Einen Tag später erwachte Arya durch die Stimmen von Millet und Jomar. Ihr Kopf dröhnte, der Nacken schmerzte und sie fror. Erschöpft und orientierungslos ließ sie den Blick blinzelnd über ihre Umgebung schweifen. Sie waren immer noch in der Kanalisation von Varis. Jomar hatte sie gestern Abend in eine Lagerhalle geführt. Die Kanalisationsarbeiter hielten hier ihre Ausrüstung auf Vorrat. Um Arya herum befanden sich Regale mit Kisten, Regentonnen und Werkzeuge, die sie noch nie gesehen hat.
Sie erinnerte sich langsam an das, was gestern geschah, und ihre Augen begannen zu tränen. Warum? Warum?
Ein Bild von Lilith bildete sich vor ihrem Inneren. Die Axt des Vra'Ghul in der Schulter. Ihr Schmerzensschrei ging Arya bis ins Mark.
Die Stimmen der beiden Männer wurden klarer. Sie diskutierten gerade, an welcher Stelle sie die Kanalisation am besten Verliesen und wie das weitere Vorgehen aussah.
Der Thronerbe warf einen prüfenden Blick zu Arya. Er merkte, dass sie erwachte, und schien besorgt.
»Wie geht es dir?«
Arya schwieg.
»Hast du Hunger? Hier sind ein paar Konserven gelagert.«
Sie musterte Jomar und seine rechte Hand. Auf dem Boden fiel ihr eine leere Dose auf. Sie hatten bereits etwas gegessen.
»Ich ...« Sie dachte einen Moment nach und schüttelte den Kopf »Nein ich habe keinen Hunger.«
»Ruh dich noch etwas aus, bald verlassen wir dieses Drecksloch.«
Arya nickte leicht und schweifte in Gedanken ab. Die endlose Leere in ihrer Brust füllte sich langsam mit etwas anderem. Warum mussten wir den König provozieren ... warum konnten wir nicht alles so lassen, wie es ist. Wegen dieser dummen Schlacht haben wir wieder alles verloren.
»Warum ...«, Arya zögerte einen Augenblick. War es klug, als unwichtiges kleines Mädchen einen Thronfolger zu beschuldigen? Ist mir egal.
»Warum musstet ihr und Lord Bellton diesen Krieg anfangen. Was habt ihr euch dabei gedacht. So viele sind tot ... alle die mir etwas bedeuten, sind entweder gestorben oder werden gejagt.«
»Wie heißt du?«, fragte Millet.
»Arya.«, antwortete sie knapp und ein grimmiger Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. Sie suchte einen schuldigen. Jemanden, den sie anschreien konnte, um ihren Schmerz zu lindern.
»Lord Bellton hat uns von Nikul und Kania erzählt. Du musst das junge Mädchen sein, das mit ihnen gereist ist und von Lilith ausgebildet wurde.«
Arya nickte vorsichtig. Sie waren also eingeweiht. Bellton musste ihnen vertraut haben.
Jomar ergriff das Wort: »Ich habe Bellton nicht ermutigt, diesen Krieg zu beginnen. Es war seine freie Entscheidung. Jedoch wäre ich ein Lügner, wenn ich jetzt behaupten würde, ich hätte sein Vorhaben nicht unterstützt. Ich habe versucht, meinen Vater zu überzeugen, sich auf Lord Belltons Seite zu schlagen. Dafür hat er mich in den Kerker gesteckt. Millet befreite mich, um zu verhindern, dass Fredgar sich gegenseitig abschlachtet. Mein Vater gab Befehl Beltons Aufstand niederzuschlagen, bevor er einen Krieg mit Pharos beginnen konnte. Ich überzeugte die Offiziere des Generals davon, ihn zu hintergehen und mit mir zu Belltons Hilfe zu eilen.«
Krieg. Es wird Krieg geben. Wir haben den Löwen geweckt und jetzt jagt uns zusätzlich unser eigenes Königreich.
»Euer Vater ist grausam.«, stammelte Arya.
»Ich hätte nicht gedacht, dass er so weit geht ... was Farragan getan hat ... ist unverzeihlich. Ich dachte immer, mein Vater tut alles zum Wohle Fredgars und ist nur zu feige für einen offenen Konflikt. Vielleicht wollte er warten, bis Nikul mächtig genug ist. Als er befahl, Belltons Soldaten niederzumetzeln, um zu verhindern, dass dieser sich gegen Pharos Überfälle wehrt ... Er hat für mich eine rote Linie überschritten. Aber das heute. Das ist Wahnsinn. Ich muss ihn aufhalten.«
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The Fredgar Chronicles: Rise of the Vodrug
Fantasy„Dafür wirst du bezahlen mein Junge. Wenn du dich ergibst und unsere Fragen beantwortest verschonen wir die kleine." Die drei umkreisten Ihn langsam auf Ihren Pferden und schienen jederzeit angriffsbereit. Arya hatte sich mittlerweile aus dem Staub...