Windstärke 21 | Sky

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Teil 1 der Mini-Lesenacht ❤️
Und wenn ich Nacht sage, meine ich Nacht. 😂 War nicht so geplant, aber mir ist gerade klar geworden, dass ich das ganze WE unterwegs sein werde.
Liebe Grüße

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Knapp zwei Wochen später

Weil Julian der Meister darin ist, gelassen und unumstößlich zu wirken, kopiere ich seine Lockerheit – zumindest versuche ich das – und sitze auf meiner Motorhaube, als Peter allein durch die elektrische Schiebetür der Schwimmhalle auf den Parkplatz geschlendert kommt.

Noch hat er mich nicht bemerkt. Er schiebt eine Hand in die vordere Hosentasche seiner Jeans, mit der anderen hindert er den Gurt seines Armeeseesackes daran, ihm von der Schulter zu rutschen.

»Peter«, plärre ich über die rund zwanzig Meter zwischen uns. »Wir müssen reden.«

Erst verlangsamt Chief Braxton sein Tempo nur, dann bleibt er ganz stehen.

»Sky?«

Langsam lasse ich mich von der Motorhaube gleiten und marschiere mit langen Schritten auf ihn zu. Meine Arme hängen locker an den Seiten herunter. Nur ich weiß, dass sich meine Fingernägel gerade in meine Handinnenflächen bohren.

Das ist zwar unangenehm, aber ich brauche ein Ventil für die wachsende Anspannung in mir, bevor ich aus allen Nähten platze. Am liebsten würde ich umkehren, aber das Verlangen, Peter zu konfrontieren, brennt stärker in mir.

»Die einzig Wahre«, gebe ich zurück wie in einem Tennismatch – ein Vorgeschmack auf das, was ihm bevorsteht. Heute ist er mir Antworten schuldig. Peter wird keine Chance haben, Zeit zu gewinnen, sich Phrasen zurechtzulegen. Keine Filter. Keine Rückzieher. Für keinen von uns.

Was andere tun, kann ich nicht beeinflussen, aber was ich mir von ihnen gefallen lasse, das kann ich kontrollieren.

»Schön dich zu sehen. Ich wollte mich ohnehin für die schöne F–«

»Nein!«, würge ich ihn mitten im Satz ab.

»Nein?«

Ich presse die Lippen aufeinander, als ich endlich vor ihm zum Stehen komme. Doch Peters Augen hängen nicht an meinem Gesicht. Sie huschen zwischen meinen geballten Fäusten hin und her. Sein Adamsapfel hüpft, aber es verschafft mir keine Genugtuung, dass er nervös ist. Er wird sich anhören, was ich zu sagen haben, Stellung beziehen – und dann sind wir fertig miteinander.

»Heute reden wir.«

Der Seesack kommt mit einem dumpfen Knall auf dem Boden auf. Langsam, als würden sie von unsichtbaren Gewichten nach unten gezogen, hebt Peter seine Lider, bis sein Blick mit meinem kollidiert.

»Das ... ist gut. Ich wusste nicht, wie viel Zeit du für angemessen hältst, bevor ... na ja ... bevor wir es miteinander versuchen können. Sally weiß auch noch nichts.«

Von allen möglichen Reaktionen, die ich im Kopf durchgegangen bin, war keine annähernd so verstörend wie diese hier. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass ich ihn richtig verstanden habe.

»Peter, was redest du da?« Mein gesamter Wagemut von eben löst sich vor meinen Augen in seine Einzelteile auf.

Der ehemals beste Freund meines Vaters streckt beide Hände nach mir aus und für einen Moment glaube ich, er würde meine Schultern umfassen, doch er lässt die Arme locker zur Seite fallen.

»Na, das hat dich doch immer davon abgehalten, zu deinen Gefühlen zu stehen, oder nicht?« Er blickt in Richtung Himmel, als würde er die richtigen Worte in der Zugrichtung der Wolken finden. »Ganz ehrlich, ich denke, Xan wäre nicht begeistert gewesen, aber ich beginne zu glauben, dass er irgendwann kein Problem mehr mit uns gehabt hätte.«

The Sea is Rough TonightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt