12. Kapitel

162 8 11
                                    

Ich stand bestimmt zehn Minuten nur wie versteinert da, mit Joels starken Armen, die fest um mich geschlungen waren. Er streichelte mir mit kreisenden Bewegungen sanft über den Rücken und irgendwann versiegte mein Schluchzen wie ein Tropfen in der Wüste.

Joel flüsterte mir immer wieder Beruhigungen ins Ohr:,,Das hast du gut gemacht, mein Engel.. Du hast mir das Leben gerettet.. Diese Hurensöhne haben nichts anderes verdient.. Du hast der restlichen Welt einen Gefallen getan.."

Er wiederholte seine Worte so oft, bis ich es selbst glaubte.

Und als wir dieses kleine Schlachtfeld hinter uns ließen, fühlte ich mich wie neugeboren.

Stark, mächtig. Die Herrin über Tod und Leben. Die Entscheidung liegt bei mir, dafür brauche ich nur eine Waffe in der Hand zu halten.

Wir haben die Munition wieder mitgenommen, weil die Leichen sie wohl eher weniger brauchen, wir dafür aber umso mehr.

Unterwegs redeten wir über alles mögliche, ich offenbarte ihm meine Seele und er mir seine. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Joel so.. gefühlvoll sein kann. Er erzählte mir von seiner verstorbenen Tochter Sarah und als er sich mir öffnete, brachen alle Dämme. Seine salzigen Tränen flossen ihm in Strömen über das Gesicht und dieses Mal war ich diejenige, die ihm in den eigenen Armen Halt und Unterstützung geboten hat.

Aber obwohl er mir sein Herz praktisch auf dem Silbertablett präsentiert hat, kochte die Dunkelheit noch immer in ihm. Und mir macht das gar nichts aus. Ich bin froh, dass Joel sich nicht verstellt und mir alles von sich zeigt und gibt. Jeden noch so dunklen Winkel in seiner Seele und jeden mikroskopisch kleinen Funken Helligkeit - ich habe alles gesehen, als wir wieder in der Zone ankamen.

,,Ich muss mir unbedingt diesen Schmutz vom Körper waschen", schnauze ich und rümpfe die Nase.

,,Willst du bei mir duschen? Ich habe eine größere Dusche", bietet Joel an und ein zweideutiges Grinsen ziert seine Lippen.

Ich denke nicht groß darüber nach, weil mein Körper seit Tagen schon nach ihm schreit und ich außerdem neugierig darauf bin, wie seine Wohnung aussieht, also stimme ich zu und wir machen uns auf den Weg zu seiner Wohnung.

,,Du verdienst dir übrigens eine Belohnung", sagt er, als wir durch die Straßen laufen.

,,Und wie wird diese Belohnung aussehen?", entgegne ich grinsend.

Joel verflechtet unsere Finger miteinander und zwinkert mir zu. ,,Wie auch immer du willst, Engel. Aber ich verspreche dir, dass du morgen nicht mehr laufen kannst, ohne dass deine süße kleine Pussy weh tut."

Mein Unterleib verflüssigt sich durch den Vulkan, der augenblicklich in mir ausbricht und jeden Nerv in Brand steckt. Ich beiße mir auf die Lippe. ,,Ich kann's kaum erwarten, und wehe, wenn du dein Versprechen nicht einhalten kannst."

Innerhalb weniger Minuten treten wir in ein großes Gebäude mit mehreren Wohneinheiten. Es sieht fast so aus wie bei mir, aber dieses Haus ist.. sauberer. Es sieht allgemein aus, als wäre es in einer besseren Verfassung. Kein einziges Fenster ist kaputt, kein Riss ist in den Wänden zu entdecken und selbst im Hausflur kann ich keine einzige Spinnwebe finden.

Joels Wohnung überrascht mich noch mehr: sie ist ordentlich, jedes noch so kleine Dekoteil steht an seinem Platz und auf seinem Couchtisch steht ein altmodisches Radio, aus dem leise Musik trällert, als wären wir nicht eben ein paar Tage weg gewesen.

,,Ich hasse es, wenn es zu still ist", erwidert er achselzuckend.

Allein diese Tatsache, scheint sie am Anfang auch noch so belanglos, weist eine solche Tiefe seiner emotionalen Instabilität auf, die mein Herz fast brechen lässt. Ich will Joels Wunden heilen, auch wenn ich die Narben, die zurückbleiben, nicht ausradieren kann. Aber ich kann zumindest versuchen, ihm den Schmerz zu nehmen.

,,Ich habe keine frischen Klamotten mehr, Joel", sage ich auf halben Weg ins Badezimmer und linse über die Schulter zu ihm zurück.

Ich kann sehen, wie sehr er gegen den Drang ankämpfen muss, mir hier und jetzt einfach die verschwitzten Sachen vom Körper zu reißen und mich wie ein Tier auf den Boden zu vögeln. Seine braunen Augen sind so dunkel wie die kräftigste Zartbitterschokolade und meine Knie werden durch diesen Hunger in ihnen ganz weich.

,,Ich bringe dir ein T-Shirt von mir", presst er hervor und mahlt mit seinem Kiefer.

,,Danke."

_____________________________________

Ihr Lieben, noch zwei Kapitel und dann ist diese Story abgeschlossen ♡

wicked gameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt