7. Kapitel

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Joels POV

Verdammte Scheiße, mein Engel macht mich wahnsinnig. Wahnsinniger, als ich ohnehin schon bin.

Als ich gestern kurz davor war, ihr dieses T-Shirt zu zerreißen, hätte sie mich fast diese eine Grenze überschreiten lassen, die uns unwiderruflich aneinander gebunden hätte.

Denn wenn ich erst einmal meinen Samen in sie gespritzt habe, wird sie für immer mir gehören.

Fuck, und dafür ist es noch zu früh.

Ich habe Pläne mit ihr: Pläne, die wir erfüllen müssen, bevor wir miteinander schlafen. Bevor ich ihr ein Kind schenken werde.

Als sie letzte Nacht nur in ihrer Unterwäsche und nicht in diesem verfluchten T-Shirt geschlafen hat, habe ich es mitgenommen und verbrannt.

Claire schlief ruhig und friedlich, obwohl sie weiß, dass ich mich nicht von ihr fernhalten werde.

Eine leise, zarte Stimme in meinem Hinterkopf flüstert mir immer wieder zu, dass meine Taten nicht in Ordnung sind. Dass ich sie nicht in solch eine Bedrängnis bringen soll. Dass es nicht gesund ist, wie besessen ich innerhalb kürzester Zeit von ihr geworden bin.

Aber ich habe mein letztes moralisches Glimmen, das nach all den Jahren noch in mir geschlummert hat, in dem Moment ausgelöscht, als ich sie sah.

In mir herrscht nur noch Finsternis. Und in dieser tiefschwarzen Finsternis hockt ein Monster, das nur darauf wartet, entfesselt zu werden. Auf die Welt losgelassen zu werden, um Claire vor allem und jedem zu beschützen.

Und das aufgeregte Funkeln in ihren Augen gestern befeuerte meine Gier nach ihr nur noch mehr. Sie ist von den Gefühlen, die ich in ihr auslöse, fasziniert. Von dem Hochgefühl und dem Adrenalin, das ich in ihrem Körper auslöse, wenn sie merkt, dass ihr Schatten sie beobachtet.

Der Rauch meines kleinen Lagerfeuers ist bereits abgezogen, der Morgen weicht dem Mittag und die Zone ist von den Überlebenden überlaufen.

Ein Lächeln erscheint auf meinem Gesicht, als ich daran denke, wie ich vor einigen Stunden in Claires Wohnung eingebrochen bin.

Das kleine Biest hat trotz ihrer offensichtlichen Vorliebe für den Nervenkitzel ihre Tür abgeschlossen. Sie versucht, es mir nicht zu einfach zu machen und höchstwahrscheinlich redet ein Teil von ihr - der vernünftige, harmoniebedürftige Teil - ihr ein, dass ich gefährlich bin und sie sich besser von mir fernhalten sollte.

Und dieser Teil hat nicht ganz Unrecht, aber ich würde meinem Engel nie etwas antun. Ich würde ihr nie Schmerzen bereiten, es sei denn, sie würde es sich von mir wünschen.

Als ich das Schloss geknackt habe und in ihren Wohnzimmer stand, fiel mir sofort ein Zettel auf, der auf ihrem Couchtisch lag. Herausgerissen aus einem Buch. Die Seite war bereits vergilbt und die schwarze Tinte fast unleserlich verblasst.

Aber das interessanteste war, was sie selbst dort hingeschrieben hatte:

'Bitte nimm mich in deine Schmugglergruppe auf.'

Mein Engel wusste, dass mich die verschlossene Türe nicht von ihr fernhalten würde, und trotzdem wollte sie mich damit provozieren.

Und natürlich kann ich ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. Ich würde ihr jeden Wunsch erfüllen, auch wenn sie von mir verlangen würde, mir in den Fuß zu schießen. Ich würde es sofort machen.

Ich habe also die letzten paar Stunden in meiner Wohnung damit verbracht, einen Trainingsplan für sie zusammenzustellen, denn obwohl sie fit aussieht, werde ich einen Teufel tun und sie einfach so mit mir nehmen, ohne mich vorher von ihren Kampfkünsten selbst zu überzeugen.

Dieses Mal habe ich ihr keine Nachricht hinterlassen, keine Antwort auf ihre Bitte. Nur zwei selbstgemachte Proteinriegel, die hier in der Zone so viel kosten wie fünf Brotlaibe.

Plötzlich sehe ich ihren glänzenden Haarschopf zwischen ein paar Leuten aufblitzen. Und allein wie sie mit ihren Hüften hin und her wiegt, während sie sich zwischen den Menschen durchschiebt, lässt meinen Schwanz unangenehm hart gegen den Reißverschluss meiner Jeans drücken.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, trifft mich zum hundertsten Mal seit gestern ein Flashback von unserem Aufeinandertreffen in ihrer Wohnung.

Als ich ihre Haut berührte, weil ich den Kragen dieses verfickten T-Shirts auseinandergerissen habe und sich unsere Haut für ein paar Sekunden traf.. Ich fühlte mir, als wäre ein Blitz von meiner Schädeldecke bis in meine Fußsohlen hinab gesaust und hätte meine verdorbene Seele entflammt.

Obwohl diese Berührung nichts warmes und allzu liebevolles hatte, floss ein gewaltiger Schwall Trost durch mich hindurch. Ein so zärtliches und aufrichtiges Gefühl, den ich seit Sarahs Tod nicht mehr gespürt habe.

Ein irrwitziger Gedanke regt sich in mir und ich muss meine Zähne fest zusammenbeißen, um den Schauder auf meinem Rücken wieder zurückzudrängen.

Was, wenn Sarah Claire zu mir geschickt hat?

Vielleicht sieht Sarah, von wo auch immer, wie sehr ich jeden Tag leide, seitdem ich sie verloren habe. Wie sehr ich den alten Joel in mir zu töten versuche, um mit diesen Schuldgefühlen, die mich zerfressen, irgendwie klarzukommen. Um diesen Parasiten aus mir zu entfernen, der jeden Teil meines Herzens ausgehöhlt hat.

Ist Claire die einzige Erlösung, die sie für mich sah?

Eine Frau, so wunderschön, intelligent und sanft wie keine andere. Mit einem Lächeln, das mein leeres Herz zum Schlagen bringt, als wäre ich gerade neugeboren worden..

wicked gameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt