Kapitel 16

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Wir wurden mehr oder weniger gezwungen uns an den Tisch zu setzen. Ich spürte seinen Blick auf mir, der nicht mehr abließ. Mein Herz schlug mit jeder Sekunde schneller. Ich fühlte mich ihm hilflos ausgesetzt. Wenn ich daran dachte, was ich getan hatte, würde ich am liebsten Augenblicklich im Boden versenken wollen.

,,Wie war dein Termin?'' fragte seine Mutter ihn und konnte somit seinen Blick von mir losreißen, da er sie nun anschaute. Ich wagte einen kurzen Blick zu ihm, doch senkte ihn wieder sofort. Unter dem Tisch spielten meine Hände sowie Füße nervös miteinander herum. Ich versuchte mich so abzulenken.

Carl schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Das machte mich nur umso nervöser, nach der Sache vorhin. Ich hatte das Gefühl, dass er wusste, dass ich auf seinen Bruder stand. Er hatte zwar bisher nie etwas gesagt, doch seine Blicke verrieten es mir. Für Carl hatte ich im Augenblick aber keine Nerven mehr. Ich musste die restlichen, die ich besaß, für Clay aufbringen.

Aber ich schaffte es nicht, es wurde mir zu viel. So stand ich erneut auf und verließ die Küche ohne etwas zu sagen. Natürlich richtete das alle Blicke irritiert auf mich, doch das war mir egal. Ich konnte nicht länger dort sitzen, so tun als wäre nichts gewesen und seine Blicke weiterhin auf mir ergehen lassen. Es machte mich verrückt.

Ich war in den Garten hinters Haus gelaufen und setzte mich auf den Schaukelstuhl. Meine Augen schloss ich und versuchte mich zu beruhigen, während sich der angenehme Wind über meine Haut streifen ließ. Die Stille, die mich umgab, entspannte mich. Mein Puls hatte sich inzwischen wieder etwas beruhigt.

Doch dieser schoss wieder abrupt in die Höhe, als ich spürte, wie sich jemand neben mich setzte. Ich hielt meine Augen geschlossen und hoffte darauf, dass es nicht Clay sein würde, doch als ich sie öffnete war es genau er. Wieder schaute er mir so intensiv in die Augen.
,,Wir sollten reden'' kam es in einem ruhigen, aber auch unsicheren Ton von ihm.

Ich schluckte, während meine Augen unabsichtlich auf seine Lippen huschten. Ich konnte ihn nicht anschauen ohne an diese Nacht zu denken. Die Art, wie er meine Berührungen genossen hatte. Meine Küsse und mich selbst berührt hatte.

,,Mir fällt das ganze selber nicht leicht und wenn du mich dann auch noch so anschaust, macht es das nicht leichter, George'' hörte ich ihn sagen, ehe meine Augen wieder in seine fanden.
Ich schluckte und wollte etwas sagen, doch kein Ton verließ meine Lippen. Mein Puls stieg mit jeder weiteren Sekunde, die er mich so intensiv anschaute, in die Höhe.

,,Du tust es doch selber'' entfuhr es mir.
Er senkte für einen Moment seinen Blick, während sich sein Mundwinkel leicht anhob.
,,Nicht absichtlich. Ich versuche mich wirklich zusammenzureißen, aber - ''
,, - aber es geht nicht...'' nuschelte ich.
Er nickte.

,,George...'' sagte er meinen in einem Ton, wie ich es noch nie von ihm gehört hatte.
,,Es tut mir leid'' entschuldigte er sich.
,,Was tut dir leid?'' fragte ich leicht irritiert.
,,Alles.''

,,Der Kuss auf der Hochzeit...die Nacht auf der Party...ich hätte das eine nicht tun und das andere verhindern sollen'' sagte er. Als er die Nacht wieder erwähnte, spürte ich wie sich meine Wangen erröteten.

,,Und dass ich dich von mir gestoßen habe, als du mir deine Gefühle gestanden hast, obwohl ich sie erwider und das schon lange...''
,,Was?'' entfuhr es mir verwundert und schockiert zugleich.

,,Ich bin immer nur auf Abstand gegangen, weil ich nur so meine Gefühle in deiner Gegenwart kontrollieren konnte. Als wir uns auf der Hochzeit dann so nah kamen, überkam es mich auch. Das alles ist meine Schuld'' sagte er.

Ich starrte ihn ahnungslos was ich sagen sollte an.
,,Es ist nicht alles deine Schuld, es gehören immer zwei dazu...'' entgegnete ich ihm.
,,Ich war außerdem nicht besser.''
Er schenkte mir ein sanftes Lächeln.

,,Wie geht es jetzt weiter?'' fragte ich.
,,Was möchtest du?'' fragte er mich, was mich verwirrte.
,,Wie meinst du das?''
,,Wir machen so weiter, wie du es möchtest.''

Verwundert starrte ich ihn an.
,,Ich glaube nicht, dass du so weiter machen wollen würdest, wie ich es mir vorstelle...'' murmelte ich.
,,Wieso glaubst du das, wenn du es noch nicht ausgesprochen hast?''
Ich zuckte mit den Schultern.

Plötzlich umfasste er meine Wange mit seiner Hand und zog mich zu sich.
,,Ich habe dir vorhin gestanden, dass ich deine Gefühle erwidere, George'' sagte er.
,,Wenn du willst, dass es zwischen uns aufhört, akzeptiere ich das'' fing er an.
,,Wenn du willst, dass wir weitermachen, wäre ich mehr als froh darüber'' fuhr er fort.

Er zog mich noch näher an sich.
,,Also, was möchtest du?'' fragte er erneut.
Ruckartig legte ich meine Hände an seinen Hinterkopf und zog ihn in einen Kuss hinein. Ich hoffte, dass es Antwort genug für ihn war.


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Naw

Fated SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt