Joels POV
Es sind zwei Tage vergangen, seitdem ich Claires Hals markiert und ihr unmissverständlich klargemacht habe, dass sie verfickt nochmal nur mir gehört.
Letzte Nacht habe ich ihr einen Zettel mit Anweisungen hinterlassen, weil ich ihr Trainingsprogramm endlich fertig geplant habe.
'Mein Engel: heute um 16 Uhr im westlichen Park.
Zieh dir lockere Kleidung an, binde deine Haare zusammen, bring deine Waffen mit.'Gleich daneben habe ich zwei weitere Proteinriegel gelegt, so wie die letzten Tage davor.
Ich weiß, dass Claire gleich an unserem Treffpunkt sein wird und trotzdem bekomme ich kurz keine Luft mehr, als ich sie sehe.
Sie ist gänzlich in schwarz gekleidet. Die langen Haare hat sie zu einem geflochtenen Zopf gebändigt. Zwei silbern glänzende Pistolen sind durch eine Halterung an den Außenseiten ihrer Schenkeln befestigt und an ihrem Gürtel hängt eine Messerscheide mitsamt der Waffe.
Sie gleicht einem Todesengel.
Wunderschön und gefährlich.
,,Claire", begrüße ich sie nüchtern.
,,Hey."
Sie ist nervös. Wiegt sich von den Fußballen auf die Zehenspitzen und wieder zurück. Niedlich.
,,Bist du bereit für dein erstes Training?"
,,Ja. Womit fangen wir an?", fragt sie voller Tatendrang.
Ich schmunzle leicht und ihre Vorfreude macht mich.. glücklich. ,,Wir müssen uns erst einmal aufwärmen."
Also machen wir ein paar Minuten Hampelmänner, joggen zwei Mal um den Block und als wir uns wieder im Park treffen, schließen wir die Aufwärmübung mit einigen intensiven Dehnübungen ab, bei der sie mir mehr als ein Mal provokant ihren runden Arsch ins Gesicht streckt.
,,Joel?", fragt sie, während sie gerade im Vierfüßlerstand ist und ihren Rücken nach unten wölbt, wodurch ihr Hintern so verführerisch wie noch nie aussieht.
,,Mhm?"
,,Erzähl mir von der Welt, wie sie früher war."
Ich knirsche hart mit den Zähnen, weil durch ihre überraschenden Worte Sarahs Gesicht vor meinem geistigen Auge auftaucht. Durchlöchert, blutüberströmt, nach Luft hechelnd. Bis sie ganz ruhig wurde.
Hastig schlucke ich den Kloß in meinem Hals runter. ,,Sie war auch gefährlich, aber auf andere Arten und Weisen. Man hatte mehr Freizeitmöglichkeiten, aber kaum die Zeit dafür, weil man mindestens zehn Stunden arbeiten musste, wenn man seine Familie ernähren wollte", sage ich und kann die Verbitterung aus meiner Stimme nicht unterdrücken.
,,Du hattest eine Familie?, schlussfolgert sie neugierig.
,,Eine Tochter."
Kurz herrscht Stille zwischen uns, während sie sich erhebt und mir mit schweißglänzender Stirn gegenüber tritt. Dann sagt sie:,,Es tut mir leid, was auch immer mit ihr geschehen ist."
Ich schnaube kurz und der altbekannte Kloß kehrt zurück. Aber ich schlucke ihn wieder runter, ignoriere das kalte Gefühl in meiner Brust. Den Schmerz des Verlustes.
,,Das ist lange her, mein Engel", presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ich erstarre, als ich mich plötzlich in ihren Armen wiederfinde. Sie schlingt ihre zierlichen Arme um mich und der Trost, der sich durch ihre Wärme in meinem Körper ausbreitet, lässt mein Herz kurz aussetzen.
Fuck, diese Frau kann nur meine himmlische Erlösung sein, bei diesen Gefühlen, die sie in mir auslöst..
Ich beiße mir so hart auf die Zähne, dass ich glaube, sie gleich abzubrechen, aber nur so kann ich meine plötzlichen Tränen zurückdrängen. Meine Augen schwimmen in ihnen, aber ich kneife sie zusammen, so stark, dass mir keine einzige entweichen kann.
Und die Dunkelheit in meiner Brust zieht sich langsam zurück, offenbart all die Narben auf meinem Herz..
Ich keuche, als ich mich abrupt von Claire löse. Ich darf nicht zulassen, dass diese Gefühle mich übermannen. Dass mich diese Finsternis verlässt, denn dann bin ich endgültig verloren. So verloren wie nach Sarahs Tod.
,,Lass uns anfangen. Zeig mir, was du drauf hast, Engel", knurre ich.
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Ein etwas kürzeres Kapitel, vielleicht kommt im Laufe des Tages das nächste. :)
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wicked game
FanfictionJoel Miller hat nichts mehr. Sarah ist tot, Tommy ist fort gegangen und der Cordyceps-Pilz hat die ganze Welt überwuchert. Er ist nicht mehr der Joel, der er vor 10 Jahren war. Er hat Menschen kaltblütig getötet, all seine Moralvorstellungen gebroch...