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Langsam drehte ich mich zu Bucky und konnte geradewegs in sein Aschfahles Gesicht sehen. Seine Gesichtsfarbe könnte ich glatt mit der Hausfarbe bei mir zuhause vergleichen. Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch. Er lag, gemeinsam mit Steve, sicher auf dem Boden. Er konnte nicht verletzt sein, da ich die beiden aus der Schusslinie gerissen hatte. Also warum sah er mich so an? 

„Jo...", flüsterte er und stand langsam auf. Seine blau grauen Augen waren fest auf mich fixiert und  er streckte beruhigend seine Hände aus. 

„Was ist los, Buck?", fragte ich leise und trat einen Schritt auf ihn zu. Augenblicklich durchzog mich ein brennender Schmerz durch meinen Oberkörper und erschrocken keuchte ich auf. Keinen Augenblick später gaben plötzlich meine Beine nach und ich knickte ein. Vor meinen Augen verschwamm alles und vorsichtig betastete ich mit meiner rechten Hand die Stelle über meinem Herzen, welche am stärksten Schmerzte. Etwas warmes und glitschiges bekam ich an meinen Fingern zu spüren und als ich sie wieder vor meine Augen hob erkannte ich das Blut. Wie erstarrt sah ich auf meine Finger, als mich plötzlich zwei Hände an den Schultern packten. Langsam sah ich etwas nach oben und erkannte Buck, welcher sich vor mich gekniet hatte. 

„Alles wird gut, ja Jo? Wir kriegen das wieder hin, immerhin habe ich ja versprochen auf dich aufzupassen und ich breche meine Versprechen nicht. Einfach wach bleiben, ja?", redete er schnell auf mich ein, während er mich in meiner nun fast liegenden Position auf seine Beine zog, sodass ich direkt nach oben in sein Gesicht sehen konnte. Sein hektischer Blick wechselte zwischen meinem verwirrten, meiner scheinbar blutenden Brust und etwas rechts von mir, vermutlich Steve. In diesem Moment beugte sich der blondhaarige Supersoldat in mein Blickfeld, aber sein Blick galt nicht mir, sondern meiner Schulter, welche mit jeder verstreichenden Sekunde stärkere Schmerzen hervorrief. Gerade als ich über die Schmerzen hinweg denken konnte, presste mir Steve etwas auf die Wunde. Ein schmerzverzerrtes Keuchen kam über meine Lippen und meine Augenlider fingen an zu flackern. 

„Jo! Sieh mich an! Bitte, schließ einfach nicht deine Augen. Tu es für mich und Steve, ja?", ertönte da plötzlich Bucks Stimme, welcher mein Gesicht in seine Hände nahm und mich somit zwang ihm in die Augen zu sehen. Ein paar Tränen schimmerten in seinen Augen, von welchen ihm auch einige die Wangen hinunter liefen. Vorsichtig versuchte ich ihm etwas zu sagen, aber außer ein paar abgehakten Lauten brachte ich nichts zustande. 

„Alles gut, du musst nichts sagen. Versuche einfach dich so wenig wie möglich anzustrengen. Und bleib wach, hörst du? Bleib wach!", sagte er eindringlich, aber längst nicht mehr alles kam bei mir klar und deutlich an. Es war wie eine Zugfahrt durch einen Tunnel und mit jeder Sekunde wurde seine Stimme undeutlicher und das Bild vor meinen Augen unschärfer. Den Schmerz spürte ich schon gar nicht mehr richtig und einzig allein das Atmen, welches mir mit jeder Sekunde schwerer viel war etwas, was ich präsent spürte. Schwarze Punkte fingen wieder an vor meinen Augen zu tanzen und vorsichtig schloss ich meine Augen. 

Ich wollte schlafen. Mich ausruhen...

„Bitte Jo, bitte bleib bei mir! Was soll ich denn nur ohne dich machen? Du darfst mich jetzt nicht verlassen! Mit wem soll ich denn die ganzen Witze reißen, wer passt denn dann auf Steve und mich auf? Du darfst mich nicht verlassen, ohne dich bin ich aufgeschmissen! Ich..."

Doch weiter konnte ich meinem braunhaarigen, besten Freund nicht zuhören. Eine riesige Müdigkeit überfiel mich und breit willig gab ich mich ihr hin. Immer tiefer zog sie mich hinunter in  das tiefe, dunkle Nichts, weg von Buck, Steve und den Geräuschen und Verletzungen des Krieges. Sie zog mich soweit mit sich, bis ich irgendwann aufhörte zu denken und im nächsten Moment das Bewusstsein verlor. 

ERZÄHLER POV 

Steve, welcher mit beiden Händen versuchte die Blutung seiner besten Freundin zu stoppen bemerkte als erstes den gestockten Atem des zerbrechlich aussehenden Mädchens unter sich. Langsam sah er hoch, in die Augen seines besten Freundes, welcher Jo unter ihm immer noch flehend ansah. 

„Buck...", murmelte Steve und nahm die Hände von ihrer Wunde. Die Augen des braunhaarigen Soldaten wanderten zu seinen und beide konnten in denen des anderen Schmerz erkennen. Eine Träne rollte über Buckys Wange und tropfte auf das Gesicht des am Boden liegenden, toten Mädchens. In diesem Moment ertönten wieder Schüsse, welche sich teilweise direkt neben den beiden Soldaten in den Boden bohrten. Mit einem schnellen Blick sah er von seinem besten Freund zu seiner besten Freundin und dann zu den Soldaten, welche in großer Menge aus dem Wald am hinteren Teil der Lichtung hervorkamen. 

„Buck. Wir müssen hier weg. Jetzt.", rief Steve aus, während er sich sein Schild vom Rücken nahm und damit die meisten Kugeln abhalten konnte. 

„Ich werde nicht ohne sie gehen Steve."

„Sie ist tot! Und wenn wir uns jetzt nicht beeilen sind wir es auch bald!", rief er ihm zu und riss den braunhaarigen auf die Beine. 

„Wir müssen sie hier lassen. Es tut mir leid, aber wenn wir jetzt sterben, dann hat sich Jo umsonst für uns geopfert und das kann und werde ich nicht zulassen!", schrie Steve seinen besten Freund an, welcher wie in Trance zu dem hellbraun haarigen Mädchen hinunter sah. 

„Jetzt komm.", flüsterte er etwas sanfter und zog ihn dann weg von der Lichtung und den immer noch auf sie schießenden Soldaten. 

Buckys Blick, welchen er fest auf seine beste Freundin fixiert hatte, wanderte zu Boden, als sich Bäume zwischen ihn und seine beste Freundin schoben. Seine beste Freundin war tot und in diesem Moment konnte er beinahe spüren, wie sein Herz zerbrach. Er hatte ihr und Steve versprochen auf sie aufzupassen und trotzdem war sie in seinen Armen gestorben, um ihn und Steve zu retten.

Ein riesiges Gefühl der Leere breitete sich in ihm aus und innerlich schwor er sich, das Mädchen mit den karamelbraunen Augen zu rächen. 

„Vergib mir, Jo. Vergib mir, dass ich dich nicht retten konnte. Es tut mir so leid.", flüsterte er so leise, dass nur er es hören konnte, in die Richtung des toten Körpers, bevor er sich auch umdrehte und gemeinsam mit Steve auf die anderen aus dem Kommando zulief. 

Im selben Moment betrat auch Armin Zola erneut die Lichtung und lief vorbei an den Leichen seiner Soldaten, bevor er schließlich an der des braunhaarigen Mädchens ankam. Emotionslos betrachtete er sie einen Moment, bevor er zwei seiner persönlichen Sicherheitsbeauftragten zu sich heranholte. 

„Bringt sie in unseren versteckten Stützpunkt und sagt den Ärzten, dass sie das Projekt beginnen können. Ich werde in zwei Tagen mit dem Zug nachkommen.", befahl er ihnen, woraufhin die zwei Soldaten das tote Mädchen auf eine Trage legten und sie von der Lichtung trugen. 

Ein Siegessicheres Lächeln stahl sich auf das Gesicht des dickeren Mannes. Schon bald gäbe es eine Möglichkeit mehr für Hydra die Welt zu kontrollieren, dass wusste er. Mit diesem Gedankten drehte er sich um, lief erneut, ohne auch nur einen Blick an die Gefallenen zu verlieren, über die Lichtung und verschwand im dunkeln, nur vom Mond beleuchteten, Wald.

The Story of Winter/ Bucky FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt