Kapitel 13

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Clays PoV

Am späten Abend lag ich in meinem Bett, mit dem Handy in der Hand und dem geöffnetem Chat von George. Ich hatte das Bedürfnis ihm irgendetwas schreiben zu müssen, doch ich wusste weder was noch brachte ich mich selbst dazu überhaupt erst auf der Tastatur herumzutippen.

Was, wenn er sich inzwischen daran erinnern konnte? Aber wäre er dann nicht auf mich zugekommen? Oder würde er versuchen mir aus dem Weg zu gehen? Es war schwierig ihn nach dieser Nacht einzuschätzen. Nicht einmal mit dieser Nacht überhaupt hätte ich gerechnet.

Was war das eigentlich für ein Mist zwischen uns? Wir waren wie Brüder aufgewachsen und konnten nicht einmal ein vernünftiges Wort miteinander sprechen. Naja, wunderte mich das denn wirklich? Wir hatten uns nie wirklich wie Brüder verhalten. Zugegeben hatte ich keine Ahnung, was wir überhaupt waren. Wie wir zueinander standen oder es jemals getan hatten.

Konnte es daran liegen, dass er schon länger Gefühle für mich hatte? Genau wie ich für ihn, von denen er jedoch nichts wusste und noch immer nicht tat? Von meinen sollte er auch nie erfahren. Ich wusste ehrlich gesagt nicht einmal, wie ich die jetzige Situation handhaben sollte.

Ein weiteres Problem war, dass meine Eltern Georges Eltern und ihn natürlich zum Essen morgen einladen würden, wie meine Mutter mir heute erzählt hatte. Sie wollte, dass alle einmal wieder Beisamen waren, aßen, Spaß hatten und Zeit verbrachten, da Carl nun auch wieder da war. Ausgerechnet morgen musste es sein.

Ich hatte die Wahl.
Ich würde mich der Situation stellen, so unangenehm es auch werden würde oder verdrücken. Doch wenn ich mich verdrücken sollte, würde meine Mutter verdammt sauer und enttäuscht von mir sein. Noch hatte ich ja diese Nacht um darüber nachzudenken.

Die halbe Nacht lang lag ich wach und versuchte eine Entscheidung zu treffen. Letztendlich entschied ich mich dazu mich zu verdrücken. Es war vermutlich das beste für beide von uns. Weder ich noch er konnte mir wahrscheinlich in die Augen schauen, wenn er sich daran erinnern sollte.

Da ich mich aber nicht so einfach verdrücken konnte und nicht den Abend somit ruinieren wollte, musste ich mir etwas einfallen lassen. So kam mir die Idee eines angeblichen Arzttermins, den man nicht verschieben konnte und sehr dringend sein würde.

Am Morgen betrat ich die Küche und sah, wie meine Mutter bereits alles für das Abendessen vorbereitete. Dass sie den halben Tag in der Küche dafür stand ließ mich schlecht fühlen, doch es musste dieses eine mal sein.

,,Uhm, Mom?'' rief ich sie, während sie das Gehacktes vorbereitete.
,,Ja?'' kam es fröhlich von ihr.
,,Ich habe heute Abend einen wichtigen Arzttermin, den man leider nicht verschieben kann. Daher kann ich beim Abendessen leider nicht dabei sein'' entgegnete ich ihr.

Als sie mich anschaute, verflog jede Freude in ihrem Blick.
,,Och nein, muss das wirklich heute Abend sein? Kann man ihn wirklich nicht verschieben?'' fragte sie. Ich schüttelte den Kopf.
,,Ich hab's bereits versucht, es gibt leider nur den Termin von heute Abend. Daran habe ich gestern auch gar nicht mehr gedacht, sonst hätte ich es dir schon vorher gesagt.''

Sie seufzte.
,,Das ist ja blöd. Ich habe mich so gefreut, dass wir alle mal wieder zusammen den Abend verbringen, da dein Bruder auch wieder da ist'' murmelte sie bedrückt.
,,Tut mir wirklich leid, vielleicht schaffe ich es ja noch etwas später dazuzukommen'' versuchte ich sie aufzumuntern, obwohl ich ganz genau wusste, dass ich es nicht versuchen würde.
,,Das wäre schön'' lächelte sie.

Am Abend hatte ich mit Absicht so lange wie möglich gewartet zu gehen, bevor sie kamen. Vermutlich war ich nur 20 Minuten ehe sie gekommen waren abgehauen. Zugegeben hatte ich nicht durchdacht, was ich nun so lange unternehmen würde. Da fiel mir Nathan ein, den ich nur eine halbe Stunde später im Park antraf.

Er hatte sogar noch jeweils zwei Bier für uns mitgebracht. Wir setzten uns auf eine der Bänke und stoßen an, ehe wir einen Schluck nahmen. Ich spürte Nathans starrenden Blick auf mir, daher schaute ich ihn an.

,,George hat ausgespuckt, dass es ein paar Differenzen zwischen euch gibt'' sagte er.
,,Hat er das?'' antwortete ich gespielt ahnungslos, doch natürlich zog das bei ihm nicht.
,,Es gibt Sachen zwischen uns, die wir mit anderen nicht bereden können'' fing ich an, woraufhin er schon wieder etwas sagen wollte, ich ihm jedoch zuvorkam.
,, - da wir beide nicht einmal miteinander darüber sprechen können'' fuhr ich fort.

Er musterte mich.
,,Was ist auf der Hochzeit wirklich zwischen euch passiert?'' fragte er mich nun direkt.
Ich starrte ihn an. Er war Georges Cousin, aber auch ein guter Freund von mir und schon immer gewesen. Wenn es jemanden gegeben hatte, mit dem ich wirklich ernst über alles sprechen konnte, war es er.

Ich atmete einmal tief durch, ehe ich die Flasche in meiner Hand senkte und anfing ihm alles zu erzählen. Wie es vor der Hochzeit zwischen uns gelaufen war und wie es seit der Hochzeit immer mehr bergab ging und was zwischen uns alles passiert war. Auch von seinen Gefühlen mir gegenüber und meinen ihm gegenüber. Sowie die Nacht auf seiner Party, ich ließ nichts aus.


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Ich habe heute echt viel geschrieben, wenn man bedenkt, dass es hier das zweite Kapitel ist und ich die ersten zwei in Royal Devotion (die Ff, die hier nach kommt) geschrieben habe 🙆‍♀️

Fated SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt