass der Raum größtenteils nicht zu erkennen war. Langsam versuchte ich mich aufzurichten, aber weit kam ich nicht. Mit einem prüfenden Blick drehte ich meinen Kopf so, dass ich meine Handgelenke sehen konnte und tatsächlich erkannte ich, vielleicht 5 cm breite, Metallschellen, welche sie an eine steinerne Platte fesselte.

"Buck?", fragte ich leise und drehte meinen Kopf zur linken Seite, aber der Körper meines besten Freundes regte sich nicht.

"Hey, Buck! Wach endlich auf!", flüsterte ich etwas lauter, aber noch immer kam keine Reaktion. Immerhin war mein Kopf nicht mit diesen Metallschellen fixiert, weshalb ich mich in diesem Raum umsehen konnte. Neben vielen kahlen Wänden entdeckte ich eine seltsame Karte. Diese zeigte Europa und einige rote Fabriken. Das waren dann wohl Stützpunkte von Hydra.

"Ah, Sie sind wach. Dann können wir ja beginnen.", sagte eine psychopatische Stimme und ich zuckte zusammen, als ich einen kleinen Mann in einer Ecke des Raumes entdeckte, welcher mich anstarrte. Wo kam er denn jetzt her?

"Sie wissen doch sicher, wo sie sich hier befinden?", fragte er mit einem widerlichen Grinsen und ich zog die Augenbrauen zusammen.

"In einer psychopatischen Anstalt.", gab ich stumpf von mir und sein Lächeln verschwand ein wenig.

"Nun, ich werde ihnen noch einen Versuch geben.", sagte er.

"In dem hässlichsten Gebäude." Okay, dass war dumm. Vielleicht sollte ich mal endlich damit aufhören andere Menschen zu provozieren. Das war garantiert nicht von meinem Vorteil.

"Fangen wir an.", sagte der Mann zu irgendwelchen Menschen die außerhalb meines Blickfelds standen und sofort hörte ich Schritte auf dem Metallischen Boden.

"Was wird das?", versuchte ich meine innere Unruhe und halbe Panik zu überspielen, doch der Mann lachte einfach wieder.

"Wir werden dir jetzt zeigen wo du dich befindest und wir werden dir unsere Stärke präsentieren.", sagte er lauter als er müsste und zwei Männer schoben sich in mein Blickfeld. Diese hielten jeweils eine Spritze in der Hand, welche mit einer blauen Flüssigkeit gefüllt war.

"Was wird das?", fragte ich nun doch etwas panisch und versuchte mich von den Metallschellen loszureißen. Doch diese bewegten sich keinen Millimeter. Dann setzten die Männer die Spritzen an meine Oberarme und drückten die Flüssigkeit langsam in meine Adern. Mit aufgerissenen Augen beobachtete ich den Kolben dabei, wie er immer weiter hinunterwanderte und schließlich die gesamte Flüssigkeit in mir war. Keine Sekunde später umfing mich wieder eine dumpfe Dunkelheit und ich sackte in einen erneuten Schlaf. Ich hörte noch wie der Mann den Soldaten irgendetwas befahl, aber viel verstand ich nicht, denn mit jeder Sekunde viel ich tiefer in die Dunkelheit.

Hektisch schlug ich meine Augen auf und blinzelte ein paar mal, bis sich meine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten. So schnell ich konnte sprang ich auf und sah mich um. Ich befand mich in einer lebhaften Straße, umgeben von Hochhäusern und allen möglichen, bunten Läden.

"Was zum Teufel...", murmelte ich verwirrt und drehte mich einmal um die eigene Achse. Wie kam ich so schnell von Hydra hierher? Hatte man mich befreit? Aber warum wachte ich dann auf einer Straße auf?

"Hey, wissen Sie vielleicht welchen Tag wir haben?", fragte ich eine etwas ältere Frau vorsichtig, aber sie ignorierte mich komplett. Alles klar... Schnell stellte ich mich vor sie und fragte noch einmal nach dem Datum, aber anstatt mir zu antworten lief sie geradewegs durch mich hindurch. Erschrocken blieb ich stehen und starrte auf meine Hände. Sie sahen normal aus und nichts erklärte mir die Tatsache, dass ich scheinbar nicht aus fester Materie bestand. Aber die Frau war einfach durch mich hindurch gelaufen. Schnell sah ich mich um und endlich viel mir auf wo ich mich befand. Es war meine alte Heimatsstraße in Brooklyn. Vorsichtig drehte ich das Lederarmband einmal um mein Handgelenk und lief dann zu der Hausnummer 23 und dem 4. Stock. So schnell war ich wahrscheinlich noch nie Treppenstufen hinaufgerannt. Jetzt stand ich vor einer hölzernen Tür und vorsichtig öffnete ich sie. Meine Eltern hatten noch nie viel von Sicherheit gehalten und hielten es dementsprechend auch nicht für nötig die Wohnungstür abzuschließen. Vorsichtig betrat ich den kleinen, aufgeräumten Flur und stürmte beinahe in das Wohnzimmer, wo sich meine Eltern immer aufhielten.  

"Nein...", schluchzte ich erschrocken auf und sackte zu Boden. Vor mir befand sich ein mit Blut getränkter Teppich und darauf lagen zwei Leichen. Beiden wurde die Kehle aufgeschnitten und an ihren Körpern befanden sich viele Einstiche eines Messers. Zitternd atmete ich ein und aus und starrte den Mann und die Frau an, welche mit dem Gesicht zueinander auf dem Boden lagen.

Ich war nicht frei. Das hier war nicht die Gegenwart oder Zukunft. Das war eine verdammte Erinnerung.

"Nein... Mom, Dad...", schluchzte ich und kroch zitternd zu den Leichen meiner Eltern. Dieser Tag, welcher bald 10 Jahre in der Vergangenheit liegt, hatte mich gebrochen und hätte ich damals nicht Buck und Steve an meiner Seite gehabt, währe ich vermutlich untergegangen. Und jetzt durchlebte ich den schlimmsten Tag meines Lebens zum zweiten Mal.

"Bitte... wacht auf.", murmelte ich, obwohl ich wusste, dass ihre Herzen nie wieder schlagen würden. Ein Gefühl der Leere überfiel mich und zitternd kauerte ich mich zwischen meine Eltern. In diesem Moment durchzuckte mich ein seltsamer Schmerz und erschrocken schrie ich auf. Panisch sah ich mich um, aber nirgendwo war eine Quelle dafür zu finden. Erneut durchzuckte mich ein höllischer Schmerz von meinem Arm ausgehend und erschrocken sah ich ihn an. Äußerlich war nichts zu erkennen, aber woher kamen dann die Schmerzen? Schmerzvoll keuchte ich auf und kroch hinüber zu einer Wand, gegen welche ich mich lehnte und hektisch ein und ausatmete. Die Schmerzen waren immer noch da und machten auch nicht den Anschein zu verschwinden. Sie benebelten mich, ließen meine Sicht verschwimmen und mich unkontrolliert zittern. Langsam schloss ich meine Augen und betete innerlich dafür, dass die Schmerzen endlich aufhörten.

"Jo?", ertönte plötzlich eine Stimme und ich sah erschrocken auf. Woher kam diese Stimme? Woher wusste sie von meinem Spitznamen?

"Jo, du musst aufwachen.", sagte die Stimme wieder und da stimmte ich ihr voll und ganz zu. Ich musste endlich aufwachen, aber wie?

"Komm schon!", schrie die Stimme und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Das Zimmer vor meinen Augen mit den Leichen meiner Eltern verblasste langsam und alles fing an sich zu drehen. Verwirrt schloss ich die Augen. Langsam verschwanden die Schmerzen und plötzlich hatte ich das Gefühl durch eine Wasseroberfläche zu brechen. Keuchend atmete ich ein und öffnete meine Augen. Um mich herum war alles schwarz und von weiter weg konnte ich einige Schüsse hören.

Ich war wohl doch noch bei Hydra.

The Story of Winter/ Bucky FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt