12 Kapitel - Limit

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12 Kapitel

Limit


Böse lachend verzieht sich Schneider aus dem Chaos, welches er angerichtet hat. Die Blicke lagen alle auf Kluke, von der eine Stellungnahme erwartet wird. Selbstverständlich kann sich die Braunhaarige daran erinnern, dass es Andropov war. Das könnte sie aber auch nie vergessen, denn dadurch hat sie ihn erst so richtig kennenlernen dürfen. Optimistisch, wie sie ist, sieht sie das Positive daran. Trotzdem hat sie ein mulmiges Gefühl, wenn sie Schneider's Worte sich so durch den Kopf gehen lässt. Andropov hat an jenem Tag gezielt Kluke fokussiert und entführt, aber war nicht er derjenige, der sie auch befreit hat? Nach ihrer Vermutung hat der Blauhaar sein Schlüssel mit Absicht liegen lassen, weil sein letzter Besuch in Kluke's Gefangenschaft wäre sonst so sinnlos gewesen. Oder hat sie sich da geirrt? Warum soll er sie entführen und dann wieder freilassen? Das ist schon sehr fragwürdig.

Kluke: „Leute, warum machen wir nach so langer Zeit so eine große Sache daraus?"

Shu: „Weil es selbst nach so langer Zeit immer noch eine große Sache ist! Ich war sogar dabei, wie er dich, mit seinem fiesen grinsen auf dem Gesicht entführt hat."

Marumaro: „Ja, das war sehr schlimm gewesen. Wir haben uns Sorgen gemacht, maro."

Sowohl Marumaro als auch Giro ist das Gespräch nicht entgangen, als die beiden den Raum betreten haben. Immerhin ist es Frühstückszeit. So langsam fühlt sich der Essensaal auf.

Giro: „Da muss ich mich den Worten von Shu anschließen."

Die Blicke, die bis eben noch bei Kluke lagen, gehen zu Andropov hin. Der arme Kerl wollte lediglich nur mit Kluke frühstücken. Kaum ist ein Tag hier vergangenen und schon muss er sich rechtfertigen für etwas, was er vor 2 Jahren getan hat. Selbst wenn es gestern erst gewesen wäre, er bereut kein bisschen diese Entscheidung. Er hat echt nicht den Nerv sich mit diesen Leuten weiter auseinanderzusetzen, die »Möchtegern-Freunde« gegenüber vor Kluke spielen! Er hat die lange genug toleriert. Alles hat sein Limit.

Andropov: „Wer seid ihr, dass ich mich gegenüber von euch rechtfertigen muss?", antwortet er genervt und wendet sich von der Gruppe ab, um alleine zu frühstücken.

Bouquet: „Warte doch, Andropov! Och ... Shu, was sollten das bitteschön?", fragte sich die Schwarzhaarige verbittert.

Shu: „Was? Warum wird nur auf mir herumgehackt? Außerdem, wie ihr gut sehen könnt, geht es ihm inzwischen bestens, Kluke braucht ihn schon lange nicht mehr pflegen."

Giro: „Davon abgesehen, ihr habt ja auch mitbekommen, dass er unter Anweisungen von diesem Logi wieder kämpft. Auch wenn er uns geholfen hat sein Versteck zu finden und wir alle gemeinsam gegen Rudolph gekämpft haben, er hat trotzdem diese Ausstrahlung von Rosenkreuz."

Marumaro: „Jaaa, diese düstere kalte Aura, die er um sich hat, maro", zittert der kleine beim bloßen Gedanken.

Auch wenn Kluke versteht, was ihre Freunde ihr sagen wollen, ist sie dennoch enttäuscht von ihnen. Selbstverständlich ist die Bouquet ausgenommen davon. Traurig blickt sie Andropov hinterher, der bis eben noch neben ihr stand. Dabei war er auf dem Weg, sie zum Frühstück abzuholen, um gemeinsam zu essen. Jetzt, da hat Andropov sich entschieden, ohne sich zu verteidigen, Kluke lieber mit ihren Freunden zulassen. Ein bisschen hat Kluke sich gefragt, warum der Blauhaar sie nicht zur Wahl gestellt hat? Nicht dass sie es gewollt hat oder so, zumal das die Situation nicht besser gemacht hätte, aber er hat der Braunhaarigen einfach die Entscheidung abgenommen, in dem er selbst gegangen ist. Und mit dieser Entscheidung ist sie nicht zufrieden.

Kluke: „Habt ihr euch nicht gefragt, wie es mir damals gelungen ist aus der Gefangenschaft von Rosenkreuz zu entkommen?", wirft sie diese Frage in die Runde.

Die Gruppe hört auf untereinander zu diskutieren und sind leicht verwirrt, warum ihre Freundin über etwas reden will, was vermeintlich nicht mit dem Thema zu tun hat. Bouquet hat da so ein Gefühl, was da jetzt kommt, da die beiden darüber vor langer Zeit mal geredet haben.

Kluke: „Mal abgesehen davon, dass ich sehr gut behandelt wurde, besonders von Andropov der sich die Mühe gemacht hat, mir immer warmes Essen zubringen und mir oft Gesellschaft geleistet hat."

Man hört der Kluke an, dass ihre Stimme einen strengen und wütenden Ton angenommen hat. Während sie redet, hat sie ihren Blick fest auf den Rücken von Andropov gerichtet, der inzwischen viel weiter weg steht. In Gedanken schwelgend, erzählt sie.

Kluke: „Je öfter mich Andropov besucht hat, desto mehr konnte ich ihm ansehen, dass er, was auf dem Herzen hat, aber es blieb unausgesprochen. Letztendlich bei seinem letzten Besuch, hat er kaum mit mir geredet und nach dem er gegangen ist lag auf dem Tisch der Schlüssel, mit dem ich am Ende fliehen konnte."

Die Verwunderung ist aus dem Gesicht der Gruppe verschwunden. Sprachlos kam eine Stille auf, in dem der ein oder andere ein Blick auf Andropov wirft, der weiter hinten im Saal ist. Derweil versucht der Blauhaar die Blicke zu ignorieren und ist davon nur mehr als genervt im Fokus zu sein, obwohl er sich selbst von der Gruppe getrennt hat. Er hat sich schon Frühstück von der Theke geholt und sucht jetzt einen geeigneten Platz, bis er dann Schneider sieht. Unauffällig winkt der Blonde ihn zu sich. Laut seufzt er auf und setzt sich in Bewegung.

Kluke: „Bestimmt ist ihm das sehr schwergefallen, hinter dem Rücken vom General seine Befehle zu missachten. Nicht zu vergessen, welche Konsequenzen das mit sich trägt. Ich bin mir aber sicher, dass General Logi und auch Schneider das hinterher herausgefunden haben."

Delphinium: „In Nachhinein wäre es tatsächlich sogar besser gewesen, wenn du nie von dort ausgebrochen wärst, denn dann hätte sich die dunkle Macht niemals aktiviert. Der General hatte bestimmt da eine Vorahnung gehabt", bedacht äußert eine weibliche reife Stimme.

Alle Blicke drehen sich der eben erschienene junge Dame, die das erste Mal aktiv zum Wort kam. Bis eben hat sie die gesamte Szene aus kurzer Distanz beobachtet. Sie konnte nicht anders, als davon amüsiert zu sein. Nicht dass es sie wirklich interessiert, dass die Gruppe streitet, aber ihr ist die Liebesgeschichte zwischen der kleinen Mädchen und dem blauen Burschen aufgefallen.

Marumaro: „So habe ich das ganze noch nicht betrachtet, maro."

Shu: „Hey, andere Leute zu belauschen ist nicht die feine Art!"

Bouquet: „Und dennoch hat sie nicht ganz unrecht!"

Delphinium: „Sieh an, es gibt ja doch Leute, die nicht immer so mit Missgunst reagieren."

Giro: „Selbst wenn deine Worte der Wahrheit entspricht, was in deinem Kopf vor sich geht und was du wirklich willst, weiß auch keiner."

Kluke: „Das ist aber unhöflich, vielleicht will nicht jeder, dass man sofort weiß, wie man fühlt und denkt, es ist nicht immer einfach."

Delphinium: „Es fällt einem nicht immer einfach zu zeigen, was man wirklich will. So viele Faktoren spielen mit. Vielleicht sollte man mehr dem vertrauen, was man selbst erlebt hat, als das, was andere sagen, Kleines", richtet sie diese Worte bestimmt an Kluke.

Giro: „Von dir wird keiner Ratschläge annehmen! Hör nicht auf sie, Kluke!"

Der aschblonde junge Mann stellt sich zwischen Kluke und Delphinium. Der sonst so ruhige Kerl ist kurz davor, die Nerven zu verlieren. Spannung entsteht in der Luft und man spürt merkbar, dass diese Frau Giro als einziger einen reizvollen Blick zuwirft und er rot vor Wut wird. Zumindest lässt er das so von außen wirken. Innerlich verzweifelt er, warum sie ihn auf 180 Grad bringt. Delphinium wollte eine Bemerkung ihrerseits nicht außer Acht lassen und ist mit ihrer Aufgabe hier zufrieden und geht in langsamen Schritten von der Gruppe weg.

Marumaro: „Oje, Giro ist nicht mehr zuhalten, wenn es um diese Delphinium geht, maro."

Bouquet: „Dabei finde ich sie inzwischen ganz nett."

Shu: „Bouquet, du findest immer die Leute nett, die eindeutig nicht nett sind!", belehrt er sie.

Solange die Gruppe noch darüber diskutiert, wer nett und wer nicht ist, hat sich Kluke dazu entschlossen auch von der Gruppe getrennt zu handeln. Selbst wenn sie ihre Freunde sind, ist die Braunhaarige immer noch eine eigenständige Person und deswegen will sie Andropov zeigen, dass ihre Worte von letzter Nacht ernst gemeint war.

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