《 25 》

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Nikul| 25

Die Uhr schlug vor kurzem Mitternacht und ein in dunkle Kluften gehülltes Zweiergespann schlenderte die Straßen von Varis entlang. Es war Still auf den Rückweg zu Vrinsis Anwesen. Der üblicherweise von Gesindel und Tavernenbesuchern verursachte nächtliche Lärm blieb im Musikerviertel aus. Vereinzelt hörte Nikul beim Passieren mancher Villen Geräusche, die private Feste vermuten ließen. Kania hakte sich rechts von ihm ein und ihre Blicke trafen sich. Sie trug mittlerweile keine Vra'Ghul Maske mehr. Bloß kleine Taschen an ihrer Hose und der Rucksack auf ihrem Rücken ließen Kenner folgern, dass sie schwer bewaffnet war.

»Wie hat dir unser kleines Abenteuer gefallen?«, sie grinste diabolisch.

»Ich muss zugeben ... es hat irgendwie Spaß gemacht.«

»Aber?«

»Kein aber. Deine Verbindung mit Salrin, ich würde bei Gelegenheit gerne mehr darüber erfahren.« Nikul erwiderte das Lächeln und schweifte mit müdem Blick über die durch Laternen beleuchteten Straßen. Sie durchquerten einen Stadtpark mit blühenden Kirschbäumen. Der Sternenhimmel war klar und ein Halbmond erleuchtete die Nacht.

»Wenn du mich irgendwann mit einem fleischigen Gaumenschmaus überrascht werde ich vielleicht gesprächig.«

Nikul stellte in den letzten Tagen fest, dass seine Begleitung nicht nur mit einer Wolfsdämonin verbunden war, sondern sich auch wie eine solche ernährte. Krustenbraten, Spanferkel, Haxen, Schnitzel und Vergleichbares durften auf ihrem Speiseplan nie fehlen. Eines Tages kam Nikul zum Frühstück in die Küche und sah, wie Kania sich gerade an eine zweite Portion Rippchen ran machte.

»Ich werde mir was einfallen lassen...«, er zögerte etwas und wechselte anschließend das Thema »was hältst du von der Geschichte mit Ilias Alderon?«

»Er fehlte heute bei seiner eigenen Feier. Salrin hat ihn nicht gefunden. Das gibt mir zu denken, wo er sich rumtreibt. Außerdem bin ich mir sicher, dass zwischen ihm und Vrinsi mehr dahinter steckt. Wenn der Aasgeier zurück ist, muss ich ihn einmal ausquetschen.«

»Wegen ihm sind so viele Menschen im Walston Forest zu schaden gekommen. Und du bist durch die Hölle gegangen ... wir beide. Und Arya ... am liebsten würde ich ihn mir heute Abend vorknöpfen.«, er sah sie grimmig an und merkte selber, dass er leiser sprechen sollte.

»Ich nehme an die Beweise reichen dir also ...«, der Vodrug nickte bestätigend. »Dann bleibt die Frage, was du mit ihm vor hast.«

Nikul wurde langsamer und nachdenklich. Seine Gefühle schrien ihn an, der Mann soll zur Strafe sterben. Gleichzeitig schämte er sich, beim Gedanken daran so etwas zu fordern oder gar vorzuschlagen. Er fand keine Antwort und schwieg.

»Ich kann mir denken, was in dir vorgeht. Die Frage ist: Gibt es Alternativen dazu ihn zu liquidieren? Er erscheint mir wie ein ehrgeiziger Mann.« Die beiden hielten an und Kania sah ihn unschuldig an.

»Dann erledige ich das morgen.« Kanias smaragdgrüne Augen sahen bei den Worten fast schon unschuldig und kindlich aus. »Sauber und ohne Aufsehen.zu erregen.«

»Nein.«, er nahm ihre Hand und hielt sie mit seinen beiden fest umschlossen. Dabei fühlte er die Wärme ihrer Haut. »Ich lasse dich nicht meine Drecksarbeit machen.

»Gemeinsam.« Kania nickte zustimmend und legte ihre freie Hand ebenfalls auf Nikuls.

»Lass uns morgen ausgeruht einen Plan aufstellen.« Das Paar setzte sich wieder in Bewegung. »Wir dürfen aber nicht die Gelegenheit verpassen herauszufinden, wer die Kontaktperson aus Pharos ist und was sie vorhaben.«

The Fredgar Chronicles: Rise of the VodrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt