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Kapitel 21: Evims Wunder | Teil 3

Ein weißes Nichts. Unendlich weit, warm und erfüllt. War Evim gestorben? Aber warum? Der Nebel der sich all die Jahre in seinen Gedanken ausgebreitet hatte, wie Spinnennetze auf einem unbewohnten Dachboden, war verschwunden. Alle Antworten waren nun da. Quälende Enge im Sein eines verderbten Körpers war nun vergangen.

Er setzte sich auf und blickte sich um.
War das jetzt sein Himmel? Oder nur eine andere Hölle. Denn in einen Himmel würde er sicherlich nicht kommen.

Aus weiter Ferne hörte er eine Stimme. Sie sprach zu ihm, sagte seinen Namen.
"Steh auf Junge und klopf dir mal die Hose ab wenn du einer Dame begegnest", sagte eine sehr tiefe, männliche Stimme die nun immer näher kam, bis sich die Stimme auf einer Wolke sanft, in burlesquer Pose, zu ihm niederlies. Männlich war die Stimme ja gewesen, doch knallte nun vor ihm eine üppige stark geschminkte Diva mit rosarotem gepufften Haar, viel Glitzer darauf und einem lila Federoutfit das selbst noch für ein buntes Pfauenfestival viel zu aufdringlich gewesen wäre, auf. Selbst in ihren weit gespreitzen rosa gefärbten Flügeln war das Glitzer wohlwollend verteilt. Der Strass ihres Outfits glitzerte im Licht der Unendlichkeit.

"Was denn? Noch nie eine waschechte Diva getroffen?"
Evim wusste noch gar nicht wie ihm geschah und wo er überhaupt war.
"Wer bist du?", schien ihm eine gute erste Frage zu sein. Er wollte argwöhnisch sein, doch ihre Gegenwart fühlte sich nicht bedrohlich an. Ganz in Gegenteil: Sie strahlte etwas aus, indem man sich völlig sicher fühlt.

"Ich bin Olivia, der Schutzengel deines Vertrauens, enge Vertraute des Obersten aller Obersten und ich bin hier, um dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen"

"Bin ich Tot?"

"Naja, du warst die ganze Zeit tot, oder etwa nicht? Ich würde eher sagen du bist lebendiger als je zuvor"
"Ich bin lebendig? Und habe einen Schutzengel? Und du bist hier weil...?"
"Hast du es immernoch nicht geschnallt mein Süßer. Der Chef kümmert sich um all seine Schäfchen (auch wenn man sich manchmal fragt ob es sich nicht lohnen würde den ein oder anderen, naja, du weisst schon, verschwinden zu lassen)", pischperte sie weiter. "Ich könnt dir Namen nennen da kämen Erinnerungen hoch wie beim Throwbackthursday. Aber nungut. Warum ich hier bin, ja, genau", jetzt stimmte sie eine förmliche, offizielle Stimme an "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes beglückwünsche ich dich zu deiner zweiten Chance. Der Antrag wurde eingereicht und erfolgreich bearbeitet. Irgendetwas hat wohl dazu geführt das der Vorgang ein bisschen beschleunigt worden ist. Eben gerade hat der Chef den Stempel drauf gegeben", zwinkerte sie.
"Gott hat... von mir gesprochen?"
"Mein Schatz er liebt dich. Was denkst du denn? Und er ist so stolz auf dich. Ich soll dir das hier von ihm geben" Sie drückte ihm einen fetten lippglossgetränkten Kuss Farbstufe No. 4 mitten auf die Lippen. Ihre Bartstoppeln kratzen ihn dabei wie eine harte Schubürste.
Er wehrte sich nicht einmal, musste aber lachen, als Olivia sich von ihm löste. Es war ein gutes Lachen.

"Nagut ein bisschen Olivia war da auch mit dabei aber naja, wie sagt man du lebst nur einmal, oder?", zwinkerte sie ihm wieder spottend zu.
"Du liebst das Mädel oder?"
"Akasha? Natürlich liebe ich sie. So, wie ein Dämon nur lieben kann"
"Dann mach dich mal locker jetzt und bring die Sache zuende damit ich eure Hochzeitsglocken läuten kann"
"Du willst das ich wieder zurück gehe?"
"Ja, mein Großer. Du hast noch ein paar Aufgaben zu erledigen und ich will am liebsten sofort damit anfangen"
Er lächelte beherzt. "Danke Olivia" Es erwärmte ihr Herz in seine dankbaren Augen zu sehen.
"Immer Süßer! Ich bin immer bei dir!", liebevoll legte sie ihm die Hand auf.
"Und jetzt auf! Der große Boss baut auf dich. Wir müssen los"
"Wohin geht's?", fragte er aufgeregt und bereit für ein Abenteuer.
"Ein paar Dämonen den knackigen Hinter versohlen. Sie sind alle hier", sagte sie und stieg auf ihre Wolke, die sie nun fuhr wie eine Harley Davidson.
Sie sind hier? Wo ist denn hier? Wo waren sie denn gerade? Im Himmel? IM HIMMEL? Wenn es stimmte, dann mußten sie schnell etwas tun. Tausend Gedanken schossen durch seinen Kopf. Auch Olivia wirkte nun fokussiert.
Er setzte sich hinten dran und die Wolke schoss los durch ein Meer aus weißem Nichts hindurch, zu einem Ort, der aussah wie die Erde.