《 Kania | 24.1 》
Kania saß mit einem angebissenen Apfel in der Hand im Herrenzimmer des Anwesens auf einem pompös gepolsterten, unglaublich gemütlichen schwarzen Ledersessel. Sie trug ihr burgundfarbenes Oberteil mit dünnen Trägern und eine gemütliche graue Sporthose. Ihr Blick fokussierte das zischende Kaminfeuer und wohlige Wärme umschlang ihre Haut. Rechts von ihr saß Nikul in einem ebenfalls eher legeren Outfit auf einem gleich aussehenden Sessel und las ein Buch über die Geschichte der Königsfamilie Adkin. Vrinsi zu ihrer linken fiel durch ein hellblaues mit schnörkeln verziertes Hemd und eine schicke Stoffhose deutlich aus der Reihe. Er nahm einen langen Zug seiner dicken Zigarre zu sich und durchflutete den Raum beim Ausatmen mit Rauch.
»Kümmert ihr euch jetzt um unsere Abmachung oder haltet ihr mich nur hin? Meine Geduld ist nicht grenzenlos.«
»Gedulde dich noch ein wenig. Bald.« Kania antwortete zuckersüß. Sie hatte Nikul mit Arya gestern im Anwesen gelassen, um Vorbereitungen zu treffen. Der Plan, in Ilias Alredons Haus einzubrechen, erforderte Informationsbeschaffung und Planung. Sie hatte in Erfahrung gebracht, wie viele Wachen in welchen Schichten patrouillieren und welche Zugangswege ihnen offen standen. Sich Zugang zu verschaffen, war nicht völlig trivial, da Ilias etwas paranoid zu sein schien und privat über dreißig eigene Wachen nur für seine Anwesen beschäftigte. Zum Glück befand es sich ebenfalls im Musikerviertel und Kania konnte zum Abendessen nach Hause kommen.
»Wie bald?«
»Bald, bald, bald.«
Vrinsi schnaubte ärgerlich und nahm einen Zug von der Zigarre.
»Ich gebe dir bis Ende der Woche Zeit, das Problem zu beseitigen. Auf welche weiße auch immer. Ansonsten gilt unser Abmachung nicht mehr.«
»Warum hast du es so eilig?«
»Das geht dich nichts an. Du hast einen Auftrag. Erfüll ihn. Früher wusstest du noch wie das funktioniert.«
»Wenn das so wäre, würden wir jetzt nicht hier sitzen.« Kania zwinkerte ihm zu, während er nur die Augen zusammen kniff.
»Ich habe Morgen eine Angelegenheit zu erledigen und verreise. Yames wird sich um euch kümmern. Wenn ich wieder da bin brauche ich Ergebnisse.«
»Wohin geht es denn?« Nikul hob neugierig den Blick von seinem Buch. Vrinsi ignorierte ihn jedoch einfach. Kania zog einen grauen Stift aus ihrem Dutt, sodass ihre Haare offen lagen und sich leicht gewellt hinter ihr ausbreiteten. Sie fing an, auf einem Papier vor ihr zu zeichnen und zu schreiben.
»Der Kerl ist verdammt gut bewacht. Wenn wir Beweise für seine Vergehen sammeln wollen, um ihn zu erpressen oder einzuschüchtern, müssen wir vorsichtig vorgehen. Wenn die Wachen Alarm schlagen, kann es sein, dass die Beweise vernichtet werden.«, sie sah stolz in die Runde »Zum Glück habt ihr eine Expertin für so etwas dabei.«
»Wohin ich verreise geht euch nichts an. Kannst du ihn nicht einfach vergiften und wir haben unsere Ruhe?«, schlug Vrinsi beiläufig vor und nahm wieder einen langsamen, genussvollen Zug an der Zigarre.
»Das ist schlecht für die Außenwirkung. Wir wollen doch die Guten sein. Du kannst natürlich auch gerne selber Beweise für deine Behauptungen vorlegen.«
Vrinsi schnalzte nur mit der Zunge »Macht halt. Aber beeilt euch.«
Das Feuer wurde langsam schwächer und nur noch die Glut loderte leicht vor sich hin. Trotzdem war die Wärme im ganzen Raum zu spüren. Kania stand auf und ging zum Piano auf der gegenüberliegenden Seite. Der Raum war in einer Mischung aus dunklen Rot- und Goldtönen gehalten. Teure handgefertigte Teppiche legten den Boden aus, der Kamin bestand aus weißem Gestein. Hirschgeweihe und Waffen verschiedener Art dekorierten die Wände.
Sie setzte sich auf einen Hocker vor dem Piano und ließ ihre Hand sanft über einige niedrige Töne fahren. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Nikul aufschaute und sein Buch weg legte.
»Ihr wollt also den Plan wissen?« Eine Mischung aus theatralischen hohen Tönen durchflutete für kurze Zeit den Raum. »Wir beginnen, wenn die Sonne verschwunden ist und der Mond am höchsten steht. Mitten in der Nacht.« Düstere tiefe Töne folgten ihren Worten und untermalten das Unterfangen. Ihre Hand arbeitete vorsichtig und behutsam. Der Fuß folgte im Takt. »Die Wachen im Garten werden aufgrund meiner Gewürze in ihrem Abendessen das dringende Bedürfnis verspüren sich zu erleichtern und sich im Anwesen befinden.« Aus dem Anspielen einzelner Tasten die eine düstere Stimmung untermalten entwickelte sich eine Melodie. Schnell und aufregend klangen die Töne des Pianos durch das Herrenzimmer. »Ohne Hindernisse können wir also in den Weinkeller eindringen und darauf warten, dass die Wachen wieder im Garten patrouillieren.« Die Melodie wurde immer schneller und aufregender. »Und dort betrinken wir uns, bis mir die nächsten Schritte einfallen!« Ihre Hände drückten viele Tasten auf einmal und ein eintöniger, lang gezogener Akkord schallte im Raum nach.
Vrinsi ließ vor Lachen seine Zigarre fallen und musste sie mit seinem Schuh austreten, um zu verhindern, dass der Teppich Feuer fängt. Nikuls herzhaftes Lachen drang ebenfalls durch den Raum und erhellte ihn.
Kania blieb noch eine Zeit lang nachdenklich am Piano sitzen und begann eine neue Melodie. Diesmal traurig, langsam und düster. Sie stammt von einem Künstler, der regelmäßig in der königlichen Konzerthalle von Haynes auftrat und handelte vom Fall der Vodrug und Untergang Fredgars. Zuerst hatte sie Mühe, sich zu erinnern und die richtigen Noten zu spielen. Nach einer Weile ergriff die Musik sie jedoch und ihre Hände spielten ohne darüber nachzudenken die düstere Melodie.
Gänsehaut spannte sich um ihren Körper und sie hörte auf, zu denken oder zu fühlen. Wurde eins mit dem Piano und dem Leid ihrer Heimat. Vrinsi und Nikul lauschten gebannt und schwiegen. Nachdem sie die Melodie vollendete, rührte sich der Raum lange nicht und schwieg nachdenklich. Bei einem Blick zum Kamin hätte Kania schwören können eine Träne in Vrinsis Gesicht gesehen zu haben.
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The Fredgar Chronicles: Rise of the Vodrug
Fantasía„Dafür wirst du bezahlen mein Junge. Wenn du dich ergibst und unsere Fragen beantwortest verschonen wir die kleine." Die drei umkreisten Ihn langsam auf Ihren Pferden und schienen jederzeit angriffsbereit. Arya hatte sich mittlerweile aus dem Staub...