《 Lord Bellton | 39 》
Der Herrscher von Varis und Beschützer des Walston Forest saß auf einem schwarzen Hengst und hielt die Hände fest an den Zügeln. Langsam trabte er mit mehreren Reihen weiterer Reiter hinter einer sich kilometerweit erstreckenden Kolone aus Infanteriesoldaten. Die Hitze der Sommertage ließ dieser Tage immer mehr nach und machte den Marsch zur Obsidianschlucht erträglicher. Die Geräuschkulisse der marschierenden Armee ließ die Tiere auf beiden Seiten erschrecken und fliehen. Den Walston Forest passierte seit Jahrzehnten kein solches Aufgebot. Einer seiner engsten Berater ritt dicht neben Lord Bellton und klärte ihn über Zustand der Truppe auf.
Monoton zählte er Zahlen und Fakten auf: »Die Logistik reicht um die Armee zwei Wochen im feindlichen Gebiet zu versorgen, danach müssten wir uns langsam zurückziehen und würden jeden Tag mit steigenden Versorgungsproblem zu tun haben. Wenn wir frühzeitig rationieren, könnten wir möglicherweise 4 Wochen schaffen. Die Moral der Männer würde jedoch beträchtlich leiden. Keiner von uns ist die brutalen Wüsten des Westens gewöhnt.«
Bellton nickte und schwelgte in Gedanken. Er musste sich auf die bevorstehende Schlacht konzentrieren, doch erwischte er sich immer wieder, wie seine Sorgen viel mehr um Kania und Nikul kreisten. Möglicherweise war es ein Fehler sie allein losziehen zu lassen. Wen Pharos ihn gefangen nimmt und alles aus ihm ausquetscht ... Am Ende würde Hallvard Adkin recht behalten. Er umfasste seinen Schwertgriff und drückte fest zu, um sich aus den Gedanken zu reißen. Ich muss mich auf diese Schlacht konzentrieren. Meine Männer verlassen sich auf mich. Bellton sah zu seinem Berater. »Wie steht es um unsere finalen Zahlen? Konnten wir alle Freiwilligen mit der Notproduktion der letzten Wochen ausstatten?«
»Zweitausend Mann Infanterie, hundertfünfzig Reiter, fünfhundert Freiwillige mit spärlicher Ausrüstung, fünf Tor'Ghul, zehn Kampfmagier und zwölf Heiler.«
»Nur fünf Tor'Ghul, ich habe gehofft es würden sich mehr erheben. Diese Kerle haben zu viel Ehre im Leib.«
»Ihr Schwur die Waffen niederzulegen bis die Wolken über Fredgar sich rot färben ist bindend. Sie folgen nur dem König. Die fünf die wir aufgetrieben haben, sind bereits ein Wunder.«
»Hoffen wir es reicht. Wir müssen die Pharosianer unerwartet treffen. Nur so können wir die Unterzahl ausgleichen.«
»Einer von uns ist zehnmal so viel Wert wie einer von ihnen. Wir verteidigen unsere Heimat.«, erinnerte ihn der Berater und drosselte sein Pferd.
Ein Reiter kam mit hoher Geschwindigkeit von der Spitze der Kolonne aus auf sie zu. Lord Bellton erkannte seinen Späher sofort. Er hatte ihn persönlich beauftragt. »Halt.« Die Truppe aus zehn Reitern um Lord Bellton, die allesamt Anführer der einzelnen Kampfgruppen sowie enge Vertraute waren, stoppten ihre Pferde.
Der gehetzt wirkende Späher hielt kurz vor der Gruppe sein hechelndes und schwer erschöpft aussehendes Pferd an. Lord Bellton befürchtete bereits das schlimmste, entspannte sich jedoch beim Anblick eines leichten Grinsens seines Mannes.
»Jetzt sag schon!«
»Wir haben alle erwischt, mein Lord.« Die grünen Augen des Mannes stachen aus seinem mit Kopftuch bedeckten Gesicht heraus. Äußerlich war er gekleidet wie ein ziviler Pharosianer. Eine rote Stofftunika kleidete seinen Körper. Zu Luft gekommen führte er genauer aus: »Soweit man den Angaben unserer Aufklärung vertrauen kann, haben wir alle Stellungen wie geplant entdeckt und ihre Späher ausgeschaltet. Die Vorhut ebenfalls. Sie sollten unser Vorrücken nicht bemerken.«
Einer seiner Anführer meldete sich zu Wort: »Natürlich kann man meiner Aufklärung vertrauen. Wir haben wochenlang alles genauestens beobachtet. Es wird funktionieren.«
Lord Bellton nickte zustimmend und die Freude über die guten Neuigkeiten spiegelte sich zweifelsfrei in seiner Mimik wieder. Er befahl entschieden: »Dann sind die Würfel gefallen. Wir greifen sie noch heute an. Geht zu euren Männern und beschleunigt den Marsch. Wir werden diese Armee nicht ewig verbergen können. Sobald die Sonne untergegangen ist, müssen wir ihr Lager erreichen und angreifen.«
»Die Obsidianschlucht ist nur noch wenige Kilometer entfernt.«, bestätigte einer seiner engen Freunde. »Wir liegen im Zeitplan. Ruris und Dhagaris sind uns zugeneigt.«
Lord Bellton war kein fanatischer Gläubiger, doch neigte er seit Wochen dazu, jeden Abend zu den Gottheiten Fredgars zu beten. Es schien sich auszuzahlen. Vielleicht hätte ich früher damit anfangen müssen. Er antwortete seinen Männern:
»Dann möge Ruris ihnen süße Träume bescheren, sodass sie tief und fest schlafen, wenn wir sie von unserer Grenze treiben.«
Ein einhelliges »Aye!« Zog als Echo durch den Walston Forest. Seine Berater schwärmten zu ihren Kampfeinheiten aus. Wenig später bemerkte Bellton und seine Kavallerie, dass ihr Tempo deutlich anzog. Wenn nötig würden sie einen Gewaltmarsch hinlegen. Lieber erschöpft auf unvorbereitete Feinde treffen als ausgeruht ins Verderben laufen.
Nachdem alle Anführer verschwanden und nur noch sein engster Freund neben ihm ritt, fing Lord Bellton einen besorgten Gesichtsausdruck seinerseits auf. Als hätte der alte Freund eine Maske fallen lassen sprach er leise:
»Noch heute wird sich herausstellen, ob wir auf alle Zeiten Helden Fredgars oder geächtete Verräter sein werden. So oder so werden wir in die Geschichtsbücher eingehen.«
Bellton antwortete entschieden: »So oder so tun wir das Richtige. Wenn rechtschaffene Männer sich vor dem Bösen beugen, kann es niemals wahren Frieden geben.«
»Ich wusste gar nicht, dass du einen Märtyrer in dir trägst, mein Lord.«
»Das tun dieser Tage viele, alter Freund. Wir sind nicht die Einzigen auf dem besten Weg in den Sternenhimmel. Wir können nur hoffen, dass Dhagaris sich noch eine Zeit lang damit geduldet, uns in den Nachthimmel zu holen.« Seine Gedanken schweiften wieder zu Kania und Nikul ab.
»Du würdest sicher heller leuchten als der Mond. Die Masse machts.«
Bellton sah ihn eine Zeit lang finster an, lachte dann jedoch gemeinsam mit seinem Freund laut auf. »Zumindest bleibt uns der Galgenhumor.«
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The Fredgar Chronicles: Rise of the Vodrug
Fantasía„Dafür wirst du bezahlen mein Junge. Wenn du dich ergibst und unsere Fragen beantwortest verschonen wir die kleine." Die drei umkreisten Ihn langsam auf Ihren Pferden und schienen jederzeit angriffsbereit. Arya hatte sich mittlerweile aus dem Staub...