,,Und, wie war's?'' fragte meine Mutter mich neugierig, als ich mich im Wohnzimmer auf den alten Sessel meines Vaters plumpsen ließ. Ich lehnte meinen Kopf zurück und schloss die Augen, ehe ich mich wieder aufrichtete und sie anschaute.
,,Wie immer'' antwortete ich mit einem aufgezwungenem Lächeln.
Ron schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte.Es war erstaunlich, wie sehr Ron meinem Vater eigentlich ähnelte. Vermutlich war auch das der Grund, weshalb meine Mutter sich dazu entschied noch einmal zu heiraten. In Ron fand sie ihren Komfort wieder, der ihr genommen wurde.
Erst jetzt wurde mir klar, dass obwohl mein Vater nicht mehr da war, er es doch irgendwie war - in Ron. Ron hatte dieselbe Ausstrahlung, denselben Humor, dieselben Charaktereigenschaften und vor allem wusste er es immer sofort, wenn etwas nicht stimmte - genau wie mein Vater.
,,Hilfst du mir mal kurz in der Küche?'' fragte er, während er von der Couch aufstand.
Ich tat es ihm gleich und lief ihm hinterher. Meine Mutter verblieb im Wohnzimmer und schaute uns zufrieden hinterher. Mir war schon bewusst, dass er keine Hilfe benötigte und in die Küche wollte, um mit mir in Ruhe sprechen zu können.,,Wie war es wirklich?'' fragte er mich nun.
,,Du bist gut darin deine Emotionen zu verstellen, aber nicht jeder hat Tomaten auf den Augen'' fügte er in einem ruhigen und verständnisvollem Ton hinzu. Ich schluckte, während ich spürte, wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Genau das hatte mein Vater als Kind zu mir gesagt.Wir standen in der Garage und versuchten mein Fahrrad zu reparieren. Die Kette war hinausgesprungen und mein hinteres Rad schief, da ich gegen einen Zaun gefahren war. Ich saß auf einem alten Holzkasten und beobachtete meinen Vater, während ich mir den Arm festhielt und mein Schluchzen versuchte zu unterdrücken.
Ich versuchte mir den Schmerz nicht anmerken zu lassen, da in der Schule andere Kinder immer gesagt hatten, dass nur schwache Jungs weinen würden, doch mein Vater bemerkte es und kam auf mich zu.
,,Du bist gut darin deine Emotionen zu verstellen, aber nicht jeder hat Tomaten auf den Augen'' sagte er, während er seine Hand auf meinen Kopf legte und durch meine Haare wuschelte. Nun kniete er sich vor mir nieder.
,,Weinen ist etwas völlig Normales und kein Zeichen von Schwäche. Auch ich weine manchmal'' lächelte er mich zuversichtlich an.Erst als ich bemerkte, dass Ron mich in eine Umarmung gezogen hatte und mir die Tränen über die Wange liefen, kam ich wieder zu mir. Ich vermisste meinen Vater mit jedem Tag der verging, doch ich war mir sicher, dass es kein Zufall gewesen war, dass Ron in unser Leben getreten war. Ich war mir sicher, dass mein Vater ihn zu uns geschickt hatte.
,,Du kannst mit mir und deiner Mutter über alles reden. Das weißt du, oder?'' hörte ich ihn sagen. Worte, die auch beinah täglich von meinem Vater gekommen waren. Doch in dieser Hinsicht konnte ich mit meiner Mutter ganz und gar nicht darüber sprechen.
Wir lösten uns langsam aus der Umarmung.
,,Möchtest du mir erzählen, was dich so bedrückt?'' fragte er nun.
Ich senkte meinen Blick und dachte nach.
,,Versprich mir, dass du es nicht meiner Mutter erzählst'' fing ich an, ehe ich mich dazu entschloss ihm zu sagen, was los war.Ich erzählte ihm von meinen Gefühlen zu Clay, dem Kuss auf der Hochzeit und wie es seitdem zwischen uns verlief, doch nicht, was letzte Nacht geschehen war. Diese Sache konnte ich selbst nicht einmal aussprechen. Ich deutete nur an, dass ich betrunken war und wir uns etwas näher gekommen waren.
Ron hörte mir die ganze Zeit aufmerksam zu. Nicht einmal widmete er mir einen verurteilenden Blick, sondern eher einen zuversichtlichen, verständnisvollen.
,,Gefühle sind weder falsch noch richtig, man sollte sie nie in eine Schublade stecken'' sagte er.,,Aber man sollte auf jeden Fall über seine Gefühle sprechen'' fuhr er fort. Damit wollte er wohl andeuten, dass ich mit Clay darüber sprechen sollte oder sogar musste, wenn ich nicht wollte, dass es weiterhin zwischen uns so verlief.
,,Die Liebe kann und sollte man nicht versuchen zu verstehen, sondern sie ausleben und passieren lassen'' lächelte er mich sanft an, ehe sich unser Gespräch dem Ende neigte.
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Ron >>>
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Fated Souls
FanfictionVon Geburt an waren George und Clay zusammen aufgewachsen, da deren Mütter beste Freundinnen waren. Normalerweise sollten sie selbst unzertrennliche Freunde sein, doch das waren sie nicht unbedingt. George hatte das Gefühl, dass Clay ihn nie wirklic...